Fußball

Salzburg kann sogar mit der besten Mannschaft der Welt mithalten!

Marco Rose soll bitte nicht böse sein, aber  mit der heldenhaften 3:4 (1:3)-Niederlage beim FC Liverpool erregte Red Bull Salzburg bei seinem ersten Auswärtsspiel in der  Champions League  zumindest ebenso viel Aufsehen wie mit den Siegen in der Europa League gegen Borussia Dortmund, Lazio Rom, Olympique Marseille, RB Leipzig und Napoli während seiner Ära. Wenn eine Gastmannschaft im Kultstadion an der Anfield Road binnen 22 Minuten einen 0:3-Rückstand aufholt, dann schreibt sie damit Geschichte, auch wenn am Ende eine Niederlage steht. In den britischen Gazetten stand Donnerstag zu lesen, von dem Spiel werde der Jubelsprint von Salzburgs Trainer Jesse Marsch nach dem Ausgleich immer in Erinnerung bleiben und  dass der Titelverteidiger durch die  Österreicher zu Tode erschreckt worden sei. Marc Janko hatte gleich nach dem Spiel auf „Sky“ von zwei Siegern gesprochen und lag damit nicht so falsch. Dem ehemaligen Salzburg-Torjäger  war anzumerken, wie gerne er da noch mitgespielt hätte.

Nachkarten, warum Salzburg nach 36 Minuten 0:3 in Rückstand geriet, das bringt nichts. Es gibt mitunter Situationen, die man nicht mehr verteidigen kann. Dazu könnte das zweite Tor von Liverpool gezählt haben. Ob die taktische Umstellung von Marsch auf die Mittelfeldraute nach einer haben Stunde bei 0:2 die Basis für die große Salzburger Aufholjagd war, wie es auch Klopp erkannte? Takumi Minamino war fast eine Minute lang mit einem weißen Zettel in der Hand am Rasen von Anfield unterwegs. Offenbar  Anweisungen für seine neue Position in der Raute. Trotzdem kassierte Salzburg bald danach das dritte Tor. Egal, es gab noch keine  österreichische Mannschaft, die nach einer Niederlage behaupten durfte, mit der vielleicht besten Mannschaft der Welt mithalten zu können. Keiner konnte Marsch widersprechen, als er dies mit Stolz behauptete. Auch Klopps Satz vom „schönen Schlag ins Gesicht, den uns Salzburg verpasst hat“, hörte man noch nie zuvor vom Trainer einer Mannschaft, die einen Gegner aus Österreich bezwungen hat. Diesen Klopp-Sager vermeldete auch „Bild“ am Tag der deutschen Einheit. Dass Liverpool doch noch etwas mehr darauf hat, merkte man nach dem Tor zur 4:3-Führung: In den letzten 24 Minuten danach ließ der Titelverteidiger keine Ausgleichschance mehr zu.

Erling Haaland, bei dem es nach dem grippalen Infekt nur zu einem Einsatz über 37 Minuten reichte, schaffte dabei das, was schon zuvor seinem Vater Alf gelungen war: Ein Tor an der Anfield Road zu erzielen. Damit führt der Norweger in der Schützenliste der Champions League gemeinsam mit Serge Gnabry von Bayern, zählt zu den vier  Spielen, die in ihren zwei Partien in der Königsklasse viermal trafen. Aber weder Marco van Basten, Didier Drogba und Diego Simeone waren dabei so jung wie der Salzburg-Legionär,  nämlich erst 19 Jahre und 73 Tage. Noch beeindruckender als Haaland waren die Asiaten im erstmals schwarzen Salzburger Dress: Wie Hee Chan Hwang vor einem Tor zum 3:1 mit Virgil van Dijk, Europas Fußballer des Jahres ins Leere fahren ließ und dann präzise ins lange Eck knallte (Bild oben) war große Klasse.  Ebenso die Vorarbeit zum 3:2 von  Minamino. Beim Hamburger SV  konnte es keiner glauben, dass dies der gleiche Spieler war, der letzte Saison in der zweiten deutschen Liga wenig bis nichts auf die Reihe bekam. In Salzburg ist beim Südkoreaner alles einfach anders.  Der Volley von Minamino, der auf Hwangs Assist folgte,  verdient auch das Prädikat Weltklasse: „Salzburg hat uns gezeigt, dass wir noch viel lernen müssen“, gestand van Dijk danach im Interview bei DAZN.

Der irre Sieben Tore-Thriller brachte auch auf Wiedersehen von zwei ehemaligen Mainz-Spielern. Vom damaligen Verteidiger Klopp mit seinem Keeper Herbert Ilsanker, seit Jahren Salzburgs Tormanntrainer. „Seinen Achillessehnenriss verdankt er meinem Rückpass“, erzählte Klopp. Für ihn und Liverpool geht es Samstag an der Anfield Rod gegen Leicester weiter. Da wird Ex-Teamkapitän Christian Fuchs unten auf der Leicester-Bank sitzen. Mittwoch war er erstmals weiter oben Co-Kommentator bei „Sky“. Salzburg empfängt Altach. Im Zeichen des Salzburger Bauernherbstes wird Marsch sicher rotieren.

Foto: Red Bull Salzburg.

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