Fußball

Salzburg-Rekord verleiht Flügel und bringt Millionen! Darf man ein 1:5 so „feiern“ wie Austria?

Die Salzburger November-Festspiele gehen weiter. Verleihen ganz nach dem Werbespruch von Red Bull Flügel. Die ausgerufene Woche der Wahrheit verläuft beeindruckend: Zwei Spiele, zwei Siege, 8:0-Tore. Damit Tabellenführer in der Bundesliga und mit dem 3:0 gegen Vitoria Guimaraes aus Portugal  zum vierten Mal als Gruppensieger in die k.o.-Phase der Europa League aufgestiegen. Das schaffte ausser Red Bull Salzburg noch keine andere Mannschaft. Seit 425 Minuten kassierten die Salzburger kein Tor, das letzte im September beim ersten Gruppenspiel in Guimaraes. Der Erfolgslauf bringt auch finanziell sehr viel; Bisher in diesem Bewerb an Prämien 5,265 Millionen Euro. Und dabei fehlen noch die Einnahmen aus dem Kartenverkauf sowie der Anteil aus dem Marketing-Pool.

Österreichs Meister spielt 2018 erstmals seit drei Jahren auch im Februar noch in der Europa League. Macht sich Hoffnungen, auch die Runde der letzten 32 zu überstehen. Nicht zu Unrecht. Wie etwa der 21jährige südkoreanische Stürmer Hwang Hee Chan, der seinen Vertrag ohne Ausstiegsklausel bis 2021 verlängerte, die Vorarbeit von Munas Dabbur, mit dem linken Fuss zum 3:0 verwertete, hatte schon Klasse, Ein Gruppenzweiter oder einer der Dritten aus der Champions League, die den Bewerb wechseln, sind mögliche Gegner für 15. und 22. Februar. Das wären nach derzeitigem Stand attraktive Namen wie Napoli oder Atletico Madrid oder Borussia Dortmund, könnte auch noch RB Leipzig werden. Das wäre an Brisanz kaum zu überbieten. Nicht erfüllen wird sich der Wunsch von Trainer Marco Rose und einigen Spielern nach Arsenal. Da die Londoner „Kanoniere“ trotz 0:1 beim 1.FC Köln ebenfalls Gruppensieger werden dürften.

„Wir müssen uns aber weiter entwickeln, um auch in der k.o-Phase zu überzeugen“, wusste Rose bei allem dem berechtigten Stolz über den tollen Erfolg des  souveränen Aufstiegs. Die meiste Luft nach oben gibt es aber bei den Zuschauerzahlen, was auch Valon Berisha  ansprach. Nur 6474 auf den Tribünen, da verdient sich die Mannschaft viel mehr. Und daher bedeutet der Wunsch nach einem Knaller vor allem die Sehnsucht nach einem vollen Stadion, Eines zeigte sich auch ohne Abwehrchef Paulo Miranada, Mittelfeldmotor Diadie Samassekou und Senkrechtstarter Hannes Wolf gegen Guimaraes wieder: Salzburg kann Ausfälle verkraften, ist auf jeden Fall für den Schlager am Sonntag bei Rapid gerüstet. Der wird eher für den Höhenflug in Grün-Weiß zur Stunde der Wahrheit.

Salzburg nächstes Jahr in der Europa League, das könnte auch noch Austria in der total verpatzten Herbstsaison gelingen. Trotz des zweiten 1:5-Debakels gegen Milan. Im ehrwürdigen San Siro setzte es die siebente violette Niederlage in den letzten neun Pflichtspielen. Bedenklich. Auch die Art, wie die Austria es zuließ, dass binnen 15 Minuten aus einer 1:0-Führung ein 1:3 wurde.Da wirkte Milan so überlegen wie am Abend vorher Paris St. Germain gegen Celtic. Der Portugiese Andre Silva erzielt seit seinem Millionentransfer von Porto nach Italien sechs Tore für Milan, davon fünf gegen Austria. Das sagt alles über die Defensivschwächen, die mittlerweile auch Torhüter Patrick Pentz erfassten.

Und trotzdem ist am 7. Dezember im Happel-Stadion der Aufstieg möglich, wenn ein Sieg über AEK Athen gelingt. Der Ex-Austrianer Alex Gorgon machte es mit zwei Toren zur 2:0-Führung von Rijeka bei AEK Athen möglich, einer Geschichte, die nur der Fußball schreiben kann. Am Ende hielt auch das 2:2 die Austria noch im Rennen. Ist ihr Glaube an ein Happy-End samt Aufstieg  realistisch? Wenn man Austrias 2:2 von Athen als Maßstab nimmt, dann schon. Die Leistungen seit damals  machen mit Ausnahme des 4:1 in Rijeka wenig Hoffnung. Auch auf ein volles Stadion. Bei allen Appellen an die Austria-Familie, die es bereits gab und die noch folgen werden, „Wir müssen besser spielen“ wusste Trainer Thorsten Fink. Schon zuvor in der Bundesliga. In Wolfsberg und St. Pölten, daheim  gegen Red Bull Salzburg.

Irgendwie wirkte es doch irritierend, wie einige Verlierer das Debakel von San Siro fast mit einem Lächeln kommentierten. Wegen der Schützenhilfe durch Rijeka, Wenn sich Sportchef Franz Wohlfahrt noch an den Beginn seiner Spielerzeit bei Austria in den Achtzigerjahren erinnert: Bei einem Boss wie damals Joschi Walter hätte es nach einem 1:5, egal gegen wen, schon intern geraschelt. Da hätten Verletzte nicht als Ausrede gegolten und wäre jedem, der zufrieden in die TV-Kameras schaute, ein Nachspiel gewiss gewesen. Und auch Fink hätte sich seines Jobs nicht mehr ganz sicher sein dürfen.

 

Foto: RB Salzburg.

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