Fußball

Salzburg richtig platt: Nach elf Verlustoren darf man nicht stolz sein

Nur eine der 32 Mannschaften in der Champions League kassierte in den ersten Spielen elf Tore wie Österreichs Meister Red Bull Salzburg. Das schaffte auch Ferencvaros Budapest gegen Juventus, Barcelona und Dynamo Kiew. Selbst den zwei punktlosen Team passierte das nicht. Dänemarks Meister Midtylland bekam gegen Atalanta Bergamo, Liverpool und Ajax Amsterdam nur acht, Olympique Marseille gegen Olympiakos Piräus, Manchester City und den FC Porto nur sieben. Salzburgs Trainer Jesse Marsch kümmerte dies nicht, weil seine Mannschaft beim 2:6 gegen Bayern München an ihrer Leistungsgrenze agierte. Kein Grund für den ehrlichen Amerikaner, nicht stolz auf die Verlierer zu sein. Aber ehrlich: Darf man noch stolz sein, wenn man elf Verlusttore kassiert, zur Halbzeit der Gruppe schlechter da steht als vor einem Jahr?

Der Hinweis, dass Erling Haaland im Herbst 2019 noch den Bullen-Dress trug, zieht nicht ganz.  Salzburgs Problem ist weiterhin nicht die Offensive, wie zwei erzielte Treffer in jeder der drei Partien einzigen, sondern blieb die Defensive. Gegen Bayern konnte man Tormann Cican Stankovic (Bild oben) bei keinem der sechs Tore, die er bekam, etwas vorwerfen. Er patzte nicht wie gegen Lok Moskau und in Madrid. Es passt aber zu viel anderes nicht. Auch das Verhalten bei Standardsituationen. Die Teampause sollte Marsch auch dazu nützen, über die Bücher zu gehen. So wie bisher weiter zu machen, das wäre nicht gut.

Gegen Bayern hatte bereits zum zweiten Mal ein Tusch des Trainers keine guten Folgen. Gegen Lok Moskau nahm er in Salzburgs bester Phase den gerade auffälligsten Spieler, Sekou Koita, vom Platz. Aus einem 2;1 wurde in 2:2. Dienstag brachte er eine Viertelstunde vor Schluss, als es 2.2 stand, es einen offenen Schlagabtausch gab, mit Jerome Onguene einen dritten Innenverteidiger, um den Punkt zu halten, einen starken Kopfballspieler mehr zu haben, änderte das System auf Fünferabwehr. Es bestand keine Not, das zu tun. Das Ende ist bekannt. Statt Unentschieden ein brutales Debakel.

Nachdenken müsste er auch über den aufwendigen Spielstil. Bayern-Star Thomas Müller sagte nachher im Sky-Interview: „Es war zu merken, dass Salzburg am Ende schon richtig platt war!“ Stehend k.o. Fakt ist, dass  Österreichs beste Mannschaft in jedem der drei Spiele in der letzten Viertelstunde ein Tor kassierte. Gegen Lok Moskau wurde dadurch aus einem Sieg ein Unentschieden, gegen Atletico Madrid aus einem 2:2 noch das 2:3, gegen Bayern war es am schlimmsten. 2:6 statt 2:2. Salzburg ließ in der letzten Viertelstunde damit vier Punkte liegen. Mit ihnen wären die Bullen sogar noch im Aufstiegsrennen dabei. So wird es schwer, Platz drei zu erobern. Vor allem, wenn sich Salzburg defensiv weiter so verhält wie in den ersten drei Partien.

Foto: Red Bull Salzburg.

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