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Salzburg und die Folgen: Ist Stöger der Richtige?

Vom Signal Iduna.-Park in Dortmunds, von knapp 55.000 Zuschauern, ins Pappel-Stadion von Mattersburg mit höchstens 7000. Da ist auch Salzburgs Trainer Marco Rose gespannt, wie seine Spieler diesen „Switch“ am Sonntag beim Duell der besten Frühjahrsteams mit je 17 Punkten aus sieben Partie  schaffen kann. Eine Eisenbahn, die hoch oben auf einem Viadukt neben dem Stadion auch während des Spiels fährt, kann Dortmund nicht bieten. Da ist Mattersburg anders. Auch was die Bedeutung angeht: Für Red Bull Salzburg würde auch die erste Niederlage nach 31 Pflichtspielen, die zweite in der Ära von Rose nichts daran ändern, dass die Marschrichtung zum Meistertitel stimmt. Dortmund braucht nach der 1:2-Heimpleite gegen die „Ösis“ dringend das Erfolgserlebnis im Duell Platz drei gegen Eintracht Frankfurt. Auch was die Qualifikation für die Champions League betrifft.

Salzburg ist die einzige Mannschaft der Liga, die Mattersburg in der Saison bisher zweimal bezwingen konnte. Aber beide Partien waren eng: Beim 2:1 in Mattersburg fiel das Siegestor durch Amadou Haidara erst in der Nachspielzeit, beim 2:0 in Salzburg stand es bis zur 87.Minute 0:0. Die Niederlage am 29. November 2017 war die bisher letzte von Mattersburg in der Meisterschaft. Die Serie von acht Spiele ohne Niederlage und  sechs gewonnen Heimspielen hintereinander, schafften die Burgenländer zuvor in der Bundesliga noch nie. Von seinen ersten 25 Partien als Trainer in Österreichs Bundesliga nur eine zu verlieren, gelang außer Rose zuvor nur dem späteren kroatischen Verbandschef Vlatko Markovic 1985/86 bei Rapid. Rose kündigte an, statt einigen Dortmunder Siegern, von denen Xaver Schlager über muskuläre Probleme klagt, frische Spieler zu bringen. Das hat Stöger auch mit einigen seiner Verlierer vor. Sicher ist: Der Schweizer Innenverteidiger Manuel Akanji, in der Europa League nicht einsatzberechtigt, ersetzt im Abwehrzentrum den Türken Ömer Toprak.

Die Bekanntgabe der  langfristigen Vertragsverlängerung für Star Marco Reus bis 2023 ändert nichts daran, dass auf Stöger seit Donnerstag noch viel, viel mehr Druck mehr lastet als zuvor Denn als Folge der ersten Borussia-Niederlage in diesem Jahr, die in ganz Deutschland als peinlich eingestuft wird,  fragte „Bild“ am Samstag unter der Devise Stöger oder nicht Stöger ganz ungeniert, ob der Wiener Trainer der richtige für Dortmund in der kommenden Saison ist. Die Fakten, die „Bild“ nennt: Nach Punkten betrachtet ist seien Bilanz ordentlich, aber der Stil des BVB reißt nur selten jemanden von den Sitzen. Unter Vorgänger Peter Bosz habe Dortmund deutlich offensiver gespielt. Der Holländer, nach sieben Runden Spitzenreiter, holte dabei 29 Punkte mit 21:2 Toren.  Gegen die gleichen Gegner schaffte Stöger sechs Punkte weniger, mir 10:6-Toren  Mit sinkendem Ballbesitz von 66 auf 55 Prozent.  Das eindeutige Faktum für Stöger: Er habe der im Dezember bei der Amtsübernahme total verunsicherten Mannschaft Stabilität verliehen,  anders als die Vorgänger Bosz und Thomas Tuchel ein sehr gutes Verhältnis zu den Spielern. Aber ein Ausscheiden gegen Salzburg sei ein mögliches k.o.-Kriterium in Sachen Vertrag.

Was Stöger nie ändern wird können: In Dortmund wollen alle 90 Minuten Powerfußball wie vor Jahren in der Glanzzeit untere Jürgen Klopp sehen. Aber das gelang mit einer anderen Mannschaft.  Torjäger Robert Lewandowski ist ebenso nicht mehr in Dortmund wie der Armenier Henrik Mkhitaryan, Mats Hummels oder Ilkay Gündogan, der derzeit verletzte Japaner Shinji Kagawa und Mario Götze waren jünger, haben zudem verunglückte Gastspiele bei Manchester United und Bayern München hinter sich. Götze spielte fast das komplette Jahr 2017 nicht, ebenso Reus. Das braucht seine Zeit. Schürrle war völlig neben der Spur, bevor Stöger kam. Michy Batshuayi, der neue Torjäger, sass bei Chelsea im letzten haben Jahr fast nur auf der Bank, fiel jetzt in ein Loch, weil er englischen Wochen über die volle Distanz nicht mehr gewohnt war. Aber das alles zählt nicht. Ebenso wenig, dass Tuchel letzte Saison die Mannschaft wie eine Zitrone bis auf den letzten Tropfen auspresste. Danach Bosz um eine bessere Atmosphäre bemüht war, es lockerer angehen ließ. Daher fehlt die Topfitness für 90 Minuten Powerfußball. In der kurzen Wintervorbereitung fehlte die Möglichkeit, dies entscheidend zu korrigieren.

Das ist realistisch die Situation in Dortmund. Keine einfache, in der Stöger die Champions League bringen soll.  Gegen Frankfurt mit dem ehemaligen Kroatien Teamchef und Salzburg-Legionär Niko Kovac auf der Trainerbank, der ebenso als Stöger-Alternative wie Diego Simeone von Atletico Madrid oder der seit 2016 joblose Louis van Gaal gehandelt wird, hat Dortmund die letzten sechs Heimspiele gewonnen. Vier Tage vor dem Retourspiel in Salzburg ist das siebente hintereinander für Stöger Pflicht. Zumal der Kohlenpottrivale Schalke Freitag Abend durch den vierten Sieg in Serie, das 1:0 bei Dauerregen in Mainz, Platz zwei hinter Bayern schon verteidigte. Bei dem Guido Burgstaller ebenso durchspielte wie bei den Verlierern erstmals in der Saison Karim Onisiwo. Alessandro Schöpf musste zur Pause Leon Goretzka, der Schalke im Juni in Richtung Bayern verlässt, Platz machen. Zum Sieg über Frankfurt gibt´s für Dortmund keine Alternative, um unter den ersten vier zu bleiben. Zumal Samstag Leverkusen mit Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger durch ein 2:0  gegen Mönchengladbach Dortmund vorerst überholte.

 

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