Fußball

Salzburg und Rapid hören auf Agnelli, die Bundesliga, LASK und Austria nicht

Dienstag Abend kämpfen Liverpool und der FC Barcelona an der Anfield Road um den Aufstieg ins Finale der Champions League. Am Vormittag diskutieren die Europäischen Ligen in Madrid über die Europacupbewerbe ab 2024. Auf Initiative ihres Präsidenten Lars Christer Olsson aus Schweden und Generalsekretärs Georg Pangl aus Österreich. Es geht um die Reform, die Juventus-Boss Andrea Agnelli,  der Chef von Europas Klubverband ECA mit 232 Mitgliedsvereinen, darunter aus Österreich Meister Red Bull Salzburg und Rapid plant. Im Interesse der Großklubs aus den Topligen. Die Champions League soll In ein Drei-Ligen-System nach Vorbild der Nations League für Nationalteams mit Auf-und Abstieg umgewandelt werden. Statt wie derzeit in acht Vierergruppen sollen die Topteams in vier Achtergruppen spielen. Dazu wären mehr Termine notwendig, sollten mehr Spiele als aktuell nur das Finale am Wochenende stattfinden. Ein „No Go“ für die europäischen Ligen, wie Olsson und Pangl (Bild oben) seit Wochen in Interviews betonen. Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball-Liga DFL  hat für den Fall, dass die Champions League ab 2024 an Wochenende spielt, juristische Schritte angekündigt.

Agnelli sah sich genötigt, durch den Protest der Ligen zu einer außerordentliche Versammlung der ECA am 6. und 7.Juni  nach Malta „einzuberufen“. Offenbar plant er, Europas Fußball zu spalten. Denn er rief die Klubs der ECA auf, die  Veranstaltung der Ligen in Madrid, zu der Olsson und Pangl weder die Administration von Europas Fußballverband UEFA noch die der ECA eingeladen haben, zu boykottieren. Seine Begründung: Es würden dort nur weitere Vorwürfe und Missverständnisse zur Wahrung des Status quo vorgebracht werden, ohne zu versuchen, die Strategie und Vision seiner Reformbestrebungen zu verstehen. Keinesfalls dürften ECA-Klubs  in irgendeine Kommunikation eintreten, die sich aus dem Madrider Treffen ergeben könnte. Das könnte man auch als Maulkorb bezeichnen.

Eigenartig ist, dass Agnelli bei Pangl deponierte, selbst nach Madrid zu kommen. Dessen Antwort hieß, dies könnte er nur als Juventus-Chef tun, aber in keiner Funktion der ECA. Olsson und Pangl luden 200 Klubs ein, über 300 Vertreter von ihnen kommen: „Organisatorisch ein Riesenaufwand“, versicherte Pangl, „aber es dient der Sache.“ Olsson und er sind überzeugt, dass ihre Mitglieds-Ligen und 700 Klubs, die sie repräsentieren, erwachsen genug sind, um ohne Agnellis Anweisungen ihre Urteile zu fällen. Nach dem Gipfel von Madrid sind Olsson der Aufsichtsrat und europäischen Ligen Mittwoch in Genf bei UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und seinem Exekutivkomitee, um über das Thema zu diskutieren. Auch über die Ergebnisse von Madrid. Im Exekutivkomitee, zu dem auch Agnelli und Olsson gehören,  sitzen Vertreter von elf Ländern,die durch Agnellis Reform benachteiligt wären. Das wäre auch Slowenien. Doch offenbar scheint Ceferin trotzdem Agnellis Pläne zu unterstützen. Ein „Doppelpass“ zwischen UEFA und ECA.

Sturm dagegen läuft hingegen Javier Tebas, der streitbare Chef von Spaniens La Liga, obwohl es für Barcelona, Real und Atletico Madrid usw. durch das neue Modell viele Millionen mehr gäbe als ohnehin schon. Viele Vereine der von rund 14 Topklubs wie Barcelona, Real Madrid, Juventus, Liverpool, Arsenal, Chelsea, Bayern usw. dominierten ECA betrachten die ohnehin nicht mehr als ihre Interessensvertretung, fühlen sich finanziell abgehängt, fordern eine Umverteilung der UEFA-Prämien. Das tat selbst Edwin van der Sar, der Präsident von Champions League-Semifinalist Ajax Amsterdam. Er forderte eine Modell, mit dem die großen Klubs aus den kleineren Ligen weiterhin mit den großen Ligen mithalten könnten, regte eine Allianz der kleinen an. Dachte dabei an eine Kooperation von Ajax mit Schottlands Meister Celtic Glasgow, Benfica Lissabon, Anderlecht, Galatasaray und Fenerbahce Istanbul sowie Österreichs Meister Red Bull Salzburg.

Einladungen für das Treffen der europäischen Ligen  gingen auch nach Österreich. Ligavorstand Christian Ebenbauer und der für den Spielbetrieb zuständige David Reisenauer fliegen ebenso in Spaniens Hauptstadt wie LASK-Präsident Siegmund Gruber, Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Altachs Marketingchef Johannes Schmied. Keine Zeit haben Meister Salzburg und Rapid. Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter nannte als Grund für die Absage eine interne Feier, aus Hütteldorf teilte Wirtschaftsvorstand Christopher Peschek lapidar mit, keine Zeit zu haben. Eigentlich ein sportpolitischer Wahnsinn.  Red Bull ist in Madrid durch Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff vertreten, bei dem sich Reiter möglicherweise informieren wird. Rapid ließ sich offenbar von Agnelli beeindrucken.  Finanzchef Raphael Landthaler gehört zu jener Arbeitsgruppe der ECA, auf deren Konto die umstrittene Installierung einer zweiten Europa League ab 2021 geht. Vielleicht war das ein Grund für die Absage.

Foto: EPFL Media.

Meist gelesen

Nach oben