Drei Spiele kein Tor erzielt und keinen Punkt geholt, dann in einem Match drei Treffer geschossen und einen Elfmeter vergeben. Es war eine Salzburger Auferstehung, die sich im Hexenkessel de Kuip von Rotterdam vor 50.000 Zuschauern abspielte, die im Wunder und dem ersten österreichischen Sieg in der Ligaphase der Champions League im achten Anlauf endete. Salzburg bot die beste Saisonleistung, gewann völlig verdient 3:1 (1:1). Den Spruch des Abends lieferte Amelie Stiefvater von Canal+ nach Schusspfiff beim Interview mit dem starken Innenvertediger Samson Baidoo: „Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt auf einmal ein Superspiel daher!“
Nicolas Capaldo begann als Rechtsverteidiger, im Mittelfeld waren Mamady Diambou, Lucas Gourna-Douath und Bobby Clark, der endlich einmal die Erwartungen erfüllte. Die Marschroute von Trainer Pep Lijnders, die aufging, hieß: Nach vorne verteidigen, Feyenoord nicht ins Spiel kommen lassen. Das gelang ab der zehnten Minute, dazu hatte Salzburg auch mit dem Ball gut Szenen, wie auch Teamchef Ralf Rangnick als Canal+-Experte anerkennend feststellte: „Eigentlich war der Sieg ungefährdet auch in der zweiten Hälfte!“ Aber zum ersten Tor brauchte Salzburg doch die Unterstützung von Feyenoord deutschem Torhüter Timo Wellenreuther: Sein völlig verunglückter Auswurf zu Baidoo leitete Salzburgs schnelles Umschalten gegen eine unsortierte Feyenoord-Abwehr ein, die Flanke von Oscar Gloukh ging über Gernot Trauner genau auf den Kopf von Karim Konate. Der Jubel danach war groß (Bild), ein psychologisch wichtiger Moment in der zweien Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte.
Der zum „man of the match“ gewählte Konate jubelte nach 58 Minuten erneut: Nach einem von Baidoo verlängerten Clark-Eckball und einen Kopfball von Innenverteidiger Kamil Piatkowski kam Kpnate von dem etwas zögerlich attackierenden Trauner zum Schuss, den der Oberösterreicher noch abfälschte. Niemand hätte vor Anpfiff erwartet, dass Salzburg zu diesem Zeitpunkt zwei Tore Vorsprung hat. Das Finish wurde zum Thriller: Rote Karte für Feyenords Kelvin Nadje nach Intervention des italienischen VAR Maurizio Moriani beim litauischen Referee Donatas Rumsas für einen Tritt gegen den Knöchel von Gourna-Douath. Damals schien nach79 Minuten alles gelaufen zu sein. Mit zehn Mann kam Feyenoord durch Hadj Moussa auf 1:2 heran, doch Salzburg behielt die Nerven, verfiel nicht in Hektik. Drei Minuten später wieder nach VAR-Eingreifen ein Elfmeter nach einem Foul des Slowaken David Hancko an Capaldo. Konate knalle den Ball aber an die Latte. Aber wenig später passte alles: Der eben erst für den verletzten Gourna Douath eingewechselte Daouda Guindo erzielt sein erstes Tor in der Champions League. Der 22 jährige Legionär aus Mali knallt fast mit dem Stand mit links aus 16 Metern unter die Latte: „Allein der Treffer war es wert, das Match anzuschauen“, urteilte Rangnick. Riesenerleichterung auch bei Lijnders. So lachen wie am Rasen des de Kuip sah man ihn schon lange nicht mehr. Ein Sieg in seiner Heimat zählt besonders.
Nach der Hälfte der Ligaphase ist der FC Liverpool Tabellenführer. Derzeit wären außerdem Sporting Lissabon, der Bezwinger von Sturm Graz, Adi Hütters AS Monaco, Stade Brest, Bezwinger von Sturm und Salzburg, Inter Mailand (ohne Marko Arnautovic 1:0 gegen Arsenal), Barcelona (5:2 bei Roter Stern Belgrad), Borussia Dortmund und Aston Villa trotz 0:1 beim Club Brügge derzeit im Achtelfinale. Bayern liegt nachdem 1:0 gegen Benfica Lissabon mit Konrad Laimer auf Rang 17, einen Platz vor Titelverteidiger Real Madrid. Nicht unter den ersten 24 und damit ausgeschieden wären derzeit Frankreichs Meister Paris St. Germain (1:2 daheim gegen Atletico Madrid). Salzburg verbesserte sich auf Rang 30. Zu Platz 24, mit dem man noch im Play-off um den Achtelfinalticket spielen würde, fehlen zwei Punkte.
Foto: UEFA.