Fußball

Schauen Sie bitte auch in die Schweiz, Herr Minister Anschober!

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler sowie Gesundheitsminister Rudolf Anschober behaupten, bei ihren Entscheidungen in Sachen Fortsetzung der Bundesliga sich an Deutschland zu orientieren, wo dem Fußball auch keine Privilegien eingeräumt werden. Die auch in Österreich keiner einforderte. Aber sie sollten bitte einmal auch in die Schweiz blicken. Dort passierten Dinge für die Super und Challenge League, die im Vergleich Österreichs Klubs geradezu jauchzen lassen würden. Einerseits, dass die Politik, sprich der Bundesrat, viel rascher zu Entscheidungen kam als in Österreich das Gesundheits-und Sportministerium. Übrigens als erstes Land in Europa. Dort steht seit letzte Woche fest, dass ab 8.Juni mit der 24. von insgesamt 36 Runden begonnen werden darf, Tabellenführer St.Gallen seine Heimspiele im schmucken Kybunpark (Bild oben) vor leeren Tribünen austragen kann.

Was noch viel, viel bemerkenswerter ist: Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit legte in den Gesprächen mit der Liga fest, dass auf die Corona-Tests verzichten werden kann. Mit der Begründung, das der riesige Aufwand, sprich Kosten in siebenstelliger Höhe, mit dem Ertrag in keiner Relation steht. Negative Ergebnisse würden nur für eine falsche Sicherheit sorgen. Sollte ein Spieler mit Corona infiziert sein, muss er zehn Tage in häusliche Isolation gehen, darf nicht mehr mittrainieren. Damit hat es sich. Keine Rede davon, dass die ganze Mannschaft in Quarantäne muss. Was Anschober, seine Berater, Virologen und Beamten aus dem  Gesundheitsministerium dazu sagen werden? Nicht einmal sie werden behaupten können, dass nicht auch in der Schweiz die Gesundheit Vorrang vor allem anderen habe.

Dennoch  können beim westlichen Nachbarn Ligapräsident (Heinrich Schifferle) und Geschäftsführer (Claudius Schäfer) Dinge sagen und fordern, ohne dafür von den Politikern abgewatscht zu werden, die sich ihre Kollegen in Österreich nicht einmal in den Mund zu nehmen wagen. Etwa einen Finanz-Stabilisierungsfonds mit Bundeshaftung für den Gsamtfußball, der unter anderem die Fortführung des Spitzenfußballs in den nächsten sechs Monaten ermöglichen soll. Von umgerechnet 200 Millionen Euro ist dabei die Rede.  Begründet wird dies mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Fußballs mit umgerechnet 800 Millionen Euro Umsatz in der letzten Saison und 3300 Arbeitsstellen im Vollzeitmodus. In Österreich gibt es ähnliche Studien. Mit 700 Millionen Umsatz und sogar 22.000 Arbeitsplätzen in Zusammenhang mit der Bundesliga.

Die Schweizer Bundesrätin Viola Amherd  sandte in einem Interview mit der Sonntagszeitung durchaus positive Signale an den Spitzenfußball, reichte ihm sozusagen die Hand. Man sei durchaus breit, die Vereine für die durch Geisterspiele entgangenen Einnahmen zu entschädigen und dies werde auch geschehen. Das sind ganz anderen Töne als in Österreich, wo es die Minister letzten Donnerstag nicht der Mühe wert gefunden hatten, an der Besprechung mit der Bundesliga über ihr vorgelegtes Konzept zur Fortsetzung der Saison teilzunehmen.

Foto: FC St.Gallen.

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