Fußball

Schicker ab 1.Mai der jüngste Sportdirektor der Liga

Einen Tag vor Trainingsbeginn nach der Corona-Pause macht Sturm Graz Montag Vormittag etwas offiziell, das seit Wochen ohnehin kein Geheimnis war: Andreas Schicker folgt mit Saisonende Günter Kreissl (Bild oben) als alleiniger Sportdirektor, ab 1. Mai haben die „Blackies“ zwei Monate lang zwei Sportdirektoren, ehe Kreissl übergeben wird.  Damit gibt es auf der Position eine Verjüngung um zwölf Jahre: Kreissl ist 45, Schicker 33 und damit der jüngste Sportdirektor in der Bundesliga. Dass der gebürtige Steirer Schicker auf den Wiener Kreissl folgt, bedeutet auch ein Zeichen der Kontinuität: Schicker arbeitete bereits seit November 2018 als Assistent von Kreissl und Videoananalyst bei Sturm, zuvor gab es eine ähnliche Konstellation in der Saison 2015/16 bei Wr. Neustadt.

Der ehemalige Linksverteidiger Schicker, der auch in Österreichs U 21 stand, spielte in der Bundesliga bei Austria, Ried, Admira und Wr.Neustadt. Auch ein pyrotechnischer Unfall, bei dem er 2014 in seiner Geburtsstadt Bruck(Mur die linke Hand verlor, beendete nicht die Karriere: Am 4. März 2016 feierte er bei Wr. Neustadt ein vielbeachtetes Comeback. Laut Weltverband FIFA als bisher einzige Spieler, der es schaffte, mit einem Handprothese zu spielen.  Eine Tatsache, die Schickers Charakter zeigt: Er ist einer, der nicht aufgibt. Das ist für ihn erst eine Option, wenn er wirklich keinen Lösung mehr sieht, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Einen Job als Sportdirektor hatte er schon bei Wr.Neustadt, als Kreissl nach Graz gewechselt war. Und den erledigte er angesichts der bescheidenen Möglichkeiten sogar mehr als respektabel. In der Saison 2017/18 belegte Wr.Neustadt mit dem von Schicker geholten Roman Mählich als Trainer in der zweiten Liga Rang drei hinter Wacker Innsbruck und Hartberg. Es sch schon so aus, als würde der wegen der Aufstockung der Bundesliga auf zwölf  Klubs zum Aufstieg reichen, da Hartberg in den ersten zwei Instanzen die Lizenz für die oberste Spielklasse verweigert wurde. Aber überraschend nicht vom neutralen Schiedsgericht, das Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl und Obmann Erich Korherr angerufen hatten. Das erfuhren die Wr.Neustädter, als sie im Wiener Schweizerhaus bereits den Aufstieg feierten. Das wurde abrupt beendet, denn plötzlich gab es doch die Relegationsspiele gegen den Letzten der Bundesliga, St.Pölten. Da hatte St.Pölten mit Didi Kühbauer als Trainer das bessere Ende für sich. Wr.Neustadt protestierte wegen des angeblich unberechtigen Einsatzes von David Atanga bei St. Pölten, ging ebenfalls bis zum Schiedsgericht, scheiterte aber. Schicker ist bis heute davon überzeugt, dass damals nicht alles mit rechte Dingen zuging. Mählich blieb nicht in der zweiten Liga, vier Monate nach ihm warf auch Schicker das Handtuch, folgte Kreissls Ruf zu Sturm, wo zwei Wochen vor ihm auch Mählich statt des Deutschen Heiko Vogel gelandet war. Mählich musste acht Monate später trotz geschaffter Qualifikation für die Europa League als Trainer gehen. Im Sinne von Schicker war das sicher nicht. Aber dazu äußerte er sich nie und wird es sicher auch jetzt nicht tun.

Der jüngste Sportdirektor, den es bisher in der Bundesliga gab, war längst in Kreissls Planungen für die kommende Saison involviert. Da wartet bezüglich Vertragsverlängerungen und Leihspieler genug Arbeit. Was Kreissl, der nach einer schöpferischen Pause in einer anderen Funktion zu Sturm zurückkehren wird, und Schicker verbindet: Beide sind Workoholics, arbeiten rund um die Uhr. Und beide sind sehr ehrgeizig. Also werden sich Schickers sportliche Ziele bei Sturm nicht sehr von denen, die Kreissl nannte, unterscheiden: Platz drei und so wie 2018 wieder der Cupsieg.

Foto: Sturm Graz.

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