Fußball

Schmid weg: Austria machte unnötig Trainer-Baustelle auf! Kommt Ismael?

Montag um 16.01 Uhr machte die Wiener Austria offiziell, dass sie nicht zur Ruhe kommen wird. Durch die sofortige Trennung von Trainer Manfred Schmid, dessen Vertragsverlängerung die Fans im Herbst auch mit Transparenten gefordert hatten (Bild oben). Sie werden den Rauswurf des von ihnen sehr geschätzten Schmid nicht ohne weiteres zur Kenntnis nehmen. Eigenartig, dass die Austria trotz ihrer finanziellen Probleme künftig zwei Trainer bezahlt:  Schmids Vertrag wäre bis Sommer gelaufen und hätte sich automatisch verlängert, wenn sich die Austria wieder für einen internationalen Bewerb qualifiziert.  Schafft dies sein Nachfolger, dann bleibt Schmid weiter auf der violetten Gehaltsliste.

Laut der Klubaussendung hab, entschloss sich Austria zu einer sportlichen Neuorientierung, die es möglich machen soll, wieder dauerhaft eine Top-Adresse im österreichischen Fußball zu sein. Schon der Ersatz bedeutet eine Kritik an Schmid, die Sportchef Manuel Ortlechner zuletzt auch intern, sprich im Kuratorium, geäußert haben soll. Die Detailanalyse der Herbstsaison habe Handlungsbedarf in einigen Bereichen gezeigt, um die Ziele zu erreichen. In einem umfassenden Prozess hätten die Verantwortlichen eine Spielvision und ein Kulturleitbild entwickelt, die in allen Mannschaften vom Nachwuchs bis zur Kampfmannschaft umgesetzt werden soll. Eine Vision, mit der Schmid nicht leben konnte, wie er zugab: „Für den Fußball, den die Führung der Austria sehen will, bin ich nicht der richtige Trainer, weil ich nicht mit voller Überzeugung dahinterstehe. Da ich kein Trainer mit Ablaufdatum sein möchte, war es für alle das Beste, den Vertrag sofort aufzulösen!“ Was er damit sagen wollte: Im Sommer hätte er auf jeden Fall gehen müssen. Trotz der sportlichen Erfolge in den letzten eineinhalb Jahren, die er selbst nicht für möglich hielt, als er den Job im Sommer 2021 übernahm. Klingt fast so, als wollte Schmid entlassen werden statt als eine Art Bauernopfer zu „dienen“

Was in Wahrheit dahinter steckt: Investor Jürgen Werner war von Schmid nicht überzeugt. Er wollte eine andere Art von Fußball sehen, der ihn an seine erfolgreiche Zeit beim LASK mit Oliver Glasner auf der Trainerbank erinnerte. Mit drei Innenverteidigern, hohem Pressing, schnellem Umschalten, mutigem Spiel nach vorne. Darüber gab es seit elf Monaten interne Diskussionen, seit dem Einstieg von Werner und seiner Investorengruppe, die im Aufsichtsrat der Austria AG durch den Vorsitzenden, den Deutschen Peter Kroha, und Ex-Teamspieler Sebastian Prödl vertreten ist. Schmid lehnte es ab, von seinem eingeschlagenen Weg, meist mit Viererabwehr und über viel Ballbesitz, abzugehen. Spricht für seine Konsequenz. Öfters war auch James Holland ein Grund für Meinungsverschiedenheiten: Der 33 jährige Australier war im Sommer von Werner geholt worden, stand bei Schmid langem nicht so huch im Kurs wie bei Werner. Holland war nicht der einzige Sommereinkauf, der sich bisher als Flop erwies. Das gilt auch für den Israeli Matan Baltaxa, den Franzosen Billy Koumetio und den Schweizer Mittelstürmer Haris Tabakovic. Aber das kann man nicht Schmid anlasten. In der Pause vom WM-Viertelfinale Japan-Kroatien kanzelte die Austria-Ikone Herbert Prohaska im ORF-Studio Austrias Trennung von Schmid als „absurd“ ab,

Nett liest sich der Satz, wonach die Austria AG die sportliche Leitung, also Ortlechner, beauftragt habe, mit der Trainersuche zu beginnen. In Wahrheit entscheidet Werner, wer Schmids Nachfolger wird. Und hat schon längst nach Kandidaten Ausschau gehalten. Markus Schopp ist durch die Rückkehr zu Hartberg nicht mehr am Markt. Zudem entspricht seine Spielphilosophie nicht der von Werner. Ein Geheimtipp bei der violetten Trainersuche heißt Valerien Ismael. Werner hatte den Franzosen 2019 als Glasner-Nachfolger zum LASK geholt. Dass Ismael nach einer Saison gehen musste, geschah gegen den Willen von Werner, war maßgeblich daran beteiligt, dass sich Werner vom LASK zurückzog. Der 47 jährige Ismael war bis Oktober in 18 Spielen Trainer von Besiktas Istanbul mit einem Punkteschnitt von 1,72, wäre die teuerste Lösung.

Andere Kandidaten? Werner traf sich bereits mit Michael Angerschmid, seit 2015 in 320 Spielen Assisten von Oliver Glasner. Ob er die Champions League mit Eintracht Frankfurt gegen sein zweites Engagement als Chef (das erste war von 2012 bis 2014 bei Ried) tauschen will? Weitere Kandidaten: Der 38 jährige Deutsche Robert Klauß, zuletzt  27 Monate beim 1. FC Nürnberg ( 82 Spiele/Punktschnitt 1,35), zuvor Co-Trainer von Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick bei RB Leipzig. Er bekennt sich zu der von Werner forcierten Spielanlage.  Auch das Trainerduo Stephan Helm-Emanuel Pogatetz, das St. Pölten auf Platz eins der zweien Liga führte, ist ein Thema. Als Werner noch Spielerberater war, zählte Pogatetz zu seinen Favoriten. Er kennt beide aus ihrer LASK-Trainerzeit unter Ismaels Nachfolger Dominik Thalhammer, mit dem sie sich zerstritten und zu St. Pölten wechselten.

 

Foto: Twitter.

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