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Schopp wie „Kaiser Franz“ in Rom vor 30 Jahren

Für Hartberg zählte es wahrscheinlich der erstmals erkämpfte Europacupplatz Mittwoch Abend fast eben soviel wie für Deutschland vor 30 Jahren der WM-Titel im Olmpiastadion von Rom durch das 1:0 gegen Argentinien. Das Bild des Teamchefs, wie er gedankenverloren 24 Schritte über den Rasen ging, kurz allein mit seinen Gedanken sein wollte, ging 1990 um die Welt. Zur dreißigjährigen Wiederkehr erklärte Franz Beckenbauer die historische Szene  ganz simpel: „Ich wollte nur meine Ruhe haben. Überall waren Fotografen. Der einzige Ort, der frei war, war der Platz. Ich habe mich beim lieben Gott bedankt, dass er uns keine Steine in den Weg gelegt hat. Viele Dinge aus meinem Leben lagen dort auf dem Rasen vor mir. Ich habe auch an meine Mutter gedacht als die wichtigste Person in meinem Leben!“

In abgeschwächter Form mag sich das in Hartberg wiederholt haben, als Markus Schopp gedankenverloren vor der leeren Tribüne und dem Transparent „Nevergiveup“ , das seine Mannschaft in die Tat umgesetzt hatte, weil sie nie aufgab, über den Rasen ging. Vor Hartbergs Betreuerbank waren TV-Kameras, Mikrofone, Fotografen. Zwar nicht annähernd so viele wie in Rom, aber für Hartberger Verhältnisse eine durchaus beachtliche Zahl. Daher trat Schopp kurz die „Flucht“ an, um seine Gedanken zu ordnen, um ganz allein für sich einmal den Platz an der Sonne nach dem 0:0 gegen die Austria und den Sieg im Play-off-Finale zu genießen. Ein beeindruckendes Bild, das dem Fotografen Christian Hofer in der Atmosphäre des Geisterspiels gelang.

Wenig späte redete Schopp wieder, trug das blaue T-Shirt mit der Aufschrift „Hartberg welcomes Europe“, jubelte mit seinen Spielern, seinen Assistenten und Präsidentin Brigitte Annerl am Mittelkreis. Der Tag danach war wahrscheinlich noch anstrengender: Zunächst ein Gespräch mit Obmann Erich Korherr, der auch Mittwoch die Ruhe in Person war, weil es für ihn nichts zu verlieren gab, über die Zukunft, danach Empfang beim Hartberger Bürgermeister, am Abend die von Annerl organisierte Feier in Graz. Der  Freitag wird mit einem Brunch bei der Präsidentin beginnen.

Alle warten natürlich auf die Meldung der Fortsetzung der Erfolgsära von Schopp. Alle seine Worte deuten darauf hin: „Ich hab eine klare Idee“, meinte Schopp, der alle Hinweise, dass sich Hartberg laut Annerl für eine neue Unterschrift von ihm auch finanziell gestreckt habe, ganz klar beantwortete: „Geld ist nicht alles. Ich sehe in Hartberg die Möglichkeit, meine Philosophie zu wirklich. Das ist zwar kein leichter Weg. Aber einer, der mir unheimlich Spaß macht!“ Warum sollte er also daran etwas ändern? Zumal er überzeugt ist, dass Hartberg seinen Leistungsplafond noch nicht erreicht hat.

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