Fußball

Schwarzer Freitag für Südamerika: Nur noch Europameisterschaft

Schwarzer Freitag für Südamerika bei der Weltmeisterschaft in Russland: Zunächst scheiterte in  Nischni Nowgorod  Uruguay an Frankreich mit 0:2 (0:1), am Abend in Kasan Brasilien mit 1:2 (0:2) an Belgien. Damit präsentierte sich im Fußball anders als in der Politik ein starkes Europa, wird wie 2006, 2010 und 2014 erstmalig zum vierten Mal hintereinander den Weltmeister stellen. Und die Kasan-Arena entpuppte sich als Massengrab der Favoriten: Nach Deutschland und Argentinien scheiterte dort im sechsten und letzten WM-Spiel Rekordweltmeister Brasilien, mit Neymar der nächste Superstar nach Lionel Messi. Das Stadion am Fluss Kasanka ertrank in einem brasilianischen Tränenmeer. Teamchef Tita zum ersten verlorenen Bewerbsspiel seiner Ära, dem Abschied im Viertelfinale wie 2006 und 2010: „Das Ende unseres Traums, aber nicht das Ende aller Tage.“  Im eigenen Land hatte es 2014  zum Semifinale gereicht. Dann kam das brutale 1:7 gegen Deutschland.

Gegen Blgien hatte Brasilien schon nach 31 Minuten ein Tor mehr kassiert als zuvor in vier Spielen,  lag 0:2 zurück. Zunächst ein unglückliches Eigentor von Fernandinho nach einem Eckball, dann ein Superkonter der Belgier nach einem Eckball von Neymar, den Kevin de Bruyne mit einem Kracher ins Eck abschloss. Die verzweifelte Aufholjagd brachte nur das späte Anschlusstor von Joker Renato Agusto nach 82 Minuten. Zu wenig. Mehr verhinderte vielleicht der serbische Schiedsrichter Milorad Mazic und der italienische Videoreferee Daniele Orsato: Bei 0:2 übersahen beide ein klares Elfmeterfoul von  Belgiens Kapitän Vincent Kompany an  Douglas Costa. Unglaublich, dass so etwas passieren kann. Das stellte wieder den Videobeweis und die ganze Lobhudelei der FIFA dafür in Frage.

Was war noch entscheidend dafür, dass ich in Anspruch nehmen kann, die letzte belgische Niederlage am 1. Jul 2016 im Semifinale der Europameisterschaft, das sensationelle 1:3 gegen Wales in Lille, live miterlebt zu haben? Die überragende Leistung des 1,97 Meter großen Tormannriesen Thibault Courtois mit acht Paraden. Fünf waren sensationell, auch die in der Nachspielzeit gegen Neymar. Die Tatsache, dass Fernandinho den gesperrten Casemiro nicht gleichwertig ersetzen konnte. Oder dass Neymar nicht so gut war wie Eden Hazard. Und dass sich Belgiens Teamchef Roberto Martinez etwas einfallen ließ: Der Wechsel von 3-5-2 auf 4-3-3 erwies sich als Volltreffer. Thomas Meunier als rechter Verteidiger  gegen Neymar und Coutinho bewährte sich ebenso wie de Bruyne als mittlere Spitze. Sturmtank Romelo Lukaku musste auf die rechte Seite ausweichen, auch das passte. Daher bemerkte der selbstbewußte Martinez nach dem großen Coup: „Taktisch habe ich noch kein Spiel verloren.“ Da muss man wissen: Der gute Spanier stieg 2013 mit Wigan und  dem Österreicher Paul Scharner drei Tage nach dem sensationellen Sieg im englischen Cup aus der Premier League ab.

Jetzt ist Belgien, der gescheiterte Geheimfavorit der WM 2014 und Europameisterchaft 2016, unter ihm ungeschlagen, 24  Spiele lang! Im Semifinale einer WM war Belgien zuvor nur 1986 in Mexiko, seither nie mehr. Trifft   Dienstag in St. Petersburg beim Kampf um den Einzug ins Moskauer Endspiel beim Nachbarsduell auf Frankreich und seinen ehemaligen Stürmerstar Thierry Henry, den Weltmeister von 1998. Der ist bei Martinez Trainer der Stürmer. Auch von Antoine Griezmann, der aus Respekt vor seinen Uruguay-Mitspielern bei Atletico Madrid,  die Innenverteidiger Diego Godin und Jose Maria Gimenez, der noch während der letzten Minuten des Spiels noch am Rasen in Tränen ausbrach, nach Frankreichs Toren auf Jubel verzichtete. Beim 1:0 kam der Freistoß auf den Kopf von Real Madrids Innenverteidiger Raphael Varane, bei seinem 2:0 (Bild oben) profitierte er von einem Megapatzer in Anfängermanier von Uruguays Rekordtormann Fernando Muslera. Uruguay wirkte ohne den verletzten Stürmerstar Edinson Cavani punkto Torgefährlichkeit irgendwie amputiert. Nur ein Kopfball von Martin Caceres sorgte für Gefahr, aber da gelang Frankreichs Kapitän zwischen den Pfosten, Hugo Lloris eine Glanzparade. Der Satz von Teamchef Didier Deschamps „ich bin stolz“ galt für ein ganzes Land.

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