Fußball

Sechs Gründe für nur drei Tore in sechs Spielen

In den ersten sieben Spielen der Ära von Franco Foda erzielte Österreichs Team 14 Tore, davon vier in Luxemburg. Ging nur einmal leer aus, was gegen Brasilien durchaus passieren kann, kein Grund zur Besorgnis war. Aber mit dem Beginn der Nations League im Herbst klappte es nicht mehr: Nur drei Tore in den letzten sechs Spielen. Valentino Lazaro war am 18. November beim 2:1 gegen Nordirland, Österreichs erstem Sieg in Belfast, Österreichs bisher letzter Torschütze, der letzte, der ein Siegestor erzielte und bejubeln konnte.  Gegen Bosnien herrschte zweimal Ladehemmung. Ebenso beim Test in Dänemark und Donnerstag beim Start in die EM-Qualifikation. Das 0:1 gegen Polen unterstrich die Offensivprobleme, die man nicht mit der vor allem von Marko Arnautovic ausgegebenen Devise von der sehr unverdienten Niederlage abtun kann. Es gibt für die Offensivflaute in rot-weiß-rot vier gravierende Gründe:

Österreich bringt zu wenige Spieler in den gegnerischen Strafraum. Es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, mit Flanken oder Passes den einzigen oder die zwei Mitspieler zu finden, wenn die Defensivabteilung der Gegner, wie die der Polen,  immer in Überzahl ist.

In der Startelf fehlte ein guter Kopfballspieler. Das bedeutete keinen Vorwurf an den Teamchef, sondern ist einfach so. Weder Arnautovic noch Marcel Sabitzer oder Valentino Lazaro können bei Luftduellen sich richtig durchsetzen, Bei Arnautovic würde es mit 1,92 Metern nicht an der nötigen Größte fehlen, bei Lazaro (1,78) und Sabitzer (1,77) fehlen doch einige Zentimeter. Karim Onisiwo sorgte bei einem Kurzeinsatz doch für etwas mehr Wucht, behauptete sich gegen die körperlich starken Polen besser. Der größte ist Marc Janko (Bild oben) mit 1,96 Metern. Die idealen Maße eines Stoßstürmers. Wäre da nicht das leidige Thema seiner 35 Jahre und fehlenden Spielpraxis, die sich bei der vergebenen Kopfballchance zum Ausgleich zeigte.

Arnautovic wird immer ein Spieler bleiben, dessen auffällige Auftritte in 90 Minuten sich auf etwa zehn Szenen beschränken. Dazwischen nimmt er sich  Pausen. Mitunter reichen diese zehn Szenen, um Spiele zu entscheiden. Donnerstag war nicht so ein Tag.

Einige spielen auf Positionen, die sie beim Verein nicht gewohnt sind. Etwa Stefan Lainer. Bei Red Bull Salzburg ist er rechter Verteidiger in einer Viererabwehr, macht er aus der Abwehrposition heraus Druck nach vorne. Im Team spielte er praktisch rechts im Mittelfeld. Da sorgte er zwar auch für „Betrieb“, aber nicht so druckvoll wie gewohnt. In Salzburg „kreiert“ er mehr gefährliche Szenen, gegen Polen war es lediglich eine. Marcel Sabitzer spielt bei RB Leipzig stets über rechts, im Team über links. Linksfuss Xaver Schlager war Donnerstag aus nicht nachvollziehbaren Gründen  keine Option.

Die Standards. Ein gefährlicher Freistoss von Marko Arnautovic in der zweiten Hälfte, sonst kaum gefährliche Szenen nach Eckbällen oder Freistössen. David Alaba schoss bei Bayern zuletzt die Freistösse besser als Donnerstag im Teamdress. Das ist Tagesverfassung.

Alaba sucht zu sehr Arnautovic. Es war gegen Polen auffällig, dass der Bayern-Legionär fast immer versuchte, Arnautovic ins Spiel zu bringen. Und dabei mitunter besser postierte Mitspieler übersah wie es Donnerstag bei Sabitzer geschah. Sonntag kann das gegen Israel in Haifa nicht passieren: Alaba fehlt wegen ständiger muskulärer Probleme aus. Die sicher mit ein Grund waren, warum er gegen Polen nach  dominanten 30 Minuten merkbar zurückfiel, sein Tempo nicht durchhielt.  Wird interessant, wie sich Alabas Fehlen auf Österreichs Spiel auswirken wird. Und ob Foda für ihn Salzburgs Kapitän Andreas Ulmer bringt. Oder wie Donnerstag nach Polens Tor die Dreierkette auflöst und auf eine Viererabwehr mit Sevilla-Legionär Max Wöber als linken Verteidiger „switcht“.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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