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Semi-Professionalisierung, Mentoren: Wie österreichische Referee in die Champions League aufsteigen wollen

SCHIEDSRICHTER SEBASTIAN GISHAMMER (332. WIENER DERBY: FK AUSTRIA_WIEN - SK RAPID_WIEN, 0:0/GENERALI_ARENA); © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER, 7.3.2021

Am letzten Wochenende gab es in Salzburg die Schulung der Bundesligareferees für die kommende Saison, Mittwoch redeten in Wien Viktor Kassai, seit einem Jahr der Chef der Schiedsrichter und Ali Hofmann, der Leiter der Schiedsrichter-Abteilung im ÖFB, über den Status quo, Entwicklungen und Projekte. Die zwei wichtigsten: Die Einführung der Semi-Professionalisierung der Referees mit der Saison 2025/25 und die Umsetzung eines Mentoren-Pogramms, das es laut Hofmann in dieser Form in keiner anderen europäischen Liga geben wird. Etwa 15 Schiedsrichter, vom Förderungskader bis zur Elite, bekommen einen  Mentor, der sie sozusagen „coachen“, wie ein „Leitfaden“ agieren soll. Ähnlich praktiziert dies die UEFA bei Schiedsrichtern, die sie für förderungswürdig hält. Etwa den Steirer Christian Petru-Ciochirca. Dessen internationaler Mentor ist der ehemalige türkische Spitzenreferee Cüneyt Cakir, der auf Einladung des ÖFB Ciochirca im Mai auch bei Blau Weiß Linz gegen Austria beobachtete. Leiter des ÖFB-Mentorenprogramms ist der ehemalige steirische Schiedsrichter Stefan Messner, einer den Mentoren wird der Tiroler Konrad Plautz sein, der letzte Österreicher, der bei einer Europameisterschaft im Einsatz war. 16 Jahre ist das her.

Kassai installierte letzte Saison einen Instruktor für die Video Assistant Referees, einen Coach für die Schiedsrichter-Assistenten ein, dazu die wöchentliche Analyse der Partien mit den Schiedsrichtern via Videoclip. Er hob die Bundesländer-Regelung bei der Besetzung auf.  Kassai, der 2011 das Champions League Finale zwischen Barcelona und Manchester United im Wembley-Stadion geleitet hatte, gestand, noch nie zu 100 Prozent zufrieden sein. Fortschritte erkannte er. So sei die Anzahl der VAR-Fehler von 27 im Herbst im Frühjahr um 13 auf 14 verringert worden. Schiedsrichter erkannten insgesamt 14  VAR-Fehler, folgten ihnen nicht, wie Kassai lobend erwähnte. Bei insgesamt 202 Partien gab es 82 „Eingriffe“ aus dem VAR-Center in Meidling.

Die zwei großen Ziele: Österreicher sollen nicht nur, so wie in der vergangenen Saison Harald Lechner, Sebastian Gishamer  Julian Weinberger und Ciochirca, Spiele der Europa League leiten, sondern bald auch in der Champions League zum Einsatz kommen. Bei der Europameisterschaft in vier Jahren sollte auch ein Österreicher unter den Schiedsrichtern sein. Heuer kamen neun EM-Neulinge aus Spanien, Italien, der Slowakei, Frankreich, der Türkei, Schweden, der Schweiz und Deutschland zum Zug. Die größten Chancen auf einen Einsatz auf die Champions League haben derzeit der Salzburger Gishamer (Bild) und der Wiener Weinberger, die bei der UEFA im Kader eins aufscheinen. Um in der Königsklasse pfeifen zu dürfen, muss man zum Elitekader gehören.

Ein Anliegen ist auch eine Kampagne für mehr Fairness gegenüber den Schiedsrichtern, die im Herbst starten wird. „Einige Vorfälle durch Aktionen von Funktionären waren nicht Österreich-würdig“, behauptete Hofmann, „was man an der Spitze durchgehen lässt, setzt sich ja leider in den unteren Klassen fort!“ Und das würde dazu führen, dass einige Schiedsrichter lieber die Karriere beenden.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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