Fußball

Sieben deutsche Vorgaben zum Neustart am 16. Mai: Was machte Seifert anders als Ebenbauer?

Über den Neustart der Bundesliga verhandelte die deutsche Bund-Länder-Konferenz unter Kanzlerin Angela Merkel Mittwoch länger als über Schulen und Kindergärten. Da krachte es einige Male gehörig, als sich einige Ministerpräsidenten quer legten. Etwa aus Bremen, dem kleinsten Bundesland. Mit dem eigenartigen Argument, dass Werder noch nicht richtig fit sei. Auch Rheinland-Pfalz wollte im Interesse von Mainz einen späteren Beginn als Mitte Mai. Am Ende stand dennoch die „Erlaubnis“, die Saison zu Ende spielen zu können. Ohne Damoklesschwert wie in Österreich. Ein großer Tag für den 50 jährigen Geschäftsführer der deutschen Fußball Liga DFL, Christian Seifert (Bild oben). Für viele der Mann, der den Fußball rettete. Und damit sicher auch seinen Kollegen in Österreich half.

Sicher, hätte Seifert lieber  eine schnellere Entscheidung der Politik in Händen gehabt. Denn er verhandelte mit Kanzleramt, Ministerpräsidenten, organisierte Test-Kapazitäten, schuf Vertrauen und schwor sofort alle auf Geisterspiele ein. Hätte zu Beginn die Königsidee, eine medizinische Task Force mit fünf Personen einzusetzen. Unter Führung des DFB-Arztes Tim Meyer mit dem Sprecher der Mannschaftsärzte der 18 Bundesligaklubs. Diesen wichtigen Schritt versäumte Österreichs Ligavorstand Christian Ebenbauer. Er hatte von Beginn weg einen schwereren Stand als Seifert. Weil in Österreich der Corona-Friede in der  Liga nicht lange, nur wenige Tage hielt, er zwischen zwei Fronten zum Weiterspielen und Abbruch fast aufgerieben wurde, es erst wieder Mittwoch Anzeichen zur Einigkeit gab. Sein größtes Handikap: In Deutschland hat bei der Politik der Fußball einen anderen, höheren Stellenwert als in Österreich. Was sich  letzten Donnerstag durch die Abwesenheit von Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Sportminister Werner Kogler bei der Konferenz mit der Bundesliga deutlich zeigte.

46 Seiten hat das Konzept der Task Force der deutschen Liga, das die Politik überzeugt. Sieben Vorgaben machten den Neustart möglich: Für organisatorische Vorbereitungen im Stadion, für hygienische Vorkehrungen im Stadion, für die TV-Produktion, für die Wiederaufnahme des Trainings, für die Hotelunterbringung, wenn die Saison weiter geht, für die häusliche private Hygiene im Alltag oder in der Quarantäne. Das österreichische Konzept über 30 Seiten, das im Gesundheitsministerium keinen Anklang fand, anders als das deutsche  überarbeitet werden musste, stammt auch von fünf Medizinern. Von zwei aus Salzburg, wobei der federführende Jürgen Herfert zur medizinischen Abteilung von Österreichs Meister gehört, und drei vom Klinikum St.Georg in Leipzig. Woraus man schließen kann, dass es in dieser Causa wieder eine enge Zusammenarbeit zwischen den Red Bull-Klubs in Salzburg und Leipzig gab. Man findet auch viele Übereinstimmungen.  Aber es gab trotzdem unterschiedlich Rektionen in beiden Ländern.

In Deutschland nahm es die Politik, auch Innenminister Horst Seehofer, schließlich zur Kenntnis, dass laut diesem Konzept bei einem positiven Test nur die betreffende Person in Quarantäne gehen muss. Obwohl dabei ausdrücklich festgestellt wird, dass es keine hundertprozentige Sicherheit von einer Neu-Infizierung  geben kann, nur die Möglichkeit, dass ein infizierter Spieler, Betreuer oder Schiedsrichter im Spiel- oder Trainingsbetrieb bleibt, sehr minimiert wird. In Österreich existiert noch immer die Forderung von Anschobers Ministerium, dass bei einem infizierten Spieler, Betreuer oder Schiedsrichter beide Mannschaften und die Unparteiischen in Quarantäne müssen. Wenn Anschober davon nicht abrückt, dann macht es  keinen Sinn, neu zu beginnen. Sollte er darauf bestehen, das alle zwölf Klubs vor dem Neustart in ein einwöchiges Quarantäne-Trainingslager gehen sollen, dann wird es daran wohl nicht scheitern.

Am 16. Mai wird in Deutschland wird mit der Runde begonnen, die als erste abgesagt werden musste. Unter anderem mit dem Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke oder mit dem Duell der ehemaligen Salzburg-Meistertrainer Adi Hütter und Marco Rose bei Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach. Noch früher als in der Deutschland  und damit auch in Österreich kam ja in der Schweiz das Ja der Politik zum Neustart. Sogar ohne Corona-Tests. Doch dort sieht sich Claudius Schäfer, der Kollege von Seifert und Ebenbauer, mit anderen Querschüssen konfrontiert. Drei der zehn Klubs fordern offiziell den Abbruch und zudem agiert die Spielergewerkschaft ganz anders als in Österreich, Nicht so positiv, sondern extrem negativ. Und präsentierte Donnerstag eine Umfrage bei 140 Spielern, von denen zwei Drittel such dagegen aussprachen, unter den gegebenen Umständen am Montag wieder mit dem Mannschaftstraining zu beginnen. Freitag tagen die 20 Klubs der ersten und zweiten Liga.

Foto: DFL.

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