Fußball

Sieg vor Schiedsgericht: Stripfing in der zweiten Liga, das Kirisits-Wunder wurde wahr

Ein Klubs aus einem niederösterreichischen Ort mit nicht einmal 400 Einwohnern in der zweiten Liga. Das ist seit Dienstag wahr. Der Meister der Regionalliga Ost, Stripfing aus der Gemeinde Weikersdorf im Bezirk Gänserndorf, hat das geschafft. Weil das ständige neutrale Schiedsgericht der Bundesliga unter Vorsitz von Magister Johann Guggenbichler einstimmig der Klage Stripfings auf Erteilung der Zulassung für die zweithöchste Spielklasse stattgab. Auch ein großer Erfolg für den extra für diese Verhandlung engagierten Anwalt von Stripfing, Wolfgang Rebernig. Der Mann, der das Wunder Stripfing als Gönner möglich mahte, war von Emotionen überwältigt: Erich Kirisits, vor zehn Jahren als Nachfolger von Rudi Edlinger als Rapid-Präsident vom Wahlkomitee unter nicht ganz einwandfreien Umständen verhindert. Auf der Kirisits-Liste stand der Jahrhundertrapidler Hans Krankl als Vizepräsident.

Kirisits stammt aus Stripfing, sein Vater und vier Onkeln gründeten 1951 den Verein in der untersten niederösterreichischen Spielklasse. Seine Schwester kümmert sich um die Finanzen, die der Bruder als erfolgreicher Unternehmer von fünf Firmen (unter anderem entwickelt er das Wiener Nordbahnviertel, gehört ihm die Wienerwald-Restaurantkette) sozusagen organisiert. Letzte Saison verlor Stripfing das Aufstiegsduell gegen die Vienna, heuer wurde die Mission Aufstieg geschafft. Auch bei der Bundesliga: Nach den Niederlagen in der ersten und zweiten Instanz kämpften der 63 jährige Kirisits und sein Team weiter. Erfolgreich. Der Platz in Stripfing genügt nicht Zweiligaansprüchen, muss verbreitert werden. Das wird alles in Angriff nehmen, mit den Anrainern gab es eine Einigung über langfristige Pachtverträge. Vorerst bestreitet Stripfing seine Heimspiele in Wien am Platz des Floridsdorfer AC. Genau 30,7 Kilometer von Stripfing entfernt.

Seit längerem steht Kirisits mit Austrias Sportvorstand Jürgen Werner in Kontakt. Da gab es vier Variationen über eine mögliche Kooperation. Welche es genau wird, hängt davon ab, ob die Young Violets in der zweiten Liga bleiben oder in die Regionalliga Ost absteigen. Während des Umbaus in Stripfing wird die Mannschaft jedenfalls am Trainingsgelände der Allianz-Arena  „Untermieter“ sein. Bei Stripfing haben einige Bundesligaerfahrung: Auch Trainer Goran Djuricin, der 17 Monate von April 2017 bis September 2018 Trainer von Rapid war, dann bei Blau Weiß Linz engagiert war, dann ein Kurzgastspiel bei Grasshoppers Zürich für zwei Spiele und für elf beim deutschen Drittligisten Türkgücü München als Co-Trainer von Andreas Heraf hatte. Sportchef Adnan Mravac spielte früher bei Mattersburg, seine guten Ost-Kontakte sieht man am Aufstiegskader mit zwölf Legionären. Fünf Kroaten, je zwei Serben und Slowenien, je ein Bosnier, Tscheche und sogar ein Australier (Luka Prso). Ein Australier bei Stripfing, es gibt nichts, was es nichts gibt. Auch von den Östereichern waren einige früher in der höchsten Spielklasse. Am bekanntesten ist der 29 jährige Mittelfeldspieler Christian Gartner (früher Mattersburg und Admira, Legionär bei Fortuna Düsseldorf, MSV Duisburg und Alemannia Aachen), Verteidiger Peter Gluhakovic hat eine Austria-Vergangenheit.

„Burschen, jetzt greifen wir richtig an“ war die erste emotionelle Sager von Kirisits nach dem Sieg vor der Bundesliga zu seinen Mitstreitern. Bei ihm weiß man nicht genau, ob er damit „nur“ gemeint hat, in der zweiten Liga zu bleiben. Oder ob seine Ziele und Träume weiter gehen. Nach derzeitigem Stand spielen nächste Saison fünf Klubs aus Niederösterreich in der zweiten Liga: St. Pölten, Horn, Amstetten, Admira und Stripfing.

 

Foto: SV Stripfing.

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