Fußball

Silberberger ist froh, dass Tirol gegen Rapid spielt

Die Erwartungen hat WSG Swarovski Tirol in dieser Saison auf jeden Fall bereits übertroffen. Egal, wie der  Kampf um Platz sechs, das Fernduell gegen  Wolfsberg und Hartberg, auch ausgehen wird. Wer hätte es den Tiroler schon zugetraut, auswärts Rapid mit drei Toren Unterschied zu bezwingen? Einer Tiroler Mannschaft war das zuvor letztmals im April 1976 noch auf der legendären Hütteldorfer Pfarrwiese gelungen, als der Trainer von SSW Innsbruck Branko Elsner hieß, bei Rapid Franz „Bimbo“ Binder und Robert Körner das sportliche Sagen hatten. Wer hätte den Auswärtssieg gegen den LASK erwartet, wer den Paukenschlag vom letzten Sonntag in Wolfsberg? Fünf Tore waren zuvor in keinem Spiel gelungen. Also könnte es auch am Sonntag gelingen, erstmals auch am Tivoli gegen Rapid nicht  zu verlieren: „Wir sind in einer vernünftigen Position“, glaubt Trainer Thomas  Silberberger „, daher halten wir den Druck hoch, um das zu schaffen. Wenn wir nicht Sechster bleiben, dann sind wir trotzdem für die Qualifikationsrunde gut gerüstet!“ Besser als vor einem Jahr.

Denn Tirol zeigt ein anderes Gesicht. Der radikale Umbau im letzten Sommer innerhalb von nur drei Wochen nach dem Mattersburger Konkurs und Rückzug gelang Sportchef Stefan Köck und dem Langzeittrainer besser als erwartet. Sie hatten ein glückliches Händchen:  „Wir mussten es mit einer anderen Philosophie versuchen, als in der Saison nach dem Aufstieg. Denn mit der Art sind wir ja eigentlich gescheitert!“ Mit der neuen überraschten die Tiroler  auch sich selbst. Silberberger gibt zu, dass nicht zu erwarten war, dass bisher eher unauffällige Spieler so groß einschlugen. Da fällt ihm nicht nur die dänische Juventus-Leihgabe Nikolai Frederiksen ein, sondern auch Nemanja Celic, David Schnegg der Innenverteidiger Raffael Behounek: „Wie er von hinten herausspielt, das erinnert mich mitunter an den Austria-Stil beim Stadthallenfussball, an Herbert Prohaska oder Felix Gasselich!“ Oder an einen Innenverteidiger aus besseren Tiroler Fußballzeiten, an den von Ernst Happel forcierten Michael Baur.

Als richtig erwies sich auch die Entscheidung von Präsidentin Diana Langes, trotz Abstieg weiter auf Silberberger zu setzen, der vor acht  Jahren in der Regionalliga begann: „In der Zeit hab´ich fünf neue Spielarten in die Mannschaft sozusagen implantieren müssen. Je nachdem, ob es um den Aufstieg oder gegen den Abstieg ging.“ Nicht geändert hat sich seine erfrischende Art. Floskeln sind ihm fremd, die lehnt er ab. Das merkt man auch bei seinen TV-Interviews: „Ich kann mich nicht verstellen!“ Die Menschenführung sieht er selbst als eine seiner Stärken: „Ich weiß, wer wann was braucht!“ Darum hält er sich zum mit Teil deftiger Kritik nicht zurück, wenn er glaubt, dass es notwendig ist, aber hat auch Lob parat, wenn sich die Mannschaft es verdient hat. So wie mehrmals in dieser Saison. Da hörten die Spieler von ihm, dass sie Klasse waren.

In die Meisterrunde zu kommen, würde für Tirol bedeuten, Planungssicherheit zu haben, drei Monate Zeit gewonnen zu haben. Schließlich laufen bei der Mannschaft mit dem kleinsten Budget der  Liga nicht weniger als 13 Verträge aus. Am kleinsten Budget wird sich nächste Saison garantiert nichts ändern. Die 770.000 Euro, die durch den Rückzug von Sponsor Swarovski fehlen, tun schon weh: „Wir fahren quasi mit einem Golf in der Ferrari-Klasse mit!“  Wer so nah am Ziel ist, der lässt sich nichts mehr ablenken, so schwer die Zeiten sein mögen. Der Schneefall in Tirol machte diese Woche wieder einmal Training auf Kunstrasen notwendig, aber das darf keine Rolle spielen. Der Kontakt zur Präsidentin war zuletzt auch nicht einfach, weil sie im Bezirk Schwaz wohnt und dort kaum aus dem Haus konnte. Nichts wäre ihr lieber, als mit Platz sechs zu bestätigen, die Nummer eins in Tirol zu sein und zu bleiben.

Silberberger ist froh, dass der Gegner  Rapid heißt. Obwohl es gegen den Zweiten wahrscheinlich schwerer ist, Punkte zu holen als für Hartberg gegen den Neunten St.Pölten: „Aber Rapid will auch drei Punkte, wird spielen und das gibt uns Räume, die wir nützen können. Gegen Ried oder St.Pölten, die sich hinten rein stellen, würden wir uns schwerer tun!“ Silberberger weiß, dass es unter anderem darauf ankommen wird, Ercan Kara unter Kontrolle zu bringen: „Das ist ein Schlüsselspieler!“ Bei Rapids  Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic werden Sonntag vielleicht ein bisschen zwei Seelen in seiner Brust wohnen. Die Erinnerungen an fünf, zum Teil sehr erfolgreiche Spielerjahre in Tirol (1997 bis 2002), unter anderem mit Köck als Mitspieler, sind nicht verdrängt. Er braucht zum Unterschied von Köck nicht den Sonntag abwarten, um Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Darum nahm er den 18 jährigen talentierten Abwehrspieler Marko Dijakovic, bis 2024 unter Vertrag. Der Linksfuß könnte auch die Alternative für Max Ullmann sein, wenn der Linksverteidiger  seine Auslandspläne in die Tat umsetzen kann.

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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