Die Frage, ob der Trainerwechsel von Christian Ilzer zur Interimslösung Jürgen Säumel Meister Sturm Graz einbremsen könnte, stellt sich nach dem Traumdebüt von Säumel nicht mehr. Ein 7:0(4:0)-Kantersieg gegen Austria Klagenfurt im letzten Liga-Heimspiel dieses Jahres in Graz, damit den Vorsprung auf die Konkurrenz ausgebaut. Weil Rapid in Innsbruck gegen den WSG Tirol über ein 0:0 nicht hinauskam, hat Sturm statt wie vor der Runde drei jetzt schon fünf Punkte Vorsprung auf den Zweiten. So hoch wie im ersten Spiel unter Säumel gewann Sturm in vier Jahren unter Ilzer nicht, Da war ein 5:0 das höchste der Gefühle. Unter anderem gegen Red Bull Salzburg in dieser Saison. Die Krise des Vizemeisters wurde mit der 1:2 (0:0)-Heimpleite gegen den LASK prolongiert. Vier Runden ohne Sieg gab es noch nie.
Das 7:0 bedeutet einen Rekordsieg, den höchsten der Klubgeschichte in der Bundesliga. Zwischen der 8. und 40. Minute erzielte Sturm vier Tore, die aus nur vier Schüsse resultierten. Ein Musterbeispiel an Effizienz. Darüber jubelte auf der Tribüne der neue Sport-Geschäftsführer Michael Parensen. Herausragend das Danish Dynamite im Sturm-Dress: Je zweimal trafen Mika Biereth (Bild), das waren die Saisontore neun und zehn des Führenden der Torschützenliste und William Böving, der vielleicht sein bisher bestes Spiel in Graz ablieferte. In seinem 58. Bundesligaspiel erzielte Innenverteidiger Niklas Geyrhofer sein erstes Tor, das letzte der sieben gelang dem eingewechselten 18 jährigen Youngster Leon Grgic per Kopf. „Viel schöner geht´s nicht“, freute sich Säumel, der von 13 500 Fans bereits vor der Pause mit Sprechchören gefeiert wurde. Unter anderem mit „der Kapitän ist wieder da“. Sturm-Kapitän war Säumel in seiner aktiven Zeit. Er sah trotz 7:0 beim Spiel gegen den Ball Luft nach oben, weil die Kärntner die Chance auf das Führungstor hatten: „Wir müssen das richtig einordnen, beide Füße am Boden!“ Austria Klagenfurt verlor seit dem Aufstieg unter Peter Pacult noch nie so hoch. Darum wollte der Trainer im „Sky“-Interview die Frage, ob es trotzdem gelingen könnte, wieder unter die erstens sechs zu kommen, gar nicht beantworten: „Das wäre völlig fehl am Platz. Nach dieser Abfuhr und dieser Leistung beschäftigen mich andere Dinge! Wenn ich nochmals Platz sechs in den Mund nehme, sperren sie uns ein.“ In seiner langen Trainerkarriere hat Pacult einmal auswärts 7:0 gewonnen: Am Ostersonntag 2007 mit Rapid bei Red Bull Salzburg. Darauf folgte der bisher letzte Meisertitel von Rapid. Was folgt auf das 0:7?
Bei Sturm feierte nach der Pause Abwehrchef Gregory Wüthrich nach wochenlanger Verletzungspause ein Comeback. Auch das gehörte zur gesteigerten Aufbruchstimmung nach dem Rekordsieg: Jetzt soll Mittwoch in Klagenfurt gegen Girona aus Spanien der erste Sieg in der Ligaphase der Champions League gelingen. Nicht nur der Tabellenführer der ersten Liga lieferte eine Machtdemonstration, sondern auch der zweiten Liga: Die Admira fertigte die Salzburg-Filiale Liefering 4.0 (3:0) ab. Dreimal traf Oldie Deni Alar.
Foto: Gepa/Admiral.