Eishockey

So interessant war Österreich für die Schweiz noch nie: „Warum nur, Arno“?

Freitag beginnt in Helsinki und Tampere mit den Partien Frankreich-Slowakei, Deutschland- Kanada sowie USA-Lettland und Finnland-Norwegen die Eishockey-WM. Bei Deutschland steht mit der Kanadiern Jessica Campbell erstmals eine weibliche Assistenten auf der Bank. Für Österreich geht´s Samstag in der Nokia-Arena von Tampere, die voll digitalisiert ist, als modernste der Welt gilt, gegen Schweden los. Als krasser Außenseiter, mit dem sich die Schweizer Medienlandschaft derzeit so intensiv wie nie zuvor beschäftigt. Das hat nichts mit Roger Bader, dem Schweizer Teamchef von Österreich zu tun, nichts mit den bei Schweizer Klubs tätigen Teamspielern Dominic Zwerger, der Donnerstag durch Dornbirn-Stürmer Simeon Schwinger ersetzt werden musste, da er nach einem beim 1:3 gegen Deutschland erlittenen Check nicht hundertprozentig fit ist, Benjamin Baumgartner, Bernd Wolf oder Oliver Acherman, sondern nur mit der Person von Arno del Curto.  Der Kulttrainer der Schweiz, der Davos zu sechs Meistertiteln geführt hatte, sich eigentlich vor drei Jahren aus der Eishockeyszene zurückzog, erstmals bei einer Weltmeisterschaft. Und das beim bisher belächelten östlichen Nachbarn. Das darf es doch nicht geben.

Als der 65 jährige erstmals im letzten November bei einem Turnier in Slowenien an Baders Seite auf Österreichs Bank auftauchte, da galt es noch als Ausnahme, als einmaliger Freundschaftsdienst für Bader. Aber jetzt auch bei einer Weltmeisterschaft – das scheint den Schweizer Eishockeystolz schwer zu treffen. Deshalb fragte im „Blick“, der auflagenstärksten Schweizer Zeitung, die Sport-Chefredakteurin Steffi Buchli: „Warum nur, Arno, warum tust du dir und uns das an?“  Sie prophezeite, dies werde am Ende nur ein bedeutungsloses „Episödeli“ einer großartigen Coaching-Karriere sein: „Er zerstört sein Denkmal. Er macht einfach. Ohne Plan. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Allüren. Ohne sich zu erklären!“

Del Curto hat sich noch nie darum geschert, was andere über ihn denken. Daher wird ihm dieser „Blick“-Artikel nicht irritieren. Auch wenn er mit den Sätzen „es stand einmal ein Schweizer Trainer-Legende an der Bande bei Österreich. Nicht der Beginn eines Witzes“anfängt.  Und mit den Worten „gut, immerhin hat er Freude. Man muss schließlich nicht alles verstehen“, endet. Das Interesse bei den Eidgenossen hinterlässt das Gefühl, dass die Schweiz sehr gerne ein WM-Duell gegen Österreich mit Del Curto sehen würde. Das kann es aber nur geben, wenn Österreich sowohl Großbritannien, Norwegen und Lettland schlägt, gegen einen der großen, Schweden, Tschechien, Finnland und USA, etwas mitnimmt. So ein großes Wunder kann es auch durch del Curtos Charisma nicht geben.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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