Fußball

So schwach wie 2008 – aber Karas Glückstor rettete Rapid

Rapids Hoffnung auf die neunte Teilnahme in der Gruppenphase der Europa League lebt. Auch wenn die Leistung beim 1:2 (0:1) in Larnaka gegen Anorthosis Famagusta eigentlich keine große Hoffnung macht, die Play-offs gegen Sorja Luhansk aus der Ukraine zu überstehen. Aber selbst wenn das passieren sollte, spielt Grün-Weiß in der Gruppenphase der neuen Conference League. Der Unterschied macht 700.000 Euro aus: 2,9 Millionen sind das Startgeld für die Conference League, 3,6 das für die Europa League. Um das zu schaffen, wird sich Rapid steigern müssen. Das erste Duell gegen die Ukrainer steigt nächsten Donnerstag um 21.00 Uhr im Hütteldorfer Allianz-Stadion, eine Woche später geht´s in der Ukraine um den Aufstieg. In der Meisterschaft trägt Lugansk seine Heimspiele in Saporischja, der sechstgrößten Stadt der Ukraine, aus.

Wer 2008  in Larnaka das bittere 0:3 Rapids gegen Anorthosis  live miterlebte, der konnte mit Fug und Recht behaupten: 13 Jahre später war die Leistung eigentlich um nichts besser, genau so schwach. Obwohl die Niederlage nicht so hoch ausfiel, sozusagen „erträglich“ war. Nur hatte Rapid mehr Glück. Speziell beim so wichtigen Auswärtstor nach 63 Minuten: Ercan Kara (Bild oben) kam durch einen starken Pass von Taxiarchis Fountas in Schussposition, Hovhannes Hambardzuryan, der armenische Verteidiger von Anorthosis blockte ab, von ihm flog der Ball auf Karas Kopf, der noch reagierte, von dort ins Tor. Das war der Ausgleich zum 1:1. Die Zyprioten hätten danach noch drei Treffer zum Nachspiel benötigt. Dazu konnte es nicht reichen, auch wenn das  Spiel 97 Minuten dauerte, bis Referee Aleksandar Stavrec aus Nordmazedonien abpfiff, der neun gelbe Karten verteilte, vier an Rapid.

Mit dem 3:0-Vorsprung im Rücken begann Rapid zwar initiativ, fiel aber nach 15 Minuten immer mehr auseinander. Von kompakt war keine Spur mehr. Anorthosis fand Räume vor, Raid hatte zu viele leichte Ballverluste, der Spielaufbau klappte gar nicht mehr. Da verhinderte Tormann Richard Strebinger einen Rückstand. Aber es war typisch für die schwache Vorstellung, dass er bei beiden Toren nicht gut aussah. Schon bei der Anorthosis-Führung durch den Nordiren Kyle Lafferty in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nicht,  noch schlimmer beim Siegestor von Famagusta durch Laffertys Nachfolger Onisofors Rouslias nach 88 Minuten. Bezeichnend, dass Trainer Didi Kühbauer schon nach einer Stunde bei 0:1 mit Kevin Wimmer einen dritten Innenverteidiger eintauschte: „Wir sind weitergekommen“, meinte Kühbauer, „so etwas wie die erste Hälfte sollte uns nicht mehr passieren Aber es ist besser, mehr über die zweite zu reden, denn die  war besser. Sonst wären wir nicht aufgestiegen.“ Dadurch hat Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic den finanziellen Spielraum, einen neuen Spieler zu holen.

Jetzt also Lugansk, letzte Saison Dritter in der Ukraine hinter Schachtjor Donezk und Dynamo Kiew. Im Westen bekannt ist nur der Trainer aus seiner Spielerzeit bei Werder Bremen: Dort spielte der nunmehr 52 jährige Viktor Skripnik von 1996 bis 2004 in der Abwehr, war ein Mitspieler von Andi Herzog. Nach der aktiven Zeit trainierte er den Nachwuchs von Bremen, dann von 2014 bis 2016 die Kampfmannschaft in der Bundesliga. Im Kader von Lugansk stehen je zwei Brasilianer und Iraner, je einer aus Ghana, Kroatien und Nordmazedonien. Einen Vorteil, den Rapid gegen Anorthosis hatte, fällt weg: In der Ukraine begann die Meisterschaft schon wie in Österreich am 23. Juli. Die Ergebnisse von Rapids Gegner: Daheim 0:1 gegen Oleksandiya, auswärts 3:0 gegen FK Lviv (Lemberg), daheim 1:2 gegen Kiew. Dabei spielten mit dem brasilianischen Mittelfeldspieler Cristian sowie den Iranern Shabab Tabar und Allahyar Sayyodnamesh drei Legionäre von Beginn. Der im Finish eingewechselte Ghana-Stürmer Raymond Owusu erzielte in letzter Minute das Tor. Sowohl Luhansk als auch Kiew vergaben je einen Elfmeter.

Rapids Erfahrungen mit Gegner aus der Ukraine? 1996 gelang gegen Dynamo Kiew mit 2:0 im Happel-Stadion und 4:2 in Kiew erstmals die Qualifikation für die Champions League, als Kühbauer und Barisic noch spielten. Kühbauer erzielte damals in Kiew das Führungstor zum 2:1. 2015 scheiterte Grün-Weiß mit Barisic als Trainer im Kampf um die Gruppenphase der Königsklasse unglücklich an Schachtjor Donezk: 0:1 in Wien, 2:2 in Lemberg, wobei Philipp Prosenik mit der letzten Aktion die Stange traf. Ein Tor hätte den Aufstieg bedeutet. Dazwischen gab in der Europa League 2012 unter Peter Schöttel in der Gruppenphase gegen Metalist Charkiw auswärts ein 0:2, daheim erzielte Deni Alar das goldene Tor zum 1.0, damals der einzige Sieg Rapids.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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