Fußball

Canadi ist da, drei sind weg! Sturm hat eine Baustelle

Das Nationalteam und das Schlüsselspiel gegen Irland hatten natürlich Vorrang. Also stellte Rapid erst 90 Minuten nach dem Ende von Marcel Kollers Pressekonferenz seinen neuen Trainer Damir Canadi vor. Die Verhandlungen  mit ihm und seinem Berater Mario Weger, zu dessen Klienten auch die Teamhoffnung Alessandro Schöpf und Ex-Rapidler Guido Burgstaller gehören,  dauerten am Abend zuvor bis eine Stunde vor Mitternacht, ehe alles klar über den Vertrag bis 2018 war. Und wie sich Canadi erstmals als neue Hoffnung in Grün-Weiß im Presseraum  des Allianz-Stadions präsentierte, unterstrich den Ruf des cleveren Trainers, der  ihn von Vorarlberg in die Hauptstadt begleitete. So tut Canadi Rapid nach schweren letzten fünf Monaten seit der Trennung von Zoran Barisic wirklich gut.Er ließ sich auf keine großen Töne ein, präsentierte sich als Realist. der einmal seine neue Mannschaft und das Umfeld über Wochen genauer kennenlernen will, ehe er in der Winterpause die Ziele genauer definieren und auch möglicherweise andere personelle Planungen am Spielersektor präsentieren wird. Den Wunsch, mit dem populärsten Klub Österreichs Titel zu gewinnen, äußerte bisher jeder Trainer, der dort sein Amt antrat. Also kam auch der von Canadi nicht unerwartet. Dass er sich nicht auf ein System festlegen ließ, war auch klug. Dazu reichte die Binsenweisheit, dass immer alles richtig ist, wenn man dadurch Siege feiern kann.

Samstag wird Rapid Canadis  Trainerteam offiziell machen, Montag er erstmals mit der Mannschaft trainieren.  Martin Bernhard begleitet  ihn von  Altach nach Wien. Ebreichsdorf-Traienr Goran Djuricin, den  Canadi angeblich Altach als seinen Nachfolger vorgeschlagen haben soll, was Altachs Sportchef Georg Zellhofer nicht als Evangelium betrachtete, kehrt nach Hütteldorf  zurück, wo er bereits vier Jahre als Nachwuchstrainer gearbeitet hatte. Wird aber  für Teile des Rapid-Anhangs, bei denen er auf Grund seiner aktiven Zeit  als Vollblut-Austrianer gilt, eine heikle Personalie. Der neue Tormanntrainer ist Helge Payer, die Nummer eins der letzten Rapid-Meistermannschaft von 2008. Dafür muss er andere Jobs aufgeben: Nicht seine Tormannschule, sondern  den als ORF-Analytiker und  als Berater von Maximilian Entrup,der für einige Ultras auf Grund einer Jugendsünde bei einem violetten Anhängerklub ein rotes Tuch ist.

Korrekt ist, dass diejenigen des bisherigen  Rapid-Trainerteams, mit denen Canadi nicht zusammen arbeiten will, dies nicht aus den Medien erfuhren, sondern Freitag  nach Canadi Präsentation  in persönlichen Gesprächen. Nicht der Videoexperte mit dem italienischen Namen, der wirklich nicht darauf schließen läßt, dass er aus dem burgenländischen Trausdorf kommt. Mauricio Zoccolas Qualitäten lernte Canadi schon in Altach schätzen.  Er bleibt ebenso wie Athletiktrainer Alexander Steinbichler und Stefan Oesen, Chefscout und Videoanalyist. Nicht mehr gefragt sind der ehemalige Torjäger und Champions League-Sieger  Carsten Jancker, der als erster  Ansprechpartner von Mike Büskens galt, zuvor komplett loyal zu Barisic stand, in dessen Ära aber intern viel besser rüberkam als  danach. Weiters etwas unerwartet  Thomas Hickersberger, der Sohn des ehemaligen Rapid-Meistertrainers und Teamchefs, der in dieser Woche interimistisch das Training leitete, auch als Tüftler ein hohes Ansehen genoß.

Billig ist die neue Trainerlösung für Rapid nicht. Die Trennung von Barisic und seinem Zweijahresvertrag kostete Geld, Büskens muss bis Saisonende bezahlt werden, ebenso Jancker, Hickersberger und Hedl.  Sportvorstand Andreas Müller sogar  bis 2019. Dessen Agenden  wird  bis auf weiteres praktisch allein Stefan Ebner  übernehmen. Auf dessen wertvolle Dienste Müller und Vorgänger Helmut Schulte nicht verzichten wollten. Ebner steht  seit den Neunzigerjahren im Rapid-Sold, geholt von Ernst Dokupil. Damals fuhr er sogar in das durch den Bürgerkrieg erschütterte Jugoslawien, um „Il Genio“ Dejan Savicevic von Belgrad nach Wien zu holen. Ebner will nur eines nicht: So wie in der Ära von Peter Schöttel selbst als Sportchef in der Auslage zu stehen. Aber er musste gestern im Auftrag Krammers  Jancker, Hickersberger und Hedl die schlechte Nachricht überbringen.

Laut Krammer und Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek sind  das Finanzieren des Trainerwechsels mit  der Ablöse für Canadi an Altach, die klar unter den kolportierten 300.000 Euro liegt,  kein Problem. Rapid  hat bis auf die Position des Sportvorstands (da gilt Andreas Herzog als heißer Kandidat) seine  Personalfragen gelöst, bei Tabellenführer Sturm Graz, Rapids erster Heimgegner in Canadis Ära, tat sich möglicherweise eine neue Baustelle auf. Durch die Verhandlungen von  Franco Foda am Münchner Flughafen mit Ingolstadts Geschäftsführer Harald Gärtner. Die zeigten, dass sich der Trainer offenbar mit Abwanderungsgedanken beschäfigt. Eine heikle, problematische  Lage, zumal Foda im Frühjahr auch wegen eines Flirts mit Eintracht Frankfurt, wo dann Niko Kovac zum Zug kam, bei den Fans als umstritten galt, was sich durch den Erfolgslauf zu Beginn dieser Saison wieder legte. Und jetzt das Treffen  nach drei Sturm-Niederlagen hintereinander mit dem sieglosen Vorletzten der deutschen Bundesliga. Nicht gut für das Image. Egal, ob Foda davon weiß oder nicht, dass ihn sein Berater Max Hagmayr immer „verläßlich“ dort anbietet, wo über einen Trainer geredet wird. Zuletzt von Hütteldorf bis Ingolstadt. Was auch Sturms Sportdirektor Günter Kreissl nicht gefallen kann. Auch wenn er Foda via Kleine Zeitung offiziell die Mauer machte: „Wenn er  beim Training anwesend ist, kann er fliegen, wohin er will.“ Denn auch Foda hat eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die allerdings mit Monatsende erlöschen soll.

 

Meist gelesen

Nach oben