Eishockey

So viele Tore wie noch nie gegen Kanada

Österreich ist für seinen Start in die Eishockey-WM am Samstag gegen Lettland in Bratislava gerüstet. Das lässt sich trotzt der zwei Niederlagen in den letzten zwei Testspielen eigentlich bedenkenlos sagen. Auf das 1:3 gegen Dänemark vom Sonntag folgte Dienstag ein 5:7 (2:2, 2:4, 1:1) gegen Kanada nach regulärer Spielzeit und ein 1:0 in der Overtime über fünf Minuten mit nur je drei Spielern plus Goalie, die auf Wunsch  von Kanadas Head Coach Alain Vigneault getestet wurde. Für Teamchef Roger Bader war es auf jeden Fall ein schöner Abend, so wie sich eine Mannschaft präsentierte. Auch wenn alles mitunter etwas nach Exhibition aussah,es fiel extrem positiv auf, wie Österreich das hohe Tempo der Kanadier, deren Topstar John Tavares zwar in der Aufstellung stand, aber in Wahrheit gar nicht umgezogen war, mit allen vier Linien mitgehen konnten. Eisläuferisch präsentierte sich die Österreicher so gut wie lange nicht. Und die Youngster in dieser Mannschaft haben  viel Potenzial. Bei Lukas Haudum und Dominic Zwerger wusste man das bereits, der 19jährige Davos-Center Benjamin Baumgartner zeigte dies bei seinem ersten Länderspiel auf Wiener Eis eindrucksvoll im ersten Sturm zwischen NHL-Legionär Michael Raffl (Bild oben) und Peter Schneider.

Fünf Tore erzielte Österreich in allen bisherigen 36 Duellen gegen die Kanadier nie. Es war also ein Rekordabend, bei dem nur der Besuch in der Wiener Erste Arena nicht passte. Nur 4300 Zuschauer, eigentlich eine Schande.  Manche führten dies auf die doch recht stolzen Eintrittspreise wie 28 Euro für einen Stehplatz oder 60 für die besseren Sitzplätze zurück. Aber ein Gastspiel der Kanadier zu finanzieren ist nicht die billigste Angelegenheit. Der Eishockeyverband musste die Aufenthaltskosten in Wien über sechs Tage für den ganzen Tross der Kanadier übernehmen. Das geht schon ins Geld. Aber die gekommen waren, kamen total auf ihre Kosten. Die Österreicher gingen sogar viermal in Führung, was gegen die Kanadier zuletzt vor 15 Jahren bei der WM in Prag gelungen war, als aus einem 2:0 nach Toren von Andre Lakos und Thomas Vanek noch ein trotzdem historisches 2:2 gegen den späteren Weltmeister wurde. Dienstag führten die Österreicher  durch Salzburg-Center Alexander Rauchenwald 1:0,  durch Ambri-Stürmer Fabio Hofer 2:1, der dabei sehenswert Stanley-Cup-Sieger Matt Murray im kanadischen Tor austrickste, durch Kapitän Thomas Raffl 3:2 und durch Alexander Cijan 4:3. Die Overtime war erst recht unterhaltsam. Das einzige Tor gelang Malmö-Center Konstantin Komarek, fünf Sekunden vor Schluss hatte Schneider  sogar den „Ausgleich“ zum 7:7 am Schläger.

Nach den letzten Eindrücken kann Bader auch seine Tormannsorgen für die WM vergessen. Denn weder David Kickert noch der routinierte Bernhard Starkbaum ab der 41.Minute gaben zur Besorgnis Anlass. Sie wirkten um nichts schwächer als Klassegoalie Murray. Eher sogar das Gegenteil. Aber Bader hatte trotzdem auch recht, als er am Ende meinte: „Wir dürfen uns freuen, sollen das aber nicht überschätzen!“ Zu behaupten, die Kanadier hätten ihren einzigen WM-Test Joker genommen, stimmt aber nicht. Das zeigt schon die Tatsache, dass Head Coach Alain Vigneault das erste Tor seines Teams durch  Sean Couturier „erzwang“, als er den Videobeweis forderte und bekam. Der österreichische Referee Kristjan Nikolic gab nach. Es geht ja nichts über Gastfreundschaft

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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