Fußball

So wie einst bei Otto Baric: Salzburg ist auch unter Marco Rose maximal!

Keine Diskussion, es war nicht nur für Red Bull Salzburg, sondern auch für Österreichs Fußball ein historischer Abend! Die Nullnummer gegen Borussia Dortmund, mit der  erstmals der Sprung unter die letzten acht der Europa League gelang, mit der er erstmals gelang, einen deutschen Verein, der schon die Champions League gewonnen hat und einmal das Finale verlor, völlig verdient zu eliminieren. Womit auch der fixe Startplatz für Österreichs Meister in der Champions League in der Saison 2019/20  garantiert ist. Mehr als ein  Jahr vorher ist er schwer vorstellbar, das der Meister nicht Red Bull Salzburg heißen wird.

Das 19. Europacupspiel hintereinander ohne Niederlage, das spricht auch für den Trainer Marco Rose. Ich erlebte ihn erstmals ein Jahr zuvor an gleichem Ort beim Triumphzug in der Youth League gegen Atletico Madrid. Damals spielten in der Erfolgstruppe Amadou Haidara und Xaver Schlager, die jetzt zu den Eckpfeilern des Viertelfinalisten zählen.  Einen Mittelfeldspieler von der Ausstrahlung Schlagers, der 2009 mit elf Jahren in die Akademie der  Roten Bullen nach Salzburg gewechselt war, hatte Dortmund an diesem Abend nicht. Rose forderte nicht zufällig mit eindeutigen Gesten die  Zuschauer zu Standing Ovations für den Oberösterreicher auf, als er Schlager nach 79 Minuten austauschte. Teamchef Franco Foda wird sich auf der Tribüne zur Entscheidung, Schlager erstmals in den Teamkader geholt zu haben, nochmals gratuliert haben.

Wer Donnerstag Abend die Atmosphäre bei 29.520 Zuschauern im Wals Siezenheim erlebte, der fühlte sich an Austria Salzburgs Siegeszug vor 24 Jahren ins Finale des UEFA-Cups erinnert. Journalisten, die fast täglich mit Rose in Kontakt stehen, konstatieren, dass wie beim damaligen Erfolgstrainer Otto Baric jetzt auch Rose öfters das Wort „maximal“ verwendet. Von „Million Prozent“ wie der spätere österreichische Teamchef aus Kroatien, der im Juni 85 Jahre alt wird, sprach Rose noch nie. Und auf maximal angesprochen, meinte er nur ins einer vollen Art: „Das Wort nimmer jeder erfolgsorientierte Trainer in den Mund.“ Er ist einer. Und darüber jubelte auf der Tribüne auch der ehemalige Austria Salzburg-Boss Rudi Quehenberger.

Der ausgeschiedene Peter Stöger bahnte sich nach dem Schlusspfiff am Rasen einen Weg zu Rose, um ihm inmitten der Salzburger Jubelszenen zu gratulieren. Fast eine Stunde später fuhr Rose auf der Pressekonferenz deutschen Journalisten in die Parade, die vor allem Dortmunds blutleere Darbietung, wie sie es ausdrückten, für Salzburgs Aufstieg, der nach dem 2:1 von Dortmund eigentlich weder Sensation noch Wunder mehr war, verantwortlich sahen. Rose wollte nicht den grossartigen Willen seiner Mannschaft zum Aufstieg, das ganze Engagement, den läuferischen  Aufwand herabsetzen lassen, indem man Dortmund als grottenschlecht abqualifizierte: „Man soll sich einmal überlegen, ob es vielleicht an uns lag, dass Dortmund keine Luft zum Atmen hatte, wir sie nicht so agieren ließen, wie sie es wollten. Ich sage einmal, bei unserem Pressing  kann man nicht viel besser aussehen.“ Rose hoffte, dass es in Deutschland jetzt endgültig angekommen ist, dass Salzburg einiges zu bieten hat.  Und er hatte „richtig Bock“ darauf, wie er es ausdrückte, dies im Viertelfinale gegen Arsenal  samt alle klingenden Namen zu beweisen.

Die Auslosung muss Stöger am Freitag nicht mehr kommentieren. Er hatte nach dem Rückflug aus Salzburg zwar eine Pressekonferenz, aber zum Sonntagspiel gegen Hannover. Die hämischen Kommentare in den deutschen Gazetten waren ihm klar, als er Donnerstag Abend Salzburgs Aufstieg als völlig verdient bezeichnete. „Jetzt hat auch Dortmund sein Cordoba“ schrieb „Bild“ in Anlehnung an das  2:3 von Deutschland bei der WM 1978 in Argentinien gegen Österreich. Der Auftritt des Helden von Cordoba, des zweifachen Torschützen Hans Krankl, in Salzburg vor den „Sky“-Kameras, fiel wegen Grippe aus. Eine Schlagzeile hieß auch „Peinlich, BVB“. In Kommentaren stand zu lesen, dass die Aktie Stöger durch das Europa League-Scheitern in Dortmund nicht an Wert gewonnen hat. Die Fitnessdefizite in der Kreativabteilung, speziell bei Weltmeister Mario Götze, aber auch bei Marco Reus, waren noch größer als erwartet. An denen Stöger und sein Assistent Manfred Schmid schuldlos sind. Dass Stöger beide zur Pause in der Kabine ließ, sorgte auch für Rauschen im Blätterwald. Nur der Schweizer Tormann Roman Bürki, von vielen oft als zu schwach für Borussias Ansprüche abqualifiziert, verhinderte bis zur Pause eine klare Salzburger Führung. Trotz 54 Prozent Ballbesitz brachte Dortmund Salzburg höchstens zehn Minuten ins Wanken. Der erste Schuss auf Salzburgs Tor gelang erst nach 51 Minuten.

Dortmund Boss Hans Joachim Watzke erlebte innerhalb von 48 Stunden zwei Pleiten. Dienstag als Gast seines Freundes Jose Mourinho in Old Trafford das 1:2 von Manchester United gegen Sevilla, Donnerstag die in Salzburg. Zu der Dieter Hoeneß, dem Bruder des Bayern-Präsidenten und früheren erfolgreichen Manager von Hertha BSC Berlin, Dortmunds Mannschaftshotel, dem Grand Sheraton, ein passender Satz einfiel, als Stöger bereits schlafen gegangen war: „Dortmunds Scheitern passt zum Bild der Bundesliga, muss zum Nachdenken zwingen. Wenn Bayern mit 20 Punkten Vorsprung vorne liegt, kann etwas nicht stimmen. Nur Tempo, Spiel gegen den Ball und schnelles Umschalten allein ist auf Dauer zu wenig.“ Stöger wird das bei allen Diskussionen, ob er auch nächste Saison Dortmunds Trainer bleiben soll, nicht helfen. Aber die irritieren ihn nicht. Er schätzt sie als völlig normal ein, wenn ein Trainer wie er nur einen Vertrag bis Saisonende hat.

„Bild“ fand jedenfalls, dass die Aktie Stöger durch die Europa League-Schande nicht an Wert gewonnen hat. Die deutschen Hoffnungen trägt jetzt Ralph Hasenhüttl mit RB Leipzig, der durch ein 1:1 bei  Zenit St. Petersburg unter die letzten acht kam, dabei erstmals keinen österreichischen Landsmann in der Startelf hatte, Stefan Ilsanker in der 71. Minute einwechselte. Hasenhüttls Kommentar zum Aufstieg: „Mehr Spannung als erträglich.“

 

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