Fußball

Spaniens Gala in Polen schafft Österreich-Wunder

Wer sich im ZDF oder auf Sport 1 die Spiele der Unter 21-EM in Polen ansieht, den beeindrucken die Semifinalisten Spanien, England,  Samstag auch Italien beim 1:0 über das  deutsche Team. Bei dem acht, die mit Jogi Löw derzeit beim Confed-Cup, bei dem Samstag Portugal und Mexiko (mit dem 2:1 über Russland) das Semifinale erreichten, sind, noch in Polen mitspielen könnten. Wie Bayerns Joshua Kimmich, Schalkes Mittelfeldmotor Leon Goretzka, Timo Werner, Ralph Hasenhüttls Torjäger bei RB Leipzig, oder Leverkusens Flügelflitzer Julian Brandt. Aber trotzdem sah man zumindest in den ersten zwei Partien gegen Tschechien und Dänemark  mit Schalkes Max Meyer, Dortmunds Neuzugang Mahmoud Dahoud oder dem Neo-Bayern Serge Gnabry noch genug Qualität, dazu auch mit Davie Selkie, den Leipzig an Hertha BSC Berlin verkaufte, einen unberechenbaren Stürmer. Der auch an schlechten Tagen zuschlagen kann. An Deutschland in kompletter Besetzung war Österreich in der Gruppe gescheitert, musste ins Play-off gegen Spanien.

England scheint derzeit über gute Nachwuchsgenerationen zu verfügen. Aktueller Unter 20-Weltmeister, Englands erster Titel seit 1966 bei der WM im eigenen Land,  starke Spieler in der U21 wie der Rekordablösen-Tormann Jordan Pickford,  Ben Chilwell und Demarai Gray, beides Mitspieler von Ex-Teamkapitän Christian Fuchs bei Leicester oder die Southampton- Hoffnungen James Ward-Prowse und Nathan Redmond. Deren neuer Trainer wurde der Argentinier Mauricio Pellegrino vom spanischen Cupfinalisten Alaves. Thomas Tuchel lehnte nach der Trennung von Dortmund diesen Job ab. Die englischen Ergebnisse unter dem No Name-Teamchef Aidy Boothroyd: 0:0 gegen Schweden, 2:1 gegen die Slowakei und 3:0 gegen Polen. Das Match leitete Österreichs Topreferee Harald Lechner. Die Engländer treffen im Semifinale auf Deutschland.

Aber über allem steht die spanische Gala.  Drei Siege, nur ein Verlusttor. Mit Marcos Asensio, der im Champions League-Finale gegen Juventus für Real Madrid traf, zuvor auch im Viertelfinale gegen Bayern München, der alles überragende  Spieler, dem Real einen neuer Super-vertrag mit einer festgelegten Ablöse von 350 Millionen Euro (!) anbot. Weil nach dem 5:0 gegen Mazedonien und dem 3:1 gegen Portugal (mit Bayerns Renato Sanches und Leipzigs Neuerwerbung Brouma) der Aufstieg schon feststand, leistete sich Teamchef Alberto Celades den Luxus, die komplette Mannschaft auszutauschen. Elf Neue und dennoch ein 1:0 gegen Serbien durch ein Tor von Barcelonas Hoffnung Denis Suarez. Serbien und Mazedonien sind übrigens  Gegner von Österreichs neuer U21 in der Qualifikation für die Finalrunde 2019. Spaniens Topelf kommt erst wieder ausgeruht im Semifinale gegen Italien dran.

Der spanische Auftritt schafft sozusagen ein verspätetes Wunder für Österreich. Denn das sind genau die Spieler, die weder in St. Pölten noch in Albacete Österreich im Play-off schlagen konnten.Wie Arsenals Verteidigerrakete Hector Bellerin, Innenverteidiger Vallejo, den Real Madrid jetzt von Eintracht Frankfurt zurückbeordert, Atletico Madrids Mittelfeldperle Saul, Asensio, Milan-Stürmer Gerard Deulofeu oder  Bilbao-Sturmtank Inaki Williams. Spanien kam nur dank des Auswärtstreffers von Deulofeu, einem umstrittenen Elfmeter, in die Endrunde. Jetzt muss man vor der Leistung des Teams von Werner Gregoritsch um Kapitän Dominik Wydra mit Tormann Daniel Bahmann, Philipp Lienhart, Konrad Laimer, Xaver Schlager, Alessandro Schöpf, Louis Schaub und Gregoritsch-Sohn Michael noch mehr den Hut ziehen als damals, als die zwei Unentschieden noch vielfach unterschätzt wurden statt als Sensationen gewertet zu werden.

Die Schlussfolgerung: Auch bei Österreich gäbe es genug Potenzial für eine gute Zukunft. Man darf nur nicht den Fehler machen, zu glauben, dass für junge Spieler alles zu früh kommt. Sondern sollte ihnen mehr Vertrauen schenken, mehr zutrauen. Sowohl bei den Klubs als auch beim Nationalteam.

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