Standing Ovations von den Rapid-Fans darf Goran Djuricin nur erwarten, wenn der Trainer den Meistertitel holt, Cupsieger wird oder in der Europa League mindestens bis ins Achtelfinale kommt. Sein Sohn Marco hat ihm Standing Ovations seit Samstag bevor. Sie bekam der 25jährige dafür, dass er mit zwei Toren das Schweizer Kellerduell gegen den Letzten Neuchatel Xamax für Grasshoppers Zürich entschied. Wenn auch nur von 3700 Zuschauern an einem verregneten Abend im Züricher Letzigrund, aber immerhin. Djuricin erzielte beim 3.1 (1:0) nach 36 und 63 Minuten die ersten zwei Treffer der Sieger. Bereits nach dem 2:0 erhoben sich die Fans, um Djuricin zu feiern. Und dann noch bei seinem Austausch in der Nachspielzeit.
Der „Blick“ fragte vorher, ob es für Ex-Austria-Trainer Thorsten Fink in dem Duell zwischen Vorletzten und Letzten um seinen Job in Zürich ging. Wenige Tage nach der peinlichen 1:3- Cuppleite bei Drittligist Stade Nyonnais waren diese Vermutungen naheliegend, auch wenn auf sie ein promptes Dementi aus der Chefetage folgte. Djuricin, schon bei der Blamage am Genfer See, der Torschütze, verhinderte, dass Fink nochmals in Gerede kam. Seine Tore waren österreichische Co-Produktionen. Der Assist kam jeweils von Raphael Holzhauser, der bisher den Ruf, der Königskauf von Fink zu sein, zu selten bestätigen konnte. Diesmal adelte ihn der „Blick“ zum besten Mann am Platz. Obwohl Djuricin für die entscheidenden Tore sorgte. Beim 1:0 hatte er Glück, dass sein Schuss etwas abgefälscht wurde, beim 2:0 dribbelte er sich durch die Xamax-Abwehr, spitzelte den Ball gerade noch am Tormann vorbei. Damit brachte er es in sieben Runden auf drei Tore, ist der Jungvater gemeinsam mit dem Schweden Nabil Bahoui bester Torschütze der Grasshoppers.
Sein Rückstand auf den Führenden der Torschützenliste ist geringer als der seiner Mannschaft auf Tabellenführer Young Boys Bern: Das sind bei einem Spiel mehr schon elf Punkte. Marco Djuricin erzielte nur zwei Treffer weniger als der beste Torschütze der Super League, der Serbe Dejan Sorgic von Thun. Dienstag kommt´s zum direkten Duell: „Wenn wir nach der englischen Woche auch noch so glücklich sind wie jetzt, ist es okay.“ Bei der Frage, wann er zuvor seinen letzten Doppelpack erzielte, musste er passen: „Wenn ich schon nachdenken muss, ist es auf jeden Fall zu lange her.“ Holzhauser über den Grund für den Österreicher-Abend in Zürich: „Marco und ich kennen uns schon lange, wir verstehen uns blind.“
Der dritte Österreicher im Grasshoppers-Dress, Teamtorhüter Heinz Lindner sorgte im Finish mit zwei starken Paraden dafür, dass es nicht noch einmal spannend wurde. Und so konnte Fink gelassen bilanzieren: „Unsere Verunsicherung war zu groß. Wir haben schon besser gespielt ohne Punkte zu holen.“ Sätze, die man von ihm auch schon in seiner letzten Saison in Wien bei der Austria gehört hatte.
Nicht so gelassen konnte Sonntag Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller Sonntag im ausverkauften Stade de Suisse in Bern sein. Dort bezog er mit dem FC Basel beim Meister Young Boys vor 31.120 Zuschauern ein fürchterliches 1:7 (0:2)-Debakel. Kollers Mannschaft zeigte dabei Auflösungserscheinungen. Basel hat nach sieben Runden schon zwölf Punkte Rückstand auf die Young Boys, bei denen der Steirer Thorsten Schick ab der 30. Minute spielte, auf Platz eins, nur noch zwei mehr als die Grasshoppers. Auch Koller scheint Basels Talfahrt nicht stoppen zu können. Ganz im Gegenteil: „Wir waren erschreckend naiv“, kommentierte Koller Basels höchste Meisterschaftsniederlage seit 1957, „müssen rasch aufhören, in der Vergangenheit zu leben“.