Fußball

Stöger ärgerte auch den Erzbischof! Schützenhilfe durch Junuzovic

Erstmals in diesem Jahr hatte Peter Stöger nach einem Spiel von Borussia Dortmund Grund zum Lachen. Nach vier Pflichtspielen ohne Sieg der Bann bei seiner Rückkehr gebrochen. Ohne den 3:2-Sieg bei seiner Rückkehr nach Köln hätte es noch viel intensivere Diskussionen gegeben als zuletzt. So hat sich die Lage etwas beruhigt, konnte er nach einem Spiel, das laut seinem Fazit nichts für schwache Nerven war, erleichtert in seine Wohnung, die nur 500 Meter Luftlinie vom Müngersdorfer Stadion entfernt ist, gehen: „Köln ist ein Fixpunkt in meinem Leben, ich bin froh, dass dieser Abend vorbei ist.“ Jetzt hat er in sechs Runden mit Dortmund je drei Siege und Unentschieden. In Köln gewann Dortmund vor Freitag zuletzt schon in der Meistersaison 2011/12 unter Kulttrainer Jürgen Klopp. Der saust normal in der Coaching Zone wie ein Irrwisch umher, Stöger steht dort meist ruhig mit stoischer Miene, die Hände in den Hosentaschen. Ein nicht zu übersehender Unterschied. Aber nur um die Fans an Klopp zu erinnern, wird sich Stöger nicht ändern. Darf das auch gar nicht.

Es gab vor dem Match überraschend und unüberhörbar Pfiffe von der Südtribüne gegen Stöger. Für die es sozusagen göttliches Verständnis gab. Vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, einem der prominentesten FC-Fan, bis zum Herbst auch einer von Stöger: „Er hat zuletzt zu wenig gewonnen“, meinte der Erzbischof in Richtung des Trainers aus Wien. Der ihn mit dem Sieg doch etwas ärgerte. Der Händedruck mit seinem Nachfolger Stefan Ruthenbeck vor dem Match fiel nur kurz aus, kein Small Talk. „Aber das war wenigstens ehrlich“ stellte Matthias Sammer, der  prominente  Eurosport-Experte, im TV-Studio treffend fest. Auch er wunderte sich nachher, wie wenig Unterschied zwischen dem Letzten Köln und einem Klub mit Ansprüchen auf einem Champions League-Platz zu sehen war. Zwei Mannschaften auf Augenhöhe. Zumindest an diesem Abend. den sich vor Ort auch Anthony Modeste, Kölns Torjäger in Erfolgszeiten unter Stöger, auf der Tribüne nicht entgehen ließ.

Am auffälligsten und positivsten: Das Debüt  der belgischen Chelsea-Leihgabe Michy Batshuayi. Gleich ein Doppelpack, die Tore zur 1:0 und 2:1-Führung erzielt. Damit scheint zumindest die Torjägerproblematik nach dem Wechsel von Pierre Emerick Aubameyang zu Arsenal gelöst. Der Belgier sorgte ins seinem ersten Spiel gleich für eine Schlagzeile auf Seite eins von „Bild“, die da hieß: „Bumm! Bumm! BatshuayiI“ Aber ansonst blieben nach Stögers erstem Bundesligasieg im Kölner Stadion seit letzter Saison, seit dem 20. Mai 2017, dem 2:0 gegen Mainz, mit dem die Qualifikation für die Europa League gelungen hatte problematische Schwächen in Erinnerung.  Kein Anführer, wenig Kreativität im Mittelfeld ohne den am Rücken verletzten Mario Götze, keine Stabilität in der Abwehr. Köln hatte die erste große Chance im Spiel, schaffte zweimal den Ausgleich. Den zweiten durch den spanischen Innenverteidiger Jorge Gere nach einem Eckball, was viele als Rache an Stöger werteten. Weil Sommerkauf Gere bei ihm nur selten zum Zug gekommen war.

Zum Glück für Dortmund und Stöger gelang Weltmeister Andre Schürrle in der 84. von 94 Minuten nach Pass von Batshuayi sein erstes Tor in der Bundesliga seit elf Monaten! Der Trainer bejubelte  keines der drei Tore an der Seitenlinie.  Ein gute Idee von Stöger, Schürrle nach einer bisher schwachen Saison das Vertrauen zu schenken. So stand die Borussia für 18 Stunden wieder dort, wo sie die Klubbosse ihrem Selbstverständnis auch am Saisonende sehen wollen: Auf Platz zwei hinter Bayern! Samstag Abend war es immer noch Rang vier, der für die Champions League reichen würde. Hinter Leverkusen und RB Leipzig. Stögers Landsmann Ralph Hasenhüttl hatte mit dem Debüt eines Neuzugangs aus England ähnliches Glück wie Stöger mit Batshuayi: Everton-Leihgabe Ademola Lookman erzielte eine Minute vor Schluss das Goldtor zum 1:0 bei Mönchengladbach. Der einzige Unterschied:  Der „Bats Man“, wie Batshuayis Spitznamen lautet, gehörte zur Startformation, Hasenhüttl brachte den 20jöhrige Lookman erst als Joker elf Minuten vor Schluss.

Dortmund liegt aber jetzt wieder vor dem großen Kohlenpott-Rivalen Schake, was viel zählt. Weil Schalke  sich daheim gegen Werder Bremen einen 1:2 (1:0)-Umfaller leistete. Zu Beginn sassen mit Guido Burgstaller bei Schalke, Zlatko Junuzovic, Florian Kainz und Marco Friedl vier Österreicher auf der Bank. Burgstaller kam in der 65. Minute, als Schalke noch führte. Sechs Minuten später betrat Junuzovic das Spielfeld. Nach Gelb-Rot für Schalkes Innenverteidiger Nastasic gelang dank gütiger Mithilfe von Schalkes Torhüter Ralf Fährmann noch die Wende. Wobei Junuzovic in der 93. Minute mit letztem Einsatz für das Siegestor sorgte. Mit seinem ersten Treffer in dieser Saison  half er nicht nur Werder im Abstiegskampf, sondern leistete auch Stöger Schützenhilfe.

Keinen Sieger brachte ds Österreicher-Duell bei Hertha BSC Berlin – Hoffenheim zwischen Valentino Lazaro und Florian Grillitsch. Lazaro war beim 1:1 (0:1) der auffälligste Spieler am Platz, bereitete Herthas Ausgleich vor. Bei Hoffenheim kam Robert Zulj in den letzten 20 Minuten zu seinem Debüt in der Bundesliga. Bei Bayerns 2:0 (2:0) in Mainz spielte David Alaba nach seinen Adduktorenproblemen nur in den letzten 20 Minuten. Nicht linker Verteidiger, sondern im zentralen Mittelfeld.

Meist gelesen

Nach oben