Fußball

Stöger mit Köln doch ohne Modeste in die Steiermark

Es wäre eine riesige Überraschung, an die keiner mehr glaubt, sollte  Peter Stöger Sonntag mit dem  25 Tore-Goalgetter des 1. FC Köln, Anthony Modeste, zum Test gegen seinen Ex-Klub GAK und zum anschließenden Sechstage-Trainingslager nach Bad Radkersburg in die Steiermark kommen. Montag schien der Transfer des Franzosen zu Tianjin Quanjian endgültig gescheitert, er trainierte, gefeiert von den Fans, wieder in Köln, beteuerte, wie sehr er den 1.FC liebe. Donnerstag Abend kam die große Wende. Weil sich der Klub aus der chinesischen Hafenstadt in die Richtung bewegte, in die es die Kölner Vorstände Alexander Wehrle und Jörg Schmadtke wollten: Die Ablöse über 35,7 Millionen Euro wird nicht in drei Raten, sondern einmal komplett überwiesen, Köln zahlt an die französischen Berater-Brüder von Modeste keine Provision.

Stöger fühlte nicht erst seit Montag, dass Modeste diesen Transfer wollte. Er bat um kein Gespräch mit dem Trainer, das er jederzeit hätte führen können, weil ihn der  sehr schätzt: „Modeste flog nicht nach China, um nur zu essen, da steckte mehr dahinter“, sagte der Kölner Kulttrainer aus Wien in der lockeren, unaufgeregten Art, die man in der Dom-und Karnevalsstadt  so sehr zu schätzen gelernt hat, „es wäre gut, wenn er bei uns bleibt. Wenn er aber geht, woraus es hinausläuft, werden wir das kompensieren. Da haben wir Trainer einige Ideen.“

Das Boom-Land China beschäftigt nicht nur Köln, sondern auch Borussia Dortmund wegen Schützenkönig  Pierre Aubameyang und quer durch Europa. Am nächsten Freitag ist Transferschluss ,der Tatendrang der Klubs ist groß, obwohl Transfers doppelt so teuer wurden: Seit 19. Juni müssen die Klubs der  Ersten Liga einen Betrag in Höhe der Ablöse in einen  Fonds zur Nachwuchsförderung einzahlen. Damit kostet Modeste also in Wahrheit 71,4 Millonen Euro. Abgesehen von seinem 11 Millionen-Nettogehalt, das er pro Saison bis  2021 kassiert.

Der Blick in die Super League des Boom-Lands China sagt genug. Stadien mit einem Fassungraum über 50.000 Zuschauer beim Meister Guangzhou,  in Peking, Zenghou,  Guiyang,  Lianoning,  Shanghai, Luneng, Nanjing, der Partnerstadt von Leipzig und  Tianjin. Prominente Trainer wie der Brasilianer Felipe Scolari,  der Deutsche Felix Magath, der Chilene Manuel Pellegrini,  der Portugiese Andre Villas-Boas,  die Italiener Fabio Capello und Fabio Cannavaro, seit zwei Wochen auch Salzburgs Ex-Meistermacher Roger Schmidt nach dem Ende bei Leverkusen bei Beijing Guoan. Dorthin will er seinen Ex-Schützling aus Salzburg und Leverkusen, den Slowenen Kevin Kampl, locken. Der würde dort Ex-Salzburg-Torjäger Jonathan Soriano treffen. Wenn Leverkusen 30 Millionen Ablöse kassieren kann.

Die prominentesten Spielernamen in China:  Der Kolumbianer Jackson Martinez bei Guangzhou Evergrande, dem FC Bayern von China. Sechsmal in Folge Meister, zweimal Champions League-Sieger in Asien. Auch dank des brasilianischen Ex-Salzburg-Torjägers Alan. Dann noch der Argentiier EzquielLavezzi bei Hebei in Qinhuangdao, wo er mit 578.000 Euro Wochengehalt der bestbezahlte Fußballer der Welt ist, Carlos Tevez, die Brasilianer Oscar und Hulk bei den zwei Klubs in Shanghai, wo es der neue Horn-Trainer mit Bayern-und Rapid-Vergangenheit, Carsten Jancker, 2006 nur fünf Monate aushielt, ehe er zu Mattersburg wechselte, Italiens Teamstürmer Graziano Pelle bei Magath in Jinan, der Belgier Axel Witsel beim neuen Klub von Modeste.

Österreicher in China? Da hält Ex-Teamstürmer Rubin Okotie in der Metropole Peking beim Neunten der zweiten Liga, Beijing FC Enterprises, die Stellung. Ansonst Fehlanzeige. Martin Harnik lehnte letzten Sommer ein Superangebot von Shandong Luneng und Magath ab, weil er nach einem Lokalaugenschein wusste, dass er sich in Jinan mit sieben Millionen Einwohnern, genannt „Stadt der  Quellen“ nicht wohlfühlen könnte, Millionen allein nicht glücklich machen.  Daher sagte er lieber ja zu Hannover 96, was Niedersachsens Fußballer des Jahres  heute nicht bereut. Jetzt kann der Tiroler  Ex-Teamspieler Roland Kirchler über seine Episode in China vor 15 Jahre lachen. Ein Vertrag von Juni bis November bei Beijing Guoan, dem Verein von Schmidt und Soriano. Damals fühlte er sich nicht gut. Als beim medizinischen Check Ärzte mit blutigen Spritzen erschienen, kam ihm das Schaudern. Er könnte Geschichten erzählen, die für mehrere Bücher reichen. Etwa die letzte Aussprache nach nur einem Spiel mit den Klubbossen über die von ihnen gewünschte  Vertragslösung nach drei Wochen, bei der er sich erpresst fühlte. Weil dezent auf seinen eingezogenen Reisepass hingewiesen wurde: Am Ende war Kirchler froh, das Rückflugticket und dazu 3000 US-Dollar zu bekommen, Nach der Heimkehr spielte er bei Austria Salzburg.

 

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