Fußball

Stöger stoppte Sky-Anchorman: „Es ist genug Qualität da!“

An Schwarz und Gelb als seine neuen Farben statt rot und weiß muss sich Peter Stöger erst gewöhnen. Aber sie standen ihm beim siegreichen Einstand in Mainz, der ihn zum dritten Mal hintereinander auf die Titelseite der Gazetten brachte, sehr gut. Viel konnte er in den 56 Stunden, die er davor bei Borussia Dortmund war, nicht ändern: Er gab die Aufstellung nicht wie sein Vorgänger Peter Bosz am Nachmittag im Hotel bekannt, sondern erst im Stadion in der Kabine, um möglichst lange die Spannung bei allen hoch zuhalten. Er entschloss sich zu drei Umstellungen: U21-Europameister Jeremy Toljan, der nach dem Wechsel von Hoffenheim in Dortmund nicht zurecht kam, statt des Spaniers Marc Bartra Rechtsverteidiger. Im Abwehrzentrum mit dem Türken Omer Toprak ein bisher ebenfalls enttäuschender Sommerkauf statt Neven Subotic, den Stöger aus Köln kannte. Und im Mittelfeld Julian Weigl statt des Deutsch-Syrers Mahmoud Dahoud, ebenfalls U21-Europameister: „Ich konnte freier aufspielen wie zuletzt“, behauptete Weigl. Kapitän Marcel Schmelzer ließ aber die Kirche im Dorf: „Man kann das nicht am Trainerwechsel fest machen. Hätten wir so eine Leistung schon Samstag geboten, hätten wir daheim gegen Werder Bremen nicht verloren.“

Julian Nagelsmann, den viele schon als Stöger-Nachfolger in der nächsten Saison sehen, sass auf der Tribüne. Ließ sich bereitwillig mit Dortmund-Fans fotografieren, schaute vielleicht in doppelter Hinsicht bei seiner Zukunft vorbei. Weil der intelligente 30jährige sicher mit der Abwesenheit auch die Verunsicherung in Dortmund über die Zukunft vor dem direkten Duell am Samstag im Kohlenpott etwas erhöhen wollte. Hoffenheim, durch das 1:0 gegen Vfb Stuttgart vor Dortmund in der Tabelle Fünfter, soll sich ja bereits um einen Nachfolger für ihn umsehen. Beim späten 2:0 durch den Japaner Shinji Kagawa war Nagelsmann schon gegangen. Stöger nahm das ganz cool. Er machte in den Interviews bei „Sky“ und in der „ARD“ eine ganz souveräne Figur, auch weil er sehr kollegial über seinen Vorgänger Bosz redete, wirkte überzeugender als zuvor die Mannschaft bei ihrem ersten Spiel seit elf Runden ohne Gegentor.  Das war am 20. September beim 3:0 in Hamburg. Sieben Mann von Stögers Startelf in Mainz begannen auch damals.

Als der Sky-Anchorman  Seabstian Hellmann im Interview mit Stöger vom besseren Material, das er im Vergleich zu Köln jetzt habe, redete, fuhr ihm der Wiener sofort verbal in die Parade.  Mit dem Satz „von Material reden wir nicht“. Auch Hellmans Konter „sie wissen schon, wie ich das meine“, folgte Stögers Sager: „Aber sie auch, wie ich es meine.“ Seine Jungs sind für Stöger kein Material. So zu reden verbietet ihm der Respekt.  Seine Spielidee sei im Ansatz die gleiche wie in Köln. Ordnung ins Spiel zu bringen, zu schauen, wer ihm zur Verfügung steht und die dann so einsetzen, dass sie sich wohl fühlen, ihre Qualitäten ausspielen können: „Und davon sind bei Dortmund genug da.“ Stöger ging´s in Mainz jedenfalls viel besser als Landsmann Ralph Hasenhüttl, der sich um ihn Sorgen gemacht hatte, zweieinhalb Stunden vorher in Wolfsburg nach dem glücklichen 1:1 mit RB Leipzig, dem vierten Spiel hintereinander ohne Sieg, was es zuvor ins einer Ära noch nicht gab: „Wir belohnen uns derzeit zu wenig für den Aufwand, spielen zu selten zu null.  Der Herbst war ziemlich anstrengend, einige gehen am Zahnfleisch.“ In der letzten Viertelstunde wirkte Leipzig stehend k.o., hatte Dortmund hingegen alles unter Kontrolle.

Am Tag nach Stögers ersten Sieg mit Dortmund gingen die Spekulationen weiter, wen die Borussia im Winter holen könnte. Am realistischten scheint der 22jährige Manuel Akanji vom FC Basel zu sein. Dortmund soll bereit sein, zehn Millionen Euro Ablöse für den Innenverteidiger, der auch im Schweizer Team spielt, zu zahlen. Erstmals im Gespräch: Stögers ehemaliger Torjäger in Köln, Anthony Modeste, dessen Verkauf nach China zu Tianjin sicher ein Hauptgrund für die Talfahrt war. In Tianjin sollen sie mit ihm aber nicht zufrieden sein. Modeste gilt als Alternative, falls Pierre Emerick Aubameyang im Winter Dortmund verlässt. Was aber weder die Klubbosse noch Stöger derzeit wollen. Modestes Meinung zu Kölns Trennung von Stöger: „Ein Kollateralschaden.“

Samstag nach dem Match gegen Hoffenheim, nach Stögers Duell gegen Nagelsmann, ist Dortmunds Boss Hans Joachim Watzke, den Stöger „Aki“ nennt, Gast ab 23 Uhr im ZDF-Sportstudio. Wird sicher wiederholen, was er seit Sonntag immer behauptet: „Wir waren mit Stöger seit Sommer immer mal wieder in Kontakt. Vorerst ohne berufliche Interessen. Jetzt ist Stöger sicher keine Notlösung. Er hat einen guten Zugang zu Menschen. Ich kann versichern, dass wir uns mit niemanden für nächste Saison einig sind.“

 

Foto: Instagram.

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