Fußball

Stögers zweiter Anlauf in Europa League mit „Befehl“ zum Titel

Im November noch in Köln, nun in Dortmund – kein Trainer prägt diese Europa League-Saison so wie Peter Stöger. Kann er 2018 die ramponierte  Bundesliga-Ehre retten? Das schrieb das deutsche Fachblatt „Kicker“ in seinem Sonderheft zu Champion und Europa League unter dem Titel „Peter, die II.“ über den 51jährigen Trainer aus Wien. Der allerdings mit der Borussia eine weitaus höhere Erwartungshaltung erfüllen muss als wie Köln: Zwar gibt es  nicht offiziell den Befehl zum Titel von Vorstandschef Hans Joachim Watzke, dessen Vertrag inzwischen bis 2022 verlängert wurde, und Sportchef Michael Zorc. Aber Stöger hat inzwischen mitbekommen, das es dem Prestigedenken des ganzen Umfelds entsprechen würde, zumindest das Endspiel am 16. Mai in Lyon zu erreichen. Er sagt aber trotzdem: „Ich bin da ganz entspannt“. Weil er registriert, dass zumindest die Fans seine Begründung für das fehlende Spektakel akzeptieren: „Wenn man in den letzten zwei Jahren fast 80 Prozent seiner Schlüsselspieler verloren hat, die verbliebenen von Verletzungspech verfolgt werden, darf man nicht erwartet, genau so gut zu bleiben.“ Daher lieber ergebnisorientierter Zweckfußball mit den entsprechenden Resultaten.

Der Europa League-Sieg ist nicht nur in Dortmund ein Thema. Sondern auch in Italien bei Tabellenführer Napoli, Milan und Lazio Rom, in England bei Arsenal, in Frankreich bei Lyon. Stöger hat Hoffnungsträger: Marco Reus, den er als „wahnsinnig“ ehrgeizig“ einschätzt, mit seinem Comeback, sowie den neuen Torjäger Michy Batshuayi: „Er sorgte für die Ruhe, die wir nötig haben“. Auch in der Chefetage. Watzke lobte Stöger zuletzt bei „Sky“ als außerordentlich guten Trainer, es scheint, das Hoffenheims 30jähriger Jungstar Julian Nagelsmann nicht mehr in der Poleposition um den Trainerjob in Dortmund ab Juli ist. Zorc erinnerte die Zusammenarbeit mit dem Wiener an die mit seinem ungemein populären und erfolgreichen Vor-Vor-Vorgänger Jürgen Klopp. Diese Parallelen zieht Stöger selbst nur ungern: „Ich konzentriere mich darauf, mit Dortmund in die Champions League zu kommen“. Egal, ob durch den Sieg in der  Europa League oder einen Platz unter den ersten vier in der Bundesliga. Dann bleibt er sicher.

Die erste Hürde am Weg nach Lyon kommt aus Italien: Atalanta Bergamo, aktuell der Achte der Serie A, erstmals seit 1991 im Europacup mit einer der erfolgreichsten Phasen der Klubgeschichte. Etwa Platz vier in der vergangenen Saison. Grund sind starke junge Spieler aus der eigenen Akademie, die Trainer Gian Piero Gasparini forciert. In der Gruppenphase fertige Atalanta zweimal Everton ab. Dortmund blamierte sich hingegen in der Champions League. Kein Sieg, nur zwei Punkte aus sechs Spielen und die gegen Apoel Nikosia. Und jetzt soll es für den Triumph in der Europa League reichen? Die Fans scheinen skeptisch zu sein. Anders als in der Bundesliga kommen gegen Atalanta nicht 80.000 Zuschauer.

Davon wird bei den anderen österreichischen Legionären in der Europa League, bei Ralph Hasenhüttl, Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker und Konrad Laimer bei RB Leipzig nicht gesprochen. Sie haben mit Tabellenführer Napoli sicher den stärkeren Gegner aus Italien als Dortmund. Treffen auf den Slowaken Marek Hamsik, der im Dezember mit seinem 116.Tor die Legende Diego Maradona als Rekordtorschützen ablöste.  Italiens Teamspieler Lorenzo Insigne, der Spanier Jose Callejon und der Belgier Dries Martens komplettieren die „fantastischen Vier“ in Napolis Offensive. „Es fühlt sich an, als wäre es eine Partie im Achtelfinale der Königsklasse“ sagt Hasenhüttl zu Einstand in der Europa League, sieht Leipzig in einem „K.o.-Spiel auf höchstem europäischen Level“ nicht gerade als haushohen Favoriten: „Das wird eine komplett neue Erfahrung für uns.“ 1500 Leipziger Fans begleiten die Mannschaft in 60.000 Besucher fassende Stadio San Paolo. Sollte die komplett neue Erfahrung positiv ausfallen. Leipzig das Achtelfinale schaffen, würde das Hasenhüttl schon als eindrucksvollen Fingerzeig sehen.

 

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