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Sturm mit russischem Debütanten im Tor um ersten Sieg in Champions League

Vier Tage auf den 7:0-Rekordsieg in der Bundesliga sollte bei Sturm Graz im zweiten Spiel unter Interimstrainer Jürgen Säumel  erstmals drei Punkte in der Ligaphase der Champions League folgen. Doch einen Tag vor dem Duell gegen Girona, den Siebenter der spanischen La Liga, gab es eine schlechte Nachricht: Kjell Scherpen, der holländische Torhüterriese, steht in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung. Grund ist die Kreuzbandoperation km letzten November, nach der er im Frühjahr pausierte. In dieser Saison bestritt er alle 21 Partien in Bundesliga, Uniqa-Cup und Champions League. Es war immer klar, dass sich Scherpen noch einem operativen Eingriff am Knie für kleinere Korrekturen unterziehen muss. Der war ursprünglich für Anfang Dezember angesetzt, wurde aber in Absprache mit Scherpens Stammklub Brighton, der ihn an Österreichs Meister verliehen hat, vorgezogen. Daher fehlt Scherpen gegen Girona, in der Bundesliga bei den Auswärtspartien gegen Altach und WSG Tirol sowie nochmals in der Königsklasse gegen Paris St. Germain. Im Jänner soll Scherpen wieder zur Verfügung stehen. Geplant ist sein Comeback für 21. Jänner in der Champions League bei Europa League-Sieger Atalanta in Bergamo.

Bis zur Winterpause heißt die Nummer eins bei Sturm Daniil Khuydakov (Bild). Der 20 jährige wurde im Sommer von Ex-Sportvorstand Andreas Schicker unter Vertrag genommen. ER kostete 340.000 Euro Ablöse an Lok Moskau, war dreimal im russischen U 21-Team im Einsatz, bestritt für Sturm noch kein Pflichtspiel.  Daher bedeutet sein Debüt ein Risiko. Das hat nichts damit zu tun, dass Khudyakov 13 Zentimeter kleiner als Scherpen, damit „nur“ 1,94 Meter groß ist. Sein Debüt ist fix,ein Comeback möglich: Abwehrchef Gregory Wüthrich, beim 1:2 im ersten Spiel bei Stade Brest am Knie verletzt, könnte beginnen. Beim 7:0 wurde er nach 65 Minuten eingewechselt. Sollte im zweiten Spiel unter Säumel wirklich der zweite Sieg gelingen, würde die Rufe, dass er auch nächstes Jahr Trainer bleiben soll, noch lauter als schon bisher werden. Der neue Sportchef Michael Parensen gibt zu, dass auch ihm gefällt, wie akribisch und fokussiert Säumel und sein Assistent Michael Madl arbeiten, vor allem, dass sie die Spieler in den Vordergrund stellen. Auch die Emotionen sprechen für den ehemaligen Sturm-Kapitän Säumel, doch Parensen will sich davon nicht leiten lassen, rationell entscheiden. Dass sein ehemaliger Trainer bei Union Berlin, Urs Fischer, nach Graz kommt, schloss Parensen bei aller Wertschätzung für den Schweizer aus. Weil der von Fischer forcierte Spielstil nicht zur Sturm-Philosophie passt.

Girona hat nach 14 Runden der Primera Division 13 Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona. Jahrzehntelang pendelte der Klub aus der 100 000 Einwohner-Stadt unweit der französischen Grenze, rund 100 Kilometer von Barcelona entfernt, zwischen der zweiten und dritten Liga hin und her. Vor sieben Jahren kaufte ihn die City Football Group, eine Holding-Gesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der auch Manchester City gehört. Dank großer Investitionen des neuen Eigentümers folgte ein rasanter Aufstieg vom Provinzklub zum Champions League-Teilnehmer. Pere Guardiola, der Bruder des Trainergurus, zieht hinter den Kulissen die Fäden. Letzte Saison lag Girona zeitweise vor Barcelona, belegte am Ende sensationell Platz drei. Diese Saison ist aber sehr herausfordernd, weil wichtige Leistungsträger den Klub verließen. Etwa Kapitän Aleix Garcia zum deutschen Meister Leverkusen, Liga-Torschützenkönig Artem Dovbyk, ein Ukrainer, zu AS Roma, der brasilianische Youngster Savinho zu Manchester City.

Als Ersatz bekam Trainer Michel Routinier Oriol Romeu vom FC Barcelona, der früher bei Southampton unter Ralph Hasenhüttl spielte, von Manchester United Flop Donny van de Beek, Spaniens Olympia-Kapitän Abel Ruiz von Braga, Tschechien-Star Ladislav Krejci von Sparta Prag, Spielmacher Bryan Gil von Tottenham und den 20 jährigen Kolumbianer Yaser Asprilla, der zum Königstransfer werden soll. Der New Look brauchte Anlaufzeit. Bisher zwei Auswärtsniederlagen in der Champions League (0:1 gegen Paris St. Germain, 0:4 gegen PSV Eindhoven), daheim je eine Niederlage (2:3 gegen Feyenoord) und ein Sieg (2:0 gegen Slovan Bratislava). Das bedeutet nur Rang 29, vier Plätze vor Sturm. Letzten Samstag fielen alle vier Tore beim 4:1 (4:0)-Heimsieg gegen den Vorletzten Espanyol Barcelona innerhalb von 23 Minuten. Zwei erzielte der nordmazedonische Stürmer Bojan Miovski.

Das Spiel ist Live bei Canal+ zu sehen. Im Studio ist außer dem ehemaligen kroatischen Teamchef und Bayern-Trainer Niko Kovac auch einer mit erfolgreicher Sturm-Vergangenheit: Roman Mählich, in der Ära von Ivica Osim mit Sturm zweimal Meister, dreimal Cupsieger und in der Champions League. Bisher war der WM-Teiknehmer vn 1998 ORF-Experte, jetzt ist er Gast bei Canal+

Foto: Sturm Graz.

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