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Sturm traut Legionären mehr zu als den eigenen Talenten

Wenn sich der italienische Transferexperte Fabrizio Romano bisher mit der österreichischen Bundesliga beschäftigte, dann meist nur mit Mister Red Bull Salzburg. Das hat sich geändert, sein Interesse an Vizemeister Sturm Graz ist merkbar gestiegen. Donnerstag twitterte er, Sturms Sportchef Andreas Schicker habe in Polen ein neues „Juwel“ gefunden, von dem ähnliches erhofft wird wie von dem im letzten August mit Rekordgewinn zu Atalanta Bergamo transferierten Dänen Rasmus Höjlund. Schicker soll Gornik Zabrze für den 20 jährigen Szymon Wlodarczyk (Bild) bereits 2,5 Millionen Euro plus Bonizahlungen geboten haben. Für Gornik erzielte er in 30 Spielen neun Treffer, in der  U 21 Polens traf er regelmäßiger, viermal in fünf Spielen. Wenn es stimmt, was Romano behauptet, würde dies anderen Behauptungen widersprechen, wonach Sturms Präsident Christian Jauk erst Gelder für Einkäufe freigibt, wenn Spieler mit deutlichem Gewinn verkauft wurden. Grund dafür sollen auch die deutlich gestiegenen Stadionmieten sein, die Sturm künftig bei Heimspielen zahlen muss.

Tatsächlich vermeldete Sturm bisher keine Neuerwerbungen. Am Wochenende soll das Leihgeschäft mit Atletico Madrid  wegen Mittelfeldspieler Javi Serrano perfekt werden. In der Tormannfrage sieht es danach aus, als sollte Arthur Okonkwo von Arsenal nicht mehr auf Leihbasis zu bekommen sein. Als Nachfolgekandidat gilt der 23 jährige Kjell Scherpen, der zu Hollands U 23-Team bei der laufenden Europameisterschaft gehörte, aber in keinem der drei Gruppenspiele gegen Belgien, Portugal und Georgien zum Einsatz kam. Scherpen bestritt letzte Saison  26 Spiele in der holländischen Eredivisie für Vitesse Arnheim, in denen er 31 Tore kassierte. Als Leihgabe von Brighton. Der Premier League.Klub holte ihn 2021 von Ajax Amsterdam um fünf Millionen Euro, setzte ihn aber nur in einem FA-Cup-Spiele in. 2021 wurde er für eine Saison nach Belgien zu Oostende verliehen, bekam dort nur sieben Einsätze. Bei Vitesse spielte er regelmäßig. Künftig auch bei Sturm? Er ist mit 2,06 Metern noch sieben Zentimeter größer als Okonkwo. Die Körpergröße scheint bei Sturms Tormanntrainer Stefan Loch der entscheidende Faktor zu sein, mit dem er auch Chef Christian Ilzer und Schicker überzeugt. Die neue Nummer eins bei Sturm kommt sicher aus dem Ausland.

Nicht überzeugt scheinen Schicker und Ilzer von den eigenen Talenten zu sein. Der 18 jährige Moritz Wels wechselte lieber zur Austria als seinen Vertrag bei Sturm zu verlängern. Dazu konnte U 21Team-Spieler Christoph Lang, der im Frühjahr an Absteiger Ried verliehen war,  „überredet“ werden. Sein Vertrag läuft bis 2025. Aber einen Platz im Sturm-Kader bekam er nicht. Er wird auch in der kommenden Saison verliehen. Anfragen gibt es genug, Aufsteiger Blau Weiß Linz und Hartberg machen sich einige Hoffnungen. Ist Lang wirklich noch nicht gut genug, um bei Sturm Einsätze zu bekommen? Die Frage sorgt auch im Umfeld des Cupsiegers für Diskussionen. Andererseits ist der Erfolgsdruck für Sturm gestiegen. Daher haben Talente wenig Zeit zum Reifen. Oder gar keine.

Foto: Supersport.

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