Fußball

Sturm wurde mit Kara nicht fertig – Rapid nach 125 Tagen wieder Tabellenführer

Gegen Sturm verlor Rapid in Graz in der zweiten Runde am 19. September durch ein 1:1 die Tabellenführung, 125 Tage später holte sich Rapid gegen Sturm zumindest bis Sonntag Platz eins zurück. Durch ein 4:1 (2:1) im Allianz-Stadion, das alle Grazer Serien zerstörte: Erstmals seit der sechsten Runde am 1. November (0:2 gegen LASK) verloren, erstmals seit fünf Partien Tore kassiert. Und gleich vier. In den ersten zwölf Runden waren es nur vier. Erstmals in dieser Saison kassierte Sturm in einer Spielhälfte zwei Tore. Warum? Der Grund hat vor allem einen Namen: Ercan Kara. Sturms Trainer Christian Ilzer lag mit seiner Prognose, wonach Kara der Schlüsselspieler bei Grün-Weiß ist, durchaus richtig. Womit er allerdings nicht rechnete: Dass seine Defensivabteilung mit dem bulligen Sturmtank überhaupt nicht fertig wurde.

Bereits nach sieben Minuten jubelten die Rapid-Spieler mit ihrem „Erci“ (Bild oben). Ein kurioser Beginn: Zunächst vergab Sturm nach zwei Eckbällen von Jakob Jantscher durch  Kapitän Stefan Hierländer und Gregory Wüthrich zwei Führungschancen. Dann erzielte Rapid nach dem zweiten Eckball von Marcel Ritzmaier, weil sich Kara von seinem Schatten Jon Gorenc Stankovic löste. Der Slowene gilt als wichtigster Spieler in Sturms Defensive, gestern erwischte er aber einen schwarzen Abend. Wirkte nicht fit, wie sein unrunder Laufstil zeigte.  Damit fehlten Sturms Tormann Jörg Siebenhandl nur drei Minuten, um seinen Bundesligarekord (504 Minuten kein Tor kassiert) einzustellen. Den bitteren Beginn verkraftete Sturm. Spielte als bessere Mannschaft Chancen heraus, brauchte aber einen kapitalen Fehler von Max Hofmann im eigenen Strafraum, um durch Jantscher im zweiten Versuch zum Ausgleich zu kommen. Rapid machte schlimme Fehler im Spielaufbau, aber zur Pause lag die schlechtere Mannschaft trotzdem wieder vorne. Weil knapp vor der Pause drei Spieler, darunter Stankovic, bei einem weiten Abschlag von Rapids Goalie Richard Strebinger Kara nicht am Kopfball hindern konnten. Dadurch entstand die Aktion zum 2:1 durch Thorsten Schick, der die starke Vorarbeit von Kapitän Dejan Ljubicic auch deshalb nützen konnte, weil Siebenhandl zögerlich aus dem Tor kam.

Rapid gnadenlos effizient. Der Spielstand verwunderte in der Pause selbst das  grün-weiße Präsidiumsmitglied Gerald Willfurth: „Sturm hat fünf Sitzer, aber wir führen. Nicht normal“.  Es sollte noch besser kommen. Wieder nach einer Standardsituation kam nach fünf Minuten der zweiten Hälfte der Nackenschlag für Sturm: Eine scharfe Hereingabe von Mateo Barac verwandelte Christoph Knasmüllner mit Ferse und Hinterteil in ein Kunsttor. Zwar gab Sturm nicht auf, aber ein  Joker brachte denn die endgültige Entscheidung: Bekim Balaj kam nach 66 Minuten, sah vier Minuten später vom unsicheren Referee Dieter Muckenhammer die rote Karte. Bei einem  Freistoß für Sturm lief der Albaner völlig unnötig in Ritzmaier hinein, Muckenhammer wertete dies als vorsätzliche Tätlichkeit mit dem Ellbogen. Diese Ansicht hatte er exklusiv. Der zweite Ausschluss für Sturm hintereinander: Beim 0:0 in Wolfsberg Linksverteidiger Amaou Dante, in Hütteldorf Balaj. Über beide kann man streiten, Zweimal hätte es Gelb auch getan.

Rapid war das egal. Didi Kühbauer brachte nach 78 Minuten Yusuf Demir, der nach einem Siebenhandl-Patzer mit einem Schlenzer ins Kreuzeck zum 4:1 sein außergewöhnliches Talent bewies. Er hatte beim 1:1 in Graz vor vier Monaten zuvor den Ausgleich erzielt.  Den Spruch des Abends lieferte zum Abschluss Ilzer, als er vor dem „Sky“-Interview sah, wie Andi Herzog temperamentvoll im Studio die defensiven Fehler der Sturm-Betonabwehr beschrieb: „Hätten wir mit so viel Energie verteidigt wie Andi eben analysierte, hätten wir kein Tor bekommen!“ Weil Rapid 4:1 gewann, erübrigten sich auch Diskussionen über Kühbauers Aufstellung. Wer klar gewinnt, hat  alles richtig gemacht. Auch den Tormannwechsel zurück von Paul Gartler auf Strebinger, für den es keinen Grund gab. Aber Strebinger verhinderte in der ersten Hälfte den Rapid-Rückstand, Kühbauer bezeichnete die Leistung als „außerordentlich gut“.

Auch den Verzicht auf den schnellen Kelvin Arase zu hinterfragen, erübrigt sich bei einem 4:1. Die Variante mit vier zentralen Mittelfeldspielern (Ljubicic, Dejan Petrovic, Knasmüllner, Ritzmaier) bewährte sich. Tor von Knasmüllner, je ein Assist von Ljubicic und Ritzmaier. Kühbauer sprach von einem wichtigen Sieg gegen eine starke Mannschaft: „Vor der Pause waren wir zu passiv, dann haben wir etwas geändert. Wir haben dort weiter gemacht, wo wir im Herbst aufhörten!“

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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