Von Mittwoch bis Sonntag fünf Erfolgstage für Österreichs Fußball und die Familie Gregoritsch. Mittwoch trug Augsburg-Legionär Michael als Joker in Klagenfurt entscheidend dazu bei, dass aus einem 0:1 gegen Griechenland noch ein 2:1 wurde. Freitag konnte sich sein Vater, U 21-Teamchef Werner, über ein spätes 1:0 gegen den Kosovo in Pristina freuen. Sonntag war wieder Sohn Michael an der Reihe: Er köpfelte im Windsor Park von Belfast das goldene, entscheidende Tor zum 1:0 (1:0) gegen Nordirland (Bild oben). Sein viertes Tor im 20. Länderspiel, für ihn eine „wunderbare Sache“, wie er nachher feststellte. Mit dem Sieg lebt die Chance auf den Gruppensieg und Aufstieg in die Nations League A, der wie es aussieht, zum Duell gegen Norwegen wird.
Denn vor Österreich fertige Norwegen im Ullevaal-Stadion von Oslo Österreichs nächsten Gegner Rumänien glatt mit 4:0 (2:0) ab. Das 1:0, 2:0 und 4:0 erzielte Ex-Salzburg-Torjäger Erling Haaland, schoss sich mit seinem ersten Dreierpack im Teamdress den Riesenfrust über das Scheitern im Play-off um ein EM-Ticket gegen Serbien vom Leib. Norwegen hat bei jeweils sechs Punkten die um sechs Treffer bessere Tordifferenz als Österreich. Am Ende zählt bei Punktegleichheit die direkten Duelle. Österreich hat in Oslo 2:1 gewonnen, ist daher Tabellenführer. Bleibt es bei der Punktegleichheit, würde am 18. November ein Unentschieden im Wiener Happel-Stadion reichen, um vor Norwegen zu bleiben.
Österreich beginn im 4-2-3-1 wie erwartet mit Stefan Lainer als rechten Verteidiger, mit Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger im Abwehrzentrum, so wie es der Frankfurt-Legionär gewünscht hatte, mit David Alaba als Linksverteidiger in der Viererkette (auf dieser Position spielte er im Team erst zum zweiten Mal), mit Kapitän Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker im defensiven Mittelfeld, davor mit Reinhold Ranftl, Xaver Schlager und Christoph Baumgartner hinter der einzigen Spitze Michael Gregoritsch. Die Überraschung war Ranftls Nominierung auf der rechten Außenbahn als einziger Nicht-Legionär. Sein zweites Länderspiel, das erste von Beginn an. Zuvor spielte der Steirer in Diensten des LASK nur 13 Minuten im letzten belanglosen EM-Qualifikationsspiel, dem 0:1 in Riga gegen Lettland am 19. November 2019. Franco Fodas Aufstellung passte. Die Österreicher kontrollierten bald die gegenüber dem Play-off-Aufstieg in Bosnien an fünf positiven veränderten Nordiren, die trotzdem irgendwie leer wirkten, setzten sie mit Pressing unter Druck. Aber Rot-Weiß-Rot machte sich das Leben selbst schwer. Weil sie die Chance ausließen schon bis zur Pause für klare Verhältnisse zu sorgen. Erstmals im Teamdress ließ Baumgartner seine Kaltschnäuzigkeit etwas in Stich. Er ließ noch bei 0:0 zwei Sitzer aus, zuvor vergab bereits Hinteregger nach einem Alaba-Freistoss aus weniger Metern per Kopf die Führung. Nur Gregoritsch, der per Kopf auch die zweite Chance für Baumgartner vorbereitete, traf nach einer perfekten Flanke von Hinteregger. Eindeutig zu wenig nach starken 45 Minuten ohne schwachen Punkt.
Das hätte sich am Ende der zweiten Hälfte, in der Österreich zu keiner einzigen klaren Chance mehr kam, zu oft unnötig die Bälle verloren, beinahe noch gerächt. Bis in die Nachspielzeit bekam Tormann Pavao Pervan nur einen harmlosen Kopfball zu halten. Aber in der 92. Minute fehlten bei einem Schuss von Nordirlands Joker Liam Boyce nur Zentimeter zum Ausgleich. Jener Boyce, der drei zuvor mit seinem einzigen Ballkontakt den entscheidenden Elfmeter zum Aufstieg der Nordiren ins Play-off-Finale um das EM-Ticket verwandelte. Fast wäre es erneut so gekommen. Zu Österreichs Glück nicht. Aber alle wussten das, was Alaba im ORF-Interview sagte: „Auf jeden Fall haben wir noch Luft nach oben!“ Foda sah die einzige kritische Situation gar nicht, weil er sich gerade umdrehte. Den Sieg bezeichnete er auf Grund der tollen Leistung in der ersten Hälfte als völlig verdient.