Fußball

Tatar muss keinen Besen fressen: Rapid-Herrlichkeit dauerte nur drei Minuten

Vor zwei Wochen, nach Rapid 2:0 in Innsbruck in der zweiten Runde der Qualifikationsgruppe sagte Alfred Tatar, der launigste und einfallsreichste Sky-Analytiker, im Studio: „Ich fresse einen Besen, wenn Rapid die restlichen acht Spiele auch noch gewinnt.“ Die Besen-Gefahr für Tatar wurde Samstag im Altacher Schnabelholz  beseitigt. Weil die in den letzten Wochen geschaffene „Rapid-Herrlichkeit“ nur drei Minute dauerte. Von der 89. bis zur 92. Minute. Die reichte nur Schadensbegrenzung, das vierte Unentschieden hintereinander in Altach. Als alles verloren schien, verwandelte Rapid ein 0:2 in ein 2:2.  Nach der Krönung der Rapid-Viertelstunde hob der bis dahin nachdenkliche Trainer Didi Kühbauer (Bild oben) jubelnd seine Hände, drehte sich zur Tribüne hinter seiner Bank um. Wahrscheinlich hörte er von dort zuvor keine Freundlichkeiten, sondern zumindest hämische Töne.

Wer sagt, die Leistung von Altach wird für Rapid im Cupfinale am 1. Mai gegen Red Bull Salzburg nicht reichen, der liegt richtig. Aber im Wörtherseestadion wird ein anderer Gegner auf Rapid warten. Der nicht tief verteidigen, nicht auf Konterchancen warten, sondern selbst die Initiative ergreifen wird. Und mit dieser taktischen Konstellation wird Rapid möglicherweise sogar besser zurecht kommen als mit der in Vorarlberg, mit 70 Prozent Ballbesitz und elf Torschüssen in der ersten Hälfte. Aber von denen ging nur einer wirklich auf das Tor.

Als Rapid nach der Pause mehr Druck machte, näher der Führung als zuvor schien, kam der Bruch. Eine schlechte Abwehr von Tormann Richard Strebinger ermöglichte Mergim Berisha Altachs Führung. Daher begann Kühbauer seine Joker zu ziehen. Mit Andrija Pavlovic für Aliou Bashi und Manuel Thurnwald für den wieder einmal fast unsichtbaren Christoph Knasmüllner änderte sich vorerst wenig. Im Gegenteil, nach einem Ballverlust von Kapitän Stefan Schwab ließ sich Rapid auskontern.  Marco Meilinger, dem Marvin Potzmann wie vor dem ersten Tor nicht folgen konnte, vollendete. Im Finish brachte Kühbauer Deni Alar für Philipp Schobesberger, von dem kaum Gefahr ausging. Pavlovic sollte sich im Finish als Goldgriff entpuppen: Pass zu Thomas Murg, der für das 1:2 sorgte. Und nach einem hohen Ball von Christoph Dibon köpfelte der Serbe den Ausgleich: „Er war nicht bei vielen Szenen dabei, „aber die wenigen waren entscheidend“, meinte Kühbauer, dem der Schlusspfiff nach dem 2:2 zu schnell kam. Er hätte seiner Mannschaft das große Happy End noch zugetraut. Auch so gab es im dritten Spiel hintereinander in den roten Auswärtsdressen keine Niederlage: Aufstieg ins Cupfinale, 2:0 in Innsbruck, 2:2 in Altach. Wie man Kühbauer kennt, wird er dennoch einige Dinge ansprechen: Schwächen im Defensivverhalten, gefährliche Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, zu wenig Durchsetzungsvermögen in der Offensive. Es bleibt genug Luft nach oben.

Trotz erstem Punkteverlust in der Qualifikations-Gruppe liegt der Siebente Rapid drei Zähler vor dem Achten Mattersburg, der praktisch in letzter Minute Wacker Innsbruck 3:1 (1:1) bezwang, wobei der Ex-Rapidler Andreas Kuen mit seinem ersten Tor nach viel zu langer Leidenszeit wegen schwerer Knieverletzungen für den Schlusspunkt sorgte.  Die überraschendste Personalie in Mattersburg: Robert Almer, Sportchef und Tormanntrainer in Personalunion, bat aus familiären Gründen Präsident Martin Pucher um Auflösung seines Vertrags mit Saisonende. Pucher kam der Bitte nach. Mit Bedauern, weil Almer einen guten Job machte. Der Abstiegskampf hinter Mattersburg scheint nur zum Duell zwischen Wacker Innsbruck und Hartberg zu werden. Noch hat der steirische Aufsteiger zwei Punkte mehr, obwohl das 1:2 (1:1) in der Südstadt das zwölfte Spiel hintereinander ohne Sieg bedeutete. Den Siegestreffer für die Südstädter köpfelte Rapids Wunschstürmer Sasa Kalajdzic. Er wuchs nach der Verletzungspause rasch zur Admira-Überlebensversicherung. Dabei fühlt er sich körperlich noch gar nicht bei hundert Prozent.

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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