Eishockey

Torsperre mit neun Legionären: Desaster für Vienna Capitals

Rafael Rotter feierte mit den Linzer Black Wings  Freitag in der siebenten Runde der ICE League endlich den ersten Sieg. Ausgerechnet beim Meister KAC in Klagenfurt, der beim 5:6 die Strapazen vom Auftieg ins Achtelfinale der Champions League in Kiew (4:3 gegen Donezk am Mittwoch) möglicherweise noch spürte. Dennoch blieben die Linzer Letzter in der Tabelle. Vorletzter sind die Vienna Capitals, für die sich diese Saison bisher zum Desaster entwickelte.  Ob der verdiente  Kapitän Mario Fischer (Bild) den Rücktritt vom Rücktritt, den er im Sommer erklärt hatte, schon bereut? Selbst wenn, wird es das nie zugeben. Die Krise in Zahlen: Das 0:3 in Dornbirn, bei dem David Kickert sein Comeback im Tor feierte, bei den Vorarlbergern Lukas Herzog (früher Salzburg, Villach) zu einem Shot-Out kam, war das zweite Spiel hintereinander ohne erzieltes Tor nach der 0:1-Heimpleite gegen Laibach am letzten Wochenende. Die Capitals erzielten in den ersten sieben Runden die wenigsten Tore aller 14 Klubs. Nämlich nur zwölf. Das bisherige Highlight bedeutete der 2:0-Sieg beim KAC. Möglich gemacht durch eine Superleistung von Tormann Bernhard Starkbaum.  Samstag kassierten die Capitals in Innsbruck mit dem 2:3 (1:1, 0:2, 1:0) die sechste Saisonniederlage. verloren erstmals seit März 2018 gegen dieTiroler wieder nach regulärer Spielzeit. DerAusgleich zum 1:1 durch Patrick Antal war der erste Treffer der „Caps“ nach 122 Minuten und 19 Sekunden.

Ihre Krise ist hausgemacht. Mit diesem Vorwurf muss Franz Kalla, der Vizepräsident und Manager leben. Wer mit seinen Spielern nicht entsprechend kommuniziert, darf sich nicht wundern, wenn sie Angebote der Konkurrenz bekommen und abwandern. Das trifft vor allem auf die  österreichischen Stützen wie Ali Wukowits, Benjamin Nissner oder auch Rotter zu. Sowohl in Dornbirn als auch gegen Laibach agierten die Capitals mit neun Legionären. Mit sieben Kanadiern, je einem Amerikaner und Dänen. In der ersten Linie spielte kein Österreicher. Laibach gewann in Wien mit nur zwei Ausländern, setzte neun Talente ein, die letzte Saison in der Alps League spielten. Blamabel für die Capitals, die zu Saisonbeginn acht Legionäre präsentierten, von denen zwei nicht mehr in Wien sind: Verteidiger Shawn Lalonde, weil er die sittenwidrige Corona-Klausel der Liga nicht unterschrieb, Stürmer Cliff Pu, weil er nach China wechselte, um bei Olympia in Peking für China spielen zu können.

Seit Freitag stehen bei den Capitals elf Ausländer im Kader. Der zuletzt engagierte ist  33 Jahre alt: James Shepperd hat 431 Partien in der National Hockey für Minnesota, San Jose und die New York Rangers absolviert, kam letzte Saison  in Deutschland bei Köln in 36 Spielen auf 32 Punkte. Er soll der Top-Center für die erste Linie sein, am kommenden Wochenende debütieren. Trainer Dave Barr lobte ihn in den höchsten Tönen. Man wird sehen. Die fünf im Sommer neu gekommenen Nordamerikaner erwiesen sich bisher nicht gerade als Gewinn.  Gibt es nicht mehr die  Kooperation  mit den Vegas Knights aus der NHL, die Kalla vor Jahren als großen Hit präsentiert hatte? Offenbar gehört nicht dazu, gute Tipps aus Las Vegas in Sachen Legionäre zu bekommen, die wirklich etwas bringen. Kurzum: Eigentlich kann es bei den Capitals nur besser werden. Ob es aber reichen wird, um so gut wie letzte Saison zu sein? In der spielten weniger Legionäre.

Interessante Neuigkeiten präsentierte der Eishockeyverband: Die Vergrößerung des Präsidiums von vier auf sechs Mitglieder. Neu hinein kamen der Wiener Verbandspräsident Andreas Ösze, der dies als Höhepunkt seiner Funktionskarriere feierte, und der Kärntner Bernhard Tschrepitsch als Fachmann für Marketing und Sponsoring, Mit Ösze, offiziell Vertreter der Landesverbände,  belohnte Verbandschef Klaus Hartmann den Mann, der gemeinsam mit Niederösterreichs Präsident Peter Andrecs letztes Jahr im Hintergrund die Fäden für einen Präsidentenwechsel gezogen hatte. Einen Verbandschef aus Wien oder Niederösterreich konnte es nicht geben, daher „erfanden“ Ösze und Andrecs Hartmann. Auf Tschrepitsch warten schwere  Aufgaben: Die von Hartmann nach seiner Wahl angekündigten guten Kontakte zur Wirtschaft zeigten sich bisher nicht in Form von Sponsoren.  Daher musste sogar die Nachwuchs-Stiftung des Verbands aufgelöst werden, um zahlungsfähig zu bleiben. Was passiert aber, wenn die Gelder aus der Stiftung aufgebraucht sind? Tschrepitsch soll verhindern, dass es so weit kommt.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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