Fußball

Tragik, Drama, Video-Elfer: Paris versagte zum dritten Mal

Die Champions League spielt verrückt! Was Dienstag Abend im Bernabeu-Stadion begann, ging 24 Stunden später im Parc de Prince weiter: Die Heimmannschaft scheiterte nach einem Sieg im Auswärtsspiel. Wobei das Scheitern von Paris St.Germain noch mehr Tragik, Drama und fast außerirdischen Wahnsinn bedeutete als das von Titelverteidiger Real Madrid. Der hatte in Amsterdam gegen Ajax „nur“ 2:1 gewonnen, war daheim die klar schlechtere Mannschaft, ging mit 1:4 klar unter. Aber Frankreichs Meister? Nicht nur beim 2:0 in Old Trafford  die bessere Mannschaft, sondern auch bei der 1:3 (1:2)-Heimpleite, die 68 Prozent Ballbesitz hatte. Und durch einen Video-Elfer rausflog. Für Manchester United entschied bei 3:3 ein Auswärtstor mehr. Eine Sternstunde für Interimstrainer Ole Gunnar Solskjaer, das neunte Auswärtsspiel hintereinander zu gewinnen: „Einfah phantastisch“, lachte er beim Sky-Interview. Eine Mannschaft, die daheim mit zwei Toren Differenz verlor, schaffte zuvor noch nie den Aufstieg. Manchester United schon. Für Verlierer Thomas Tuchel bedeutete es die wohl bitterste Niederlage seine Trainerkarriere.

Nach nur einer Minute und 51 Sekunden legte ein Fehlpass des deutschen Paris-Verteidigers Thilo Kehrer, letzten Sommer für 37 Millionen Euro von Schalke geholt, Romelu Lukaku das Führungstor auf. Paris steckte den Schock weg, kam zu Chancen, zum Ausgleich durch Ex-Bayern-Verteidiger Juan Bernat nach Vorarbeit von Kylian Mbappe. Doch dann unterlief Torhüter Gigi Buffon, mit 41 der älteste Spieler in der Champions League, ein Anfänger-Fehler. Er ließ vier Minuten vor der Pause einen Schuss von Marcus Rashford nach vorne abprallen, das nutzte Lukaku zur Führung.

Damit bleib es spannend. Paris gelang es meist, Manchester vom Tor fernzuhalten. Doch dann die 91.Minute: Innenverteidiger Presnel Kimpembe sprang auf der Strafraumlinie in einen Schuss des eingewechselten Portugiesen Diego Dalot, der Ball traf die ausgestreckte Hand, der Videoassistent griff ein, der slowenische Referee Damir Skomina, der auf Eckball entscheiden hatte, sah sich die Szene mehrmals an, pfiff nach drei Minuten Pause Elfmeter. Jener Skomina, der elf Jahre zuvor  bei der Europameisterschaft im Wiener Happel-Stadion bei Österreichs 0:1 im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland für Aufregung gesorgt hatte, als er als vierter Referee dafür sorgte, dass beide Teamchefs, Josef Hickersberger und Jogi Löw, vom spanischen Referee Manuel Mejuto Gonzalez nach 38 Minuten auf die Tribüne geschickt worden.

Rashford bezwang Buffon beim Elfmeter, obwohl der Italiener in der richtigen Ecke war. Das Match war erst nach 98 Minuten und sieben Sekunden vorbei. Angel di Maria vergab noch die Chance auf das zweite Tor und den Paris-Aufstieg. Danach Entsetzen in Paris, der verletzte Star Neymar stand fassungslos beim Kabinengang. unbeschreiblicher Jubel bei den Manchester-Aufsteigern und seinen Fans. United verkraftete auch insgesamt zehn Ausfälle, darunter von Paul Pogba, Jesse Lingard, Anthony Martial, Nemanja Matic, Juan Mata und Alexis Sanchez.  Paris versagte damit schon zum dritten Mal hintereinander im Achtelfinal-Rückspiel: Letzte Saison daheim beim 1:2 gegen Real Madrid, 2017 beim legendären 1:6 im Nou Camp gegen den FC Barcelona nach einem 4:0-Heimsieg. Und Buffons letzter Anlauf, die Champions League zu gewinnen, ist gescheitert. Nicht ohne sein Verschulden.

Ein Video-Elfer entschied auch zwischen dem FC Porto und AS Roma. Roma gewann daheim 2:1, im Estadio Do Dragao führte Porto nah der regulären Spielzeit 2:1. Nach 116 Minuten zupfte Alessandro Florenzi Portos Joker Fernando Andrade am Trikot. Der Videoreferee griff ein, der Türke Cüneyt Cakir studierte die Szene in der Videoära, gab dann Elfer. Der Brasilianer Alex Telles verwandelte zum 3:1, Porto damit aufgestiegen. Von diesem Achtelfinale der Champions League wird man noch Jahre reden.

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