Fußball

Trainingszentrum ist auf Schiene, Milletich sitzt in seiner „Klage-Falle“

Zuerst zwei Stunden über das Thema Infrastruktur, dann nochmals zwei über die Vorwürfe gegen Präsident Gerhard Milletich. So lief Freitagabend die Präsidiumssitzung des ÖFB, bei der Teamchef Ralf Rangnick seinen Teil dazu beitrug, dass sich die Diskussionen um das geplante Trainingszentrum in Wien-Aspern  konstruktiv gestalteten. Mit dem Hinweis auf seine Erfahrungen bei der Errichtung von Trainingszentren in Hoffenheim und Leipzig. Demnach sei die geplante Fußballhalle mit Originalmaßen keine Notwendigkeit, viel wichtiger wäre ein mehrstöckiges Gebäude mit Zimmern und Unterkünften für die Spieler. Diese Variante kommt auch billiger, die Baukosten für Geschäftselle, Kleinstadion und vier Trainingsplätze würden sich wahrscheinlich bei rund 71 Millionen einpendeln. Der Bund und die Stadt Wien übernehmen je ein Drittel der Kosten. Der endgültige Beschluss, der kein einstimmiger sein wird, soll bei der nächsten Präsidiumssitzung am 16. Dezember fallen. Wenn auch die Kosten für die Betriebsführung bekannt sein werden.

Zwei Tage vor dem WM-Finale in Katar wird sicher auch noch einmal über den Präsidenten gesprochen werden. Denn der Fall ist nicht vom Tisch, sondern wird auch in einem Monat noch am Köcheln sein, „Der Präsident hat dem Präsidium die Sachlage bezüglich medialer Behauptungen zu seiner Person dargelegt, eine rechtliche Einschätzung präsentiert und Einsicht in die Unterlagen gewährt. Ein Klage gegen die erhobenen Behauptungen wird geprüft!“ Es geht um die im „News“ erhobenen Vorwürfe, die der „Kurier“ übernahm und verschärfte, wonach Milletich seine Funktion als ÖFB-Präsident missbraucht habe, um Inserateneinnahmen für seinen Bohmann-Verlag zu lukrieren. Mit Milletichs Darstellung waren für einige Präsidiumsmitglieder die Vorwürfe ausgeräumt, für andere nicht. Und daran wird sich so schnell nichts ändern.

Für den ÖFB alles andere als eine angenehme oder gar gute Situation. Den Zweiflern fehlt der wahre Beweis. Nämlich, dass einer der von Milletich angeblich angesprochenen Sponsoren die Vorwürfe bestätigt und nicht wie bisher anonym bleibt. Und wohl auch bleiben wird, wenn nicht Milletich wie angekündigt seinen ehemaligen Geschäftspartner „Kurier“ klagt. Ob der Ratschlag, vor ein ordentliches Gericht zu gehen, ein guter war? Er sitzt in seiner „Klage-Falle“. Ein Prozess würde sich über mehrere Monate ziehen. Solange bleibt das Thema am Köcheln. Was Milletich klagen wird, verriet er auf Anfrage im Präsidium nicht, weil er kein Jurist ist. Sollte der Präsident aber nicht klagen, würden dies viele garantiert als Eingeständnis seiner „Schuld“ bewerten. Fast zeitgleich zur Präsidiumssitzung griff der Hörfunk in der Sendung „Doublecheck“ auf Ö1 die Causa auf. Die Ansicht des ehemaligen Rechnungshofpräsident Franz Fiedler klang nicht nach haltlosen Vorwürfen gegen Milletich oder ein nur „ungeschicktes“ Vorgehen.  Eine heile ÖFB-Welt gibt es nicht.

Foto: ORF.

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