Seit fünf Jahren war seine Demenzerkrankung bekannt. Man wusste, dass Didi Constantini zuletzt ein Pflegefall war. Dennoch machte die Meldung seines Ablebens am Mittwoch betroffen. Constantini wurde nur 69 Jahr alt. Als Spieler lief dem Innenverteidiger Mitte der Siebzigerjahre bei der Spielgemeinschaft Wattens/Wacker Innsbruck kein geringerer als Bruno Pezzey den Rang ab. Daher wechselte Constantini im WM-Jahr 1978 zum LASK, spielte danach beim anderen Innsbrucker Klub SPG, bei Kavala in Griechenland, Union Wels, in Wien beim FavAC und Sportclub, bei dem er die aktive Karriere beendete. 1988 begann die als Trainer, die 24 Jahre lang dauerte und 14 Stationen hatte. Zum Auftakt in der Wüste: Als Ex-Rapidler Walter Skocik 1987 ein Angebot von Ittihad Jeddah aus Saudiarabien annahm, begleitet ihn zwei ehemalige Spieler aus seiner Sportclub-Zeit, Constantini und Alfred Riedl, als Assistenten. 1989 war das vorbei, begann ein neues bei Rapid als Co-Trainer seines Trauzeugen Hans Krankl. Das dauerte auch zwei Jahre. Deshalb wird Raid Donnerstag in der Conference League gegen FC Kopenhagen mit einer Trauerminute Constantini gedenken,
1991 begann er als Österreichs U 21-Teamchef. Wenige Monate später war er Interims-Teamchef als Nachfolger des erfolglosen Riedl. Mit Constantini verlor Österreich die letzten zwei Spiele in der Qualifikation für die EM 1992 in Belfast gegen Nordirland 1:2 und in Wien gegen Jugoslawien 0:2. Jugoslawischer Teamchef war damals der spätere Sturm-Meistermacher Ivica Osim, der wegen des Bürgerkriegs keine kroatischen Spieler mehr einsetzen durfte, was Osim hart traf. Topstar von Jugoslawien in Wien war „Il Genio“ Dejan Savicevic, damals Milan-Topstar, ein paar Jahr später Legionär bei Rapid. Die Spieler traten öffentlich dafür ein, dass Constantini Teamchef werden sollte. Doch ÖFB-Präsident Beppo Mauhart entscheid sich für den großen Ernst Happel, der Constantini als Assistenten einsetzte. Als nach zehn Monaten Happel in Innsbruck seinem Krebsleiden erlag, brachte Constatini die letzte Botschaft Happels aus dem Spital mit: „Wirst sehen, da wird das draus!“ Beim ersten Lädnerspiel, das nur vier Tage nach seinem Tod am Programm stand, erkämpfte Österreich mit Constantini als Interims-Teamchef in Nürnberg gegen Welmeister Deutschland ein 0:0. Neben Constantini lag auf der Trainerbank die Kappe, die Ernst Happel bei Länderspieeln trug.
Auf Mauharts Initiative ernannte das ÖFB-Präsidium danach Unter 21-Teamchef Herbert Prohaska zu Happels Nachfolger, nicht Constantini. Der trainierte daraufhin ab 1993 den LASK, dann Admira/Wacker, den FC Tirol, ehe er zum deutschen Zweitligisten Mainz wechselte. Als Mainz nach 25 von 34 Runden nur auf Platz 15 lag, musste Constantini gehen. Zu seinen Spielern gehörte als rechter Verteidiger der spätere Trainerguru Jürgen Klopp, der am 1. Jänner als Fußballchef von Red Bull beginnen wird. Auf Fragen nach Constantini hörte man von Klopp nur Gutes über seinen Ex-Trainer. Das änderte sich auch nicht, als er mit Liverpool Champions League-Sieger und Meister war.
Constantini kehrte 199 zum ÖFB zurück. Als Assistent von Teamchef Otto Baric mit dem Ziel Qualifikation für die WM 2002. Das wurde in zwei Entscheidungsspielen gegen die Türkei verpasst. Danach war Constantini bekannt als „Nothelfer“ bei Klubs, bei denen es nicht planmäßig lief. Zweimal bei der Wiener Austria und bei Pasching. Er war auch Sportdirektor bei Austria Salzburg und beim FC Kärnten. Dort resignierte er nach Differenzen mit dem von ihm engagierten Trainer namens Peter Pacult. 2009 machte der neue ÖFB-Präsident Leo Windtner Constantini zum Teamchef, als de glücklose Tscheche Karel Brückner nach acht Monaten zurücktrat. Die Qualifikation für die WM 201o war schon verloren, bevor seine Ära begann, die für die EM 2012 schaffte er nicht. Es gab dennoch Dinge, die man nicht vergaß. Etwa, dass er David Alaba für Österreich „rettete“, als sich auch Nigeria, das Heimatland seines Vaters sehr um ihn bemühte. Constantini setzte den damals 17 jährigen Alaba am 14. Oktober 2009 im Stade de France von Paris beim 1:3 gegen Frankreich erstmals ein, damit war alles erledigt: „Du warst immer für mich da. Ohne dich wär ich heute nicht da, wo ich bin“, trauerte Weltstar Alaba via Instagram um den Tiroler. Auch der spätere Teamkapitän Julian Baumgartlinger debütierte bei Constantini. Er gab jungen Spieler, kaum dass sie aufzeigten, rasch ihre Chance. Dazu zählte auch Aleksandar Dragovic, der mit 19 in der zweiten Partie der Constantini-Ära beim 0:1 gegen Serbien in Belgrad, der Heimat seiner Eltern und Großeltern, das erste seiner 100 Länderspiele bestritt. Dafür war er seinem ersten Teamchef immer dankbar.
Es gab das ein oder andere Match in den Constantini-Jahren zwischen 2009 und 2011, das bis heute unvergesslich blieb. Etwa das 4:4 in Brüssel gegen Belgien in Brüssel, als Österreich nach der roten Karte für Paul Scharner bis zur 87. Minute die 3:2-Führung hielt, dann 3:4 in Rockstand geriet und dezimierte in der 93. Minute durch Martin Harnik ausglich. Stefan Maierhofer brüllte danach mitten im Teamchefinterview in die Kameras: „Das ist Österreich“. Oder im Happel-Stadion das unglückliche 1:2 gegen Deutschland mit Teamchef Jogi Löw als bessere Mannschaft durch ein Tor von Mario Gomez in letzter Minute. Das 23. Spiel in Constantinis Ära, ein 0:0 gegen die Türkei in Wien, war das letzte. Danach forcierte Constantini auf seine eigene Art den Nachwuchs: Er veranstaltete im Sommer Camps, die regen Zuspruch fanden. Bis seine Krankheit dies beendete.
Foto: ÖFB.