Fußball

Trikots abgegeben! Skandalabstieg mit Abbruch bei Lindner: „Das geht mir sehr nahe!“

Den 12. Mai 2019 wird Österreichs Teamtorhüter Heinz Lindner wohl vergessen. Nicht nur, weil er an diesem Sonntag erstmals in seiner Karriere abstieg, sondern wegen der Begleitumstände, in dem dies mit dem Schweizer Rekordmeister  Grasshoppers Zürich passierte. Mit einem schlimmen Skandal, dem zweiten Abbruch, den Chaoten-Fans des ehemaligen Schweizer Nobel-und Vorzeigeklubs in dieser Saison inszenierten. Im März durch einen Pyro-Eklat in Sion, Sonntag in Luzern nach 68 Minuten, als Grasshoppers 0:4 zurücklag, der Abstieg auch rechnerisch nicht mehr zu verhindern war. Ein Sieg in Luzern wäre der letzte Strohhalm gewesen, an dem man sich klammern hätte können.  Es wurde aber ein rabenschwarzer, entwürdigender Sonntag.

Man ist in Österreich von sogenannten Rapid-Hardcorefans einiges gewohnt. Etwa, dass sie vor zwei Jahren nach einem 0:3 in Ried die Mannschaft zu einer Aussprache auf einem Autobahnparkplatz befahlen. Den  Sturm auf den Rasen beim Derbyabbruch im Hanappi-Stadion vor acht Jahren. Eindeutige Gesten gegen Rapids Spieler, wenn sie wie in dieser Saison für Enttäuschungen sorgten. Aber die Grasshoppers-Chaoten sind offenbar noch viel schlimmer. Nach 68 Minuten kletterten sie in Luzern über den Zaun, stellten sich an den Spielfeldrand. Drohende Gesten folgten. Der Schiedsrichter schickte sofort beide Mannschaften in die Kabine. Wenige Minuten später marschierten 26 bewaffnete Polizisten mit  Gardemaß auf. Unter ihrem Schutz kam Lindner, der zu Beginn der zweiten Hälfte einen Elfmeter abgewehrt hatte, in Begleitung von Präsident Stephan Rietiker zu den Fans, um mit ihnen zu reden und „verhandeln“. Sprechchöre der Fans  „außer Lindner könnt ihr alle geh´n“, empfingen ihn. Die meisten der Chaoten waren vermummt, ihr Rädelsführer war ein grauhaariger Mann mit langem Bart. Lindner musste bald einsehen, dass es wenig Sinn machte, zu reden. Es war nicht daran zu denken, das Match fortzusetzen.

Die Fans forderten von Lindner: „Gebt die Leibchen her, lasst die Hosen runter, verpisst euch.“ Jeder Spieler sollte einzeln aus der Kabine kommen, sich bis auf die Unterhosen vor ihnen ausziehen und dann über das Spielfeld zurücklaufen, weil keiner würdig war, das Grasshoppers-Trikot zu tragen Lindner ging zurück in die Kabine. Wenig später kamen alle Spieler, auch Lindners Landsmann Marco Djuricin, gemeinsam  heraus, übergaben den Fans ihre Trikots. Erniedrigender geht´s nicht mehr. Lindner, der mit seinen 28 Jahren schon einiges erlebt hat, bei Austria etwa den Platzsturm der Rapid-Fans im Hanappi-Stadion, hielt dem entgegen: „Wenn ich dadurch Ausschreitungen verhindern kann, nehme ich das in Kauf, spielt das keine Rolle“ Er hatte Tränen in den Augen, als er später zu Schweizer Journalisten sprach: „Das sind traurige und sehr unrühmliche Umstände, unter denen ein Klub mit so viel Tradition absteigt. Das geht mir sehr nahe.“ Noch drei Runden sind in der Schweizer Super League zu spielen. Die werden für Lindner und Mitspieler zum Spießrutenlaufen.

Foto: © ORF.

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