Fußball

Tschüss und danke? Marcel Koller wie immer die Ruhe in Person

Rund zwölf Millionen Euro hat der FC Basel bisher durch den Vorstoss ins Viertelfinale der Europa League allein an Prämien verdient. Dienstag Abend geht es im Viertelfinale gegen Ukraine-Meister Schachtjor Donezk um weitere 2,8. Und vielleicht auch um die Zukunft von Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller und seines Wiener Assistenten Thomas Janeschitz beim 20 fachen Schweizer Meister. Ein Sieg in der Arena auf Schalke in Gelsenkirchen, den Basel eigentlich nur die wenigsten zutrauen, würde ein gewichtiges Argument sein, den Ende des Monats auslaufenden Vertrag mit dem 59 jährigen Koller zu verlängern. Er hat sich gegenüber seiner Zeit in Österreich kaum verändert: Er bleibt stets die Ruhe in Person, auch wenn die Erfolge ausbleiben, wirkt ziemlich unaufgeregt. Als Teamchef passiert ab der  Endrunde bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich und der folgenden, verpassten  WM-Qualifikation.

„Jetzt ist es wirklich nicht Zeit, Vertragsgespräche zu führen“, sagte Koller  letzte Woche, als er nach dem Aufstieg gegen Eintracht Frankfurt die Frage beantworten sollte, ob er jetzt mit einer Vertragsverlängerung rechne. Ihn interessiert nur das Match gegen Schachtjor Donezk: „Wenn es nach zwei Jahren nicht weiter gehen sollte, dann sage ich einfach tschüss und danke!“ Vor einem Jahr sollte Koller beurlaubt werden, hatte schon seinen Spind geräumt, ehe ein Machtwort von Präsident Bernhard Burgener alles rückgängig machte.  Platz drei in der Super League mit 14 Punkten Rückstand auf Meister Young Boys Bern sind kein Argument für Koller. Aber die Europa League. Und der Zeitdruck von Basel: Nach dem Finalturnier zur Europa League warten noch das Pokalsemifinale gegen Zweitligist Winterthur (25.August) und erwartungsgemäß das Endspiel gegen Young Boys fünf Tage später, in dem Basel Titelverteidiger wäre. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Start der neuen Saison. Zu wenig, um einen neuen Trainer zu installieren? Um Alternativen umgesehen hat sich Basels Sportchef Ruedi Zbinden jedenfalls. Ex-Mainz-Trainer Sandro Schwarz soll bereit stehen.

Bei Schachtjor Donezk standen beim 3:0 gegen Wolfsburg fünf Brasilianer in der Startelf. Darunter  Marlos und Taison, die bereit vor fünf Jahren in der Qualifikation zur Champions League gegen Rapid gespielt hatten (Taison erzielte das Goldtor im Happel-Stadion und traf auch beim 2:2 in Lemberg), ebenso 2012 in der Europa League mit Metalist Charkiw.  Ein Donezk-Joker wird Koller vielleicht an seine ÖFB-Zeit mit Sportchef Willi Ruttensteiner erinnern:  Manor Solomon, Torschütze gegen Wolfsburg, gilt aktuell für Israels Teamchef Ruttensteiner als große Hoffnung im Play-off um ein EM-Ticket gegen Schottland in Glasgow. Gegen Schachtjors  Brasilianer-Zauber muss Koller wieder auf die unter ihm zum Bollwerk gewachsene Defensive setzen, die nur vier Tore in zehn Partien der Europa League zuließ. Dank des Abwehrzentrums mit dem 23 jährigen Omar Alderete aus Paraguay und dem 22 jährigen Schweizer Eray Cömert, der Hochform von Verteidiger Silvan Widmer und Tormann Jonas Omlin. Der ist aber verletzt, daher muss der 23 jährige Serbe Djordje Nikolic ran.

Da Omlin nach Frankreich zu Montpellier wechseln wird, ist bei Basel ein Tormann in Gespräch, den  Koller aus seiner Teamchefzeit gut kennt: Heinz Lindner, inzwischen 30 Jahre alt, zweimal hintereinander abgestiegen, ohne dass dem 28fachen Teamkeeper daran eine Schuld traf. Zunächst 2019 in der Schweiz mit Grasshoppers Zürich, vor wenigen Wochen in der zweiten deutschen Liga mit Wehen Wiesbaden. Koller wurde von den Basel-Fans oft seien Vergangenheit in Zürich bei Grasshoppers, dem einzigen Verein, bei dem er gespielt hatte, mit dem er auch später als Trainer Meister wurde, vorgeworfen. Mag sein, dass es deswegen auch bei Lindner, dem früheren Liebling des Grasshoppers-Fans, Vorbehalte geben könnte. Ein Lindner-Transfer nach Basel könnte auch bei Indiz dafür sein, dass es mit Koller doch  weiter geht.

 

 

Foto: © FC Basel.

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