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Tuchel macht´s möglich: Es geht auch ohne Neymar

Thomas Tuchel ist normal ein eher scheuer Mensch. Darum bedeutete beim Trainer von Paris St.Germain schon etwas, dass er  vergangene Woche zur rauschenden Geburtstagparty seines verletzten Topstars Neymar  in einem Edellokal an der Champs Elysees auftauchte. Wie alle seine Spieler kam Tuchel gemäß des Mottos, das eine Nacht in Rot hieß, in Rot. Mit Anzug und Mascherl. Brachte sogar ein Geschenk mit.  Nahm den am rechten Mittelfuß verletzten Brasilianer in den Arm. Mittwoch Abend sorgte Tuchel (Bild oben) in Old Trafford für einen Abend ganz in Weiß. So besiegte Frankreichs Meister als erste Mannschaft Manchester United, seit dort der Norweger Ole Gunnar Solskjaer. Trainer ist. Das 2:0 (0:0) befreite die Katar-Scheichs in den Pariser Chefetagen vom Albtraum, so wie letztes Jahr im Achtelfinale auszuscheiden. Und verlängerte den Traum von  Tormannoldie Gianluigi Buffon, mit 41 erstmals die Champions League zu gewinnen.

„So wie wir in Old Trafford kann auch Manchester United in Paris gewinnen“, warnte Tuchel nachher. Er tat dies in französischer Sprache. Im Gegensatz zu seinem spanischen Vorgänger Unai Emery, der mit der Verständigung Probleme hatte, kommt Tuchel bei den Pressekonferenzen von Beginn an allein zurecht. Für alle Fälle hat er noch einen Dolmetscher bei sich, falls er manchmal ein Wort vergisst.  Was selten vorkommt. Bei „Defaite“, das französische Wort für Niederlage, bestünde die Gefahr, weil Tuchel es bisher  bei Paris St.Germain so selten brauchte. Es kommt bei den Franzosen sehr gut an, dass Tuchel immer versucht, alles zu verstehen und selbst auf Französisch zu beantworten. Wie auch in Old Trafford. Noch besser kam natürlich der Sieg an. Im Duell gegen die Franzosen im roten United-Dress, gegen Paul Pogba und Anthony Martial, Pogba sah knapp vor Schluss in der hektischen Partie Gelb-Rot, fehlt in Paris. Vor Pogbas Ausschluss gab es acht gelbe Karten.

Bemerkenswert an dem Sieg war außerdem, dass er ohne drei verletzte Stammspieler, ohne Neymar, Torjäger Edson Cavani und den belgischen Verteidiger Thomas Meunier gelang. Es geht also auch ohne Neymar: „Weil wir sehr gut als Team verteidigt haben. Nur so kann man in Manchester bestehen“, erklärte Tuchel, den man in der Coaching Zone in all seinen Facetten erlebte. Angespannt, fluchend als Motzki, wie ihn deutsche Medien oft bezeichnen, dann aber ausgelassen mit Jubelsäge. Ähnlich feierte Angel di Maria seine Assists zu den Toren von Innenverteidiger Presnel Kimpembe und Jungstar Kylian Mbappe. Bei United war Angel di Maria 2015 nach einer Saison unter Louis van Gaal als Flop aussortiert und um 63 Millionen Euro an Paris St.Germain verkauft worden. Die Fans pfiffen ihn Mittwoch bei fast jedem Ballkontakt aus. Die Gesten des Argentiniers am Ende waren eindeutig.

Zu Tuchels Stärken gehört es, neue Taktiken zu erfinden, seine Spieler kreativ einzusetzen. Das ist zugleich spannend und  verwirrend. Der Brasilianer Marquinhos war Innenverteidiger und ist nun Mittelfeldspieler, der am Mittwoch Pogba viel von seiner Wirkung nahm. Der Deutsche Julian Draxler übernahm Neymars Spielmacherrolle, bezeichnete nachher den Paris-Stil als „easy and excellent“. Als einfach und herausragend. Damit punktete Tuchel auch im Kampf gegen den portugiesischen Sportdirektor Antero Henrique. Die beiden reden wenig miteinander, gelten als verbissene Rivalen im Kampf um die Macht im Verein und bei den Scheichs aus Katar. Mit dem Sieg in Manchester vergrößerte Tuchel seinen Vorsprung.

Paris St.Germain so gut wie im Viertelfinale, zwischen AS Roma und Porto ist nach dem 2:1 im Olympiastadion alles offen. Die Schlagzeilen lieferte Romas 19jähriger Mittelfeldspieler Nicola Zanioli. Er traf erstmals in der Königsklasse. Gleich mit einem Doppelpack gegen Portos 37jährige Tormannlegende Iker Casillas in dessen 174. Match in der Champions League. Beide Male leistete Bosniens Teamkapitän Edin Dzeko den Assist. Er kann nicht nur in der Nations League gegen Österreich entscheidende Akzente setzen.

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