Fußball

Typisch deutsch: Finale der Österreich-Bezwinger

U21-Teamchef Werner Gregoritsch schaute sich in Kroatien am Fernsehschirm fast fünf Stunden lang zu, wie  Österreichs Bezwinger das Finale der  Europameisterschaft in Polen schafften. Spanien, im Play-off bei zwei Unentschieden nur dank des Auswärtstors weitergekommen, bezwang Italien  dank des überragenden Mittelfeldmotors Saul von Atletico Madrid, der mit seinen Endrundentoren drei, vier und fünf Italiens große Tormannhoffnung Gianluigi Donnarumma innerhalb von 21 Minuten dreimal mit links bezwang, 3:1.  Der Marktwert des gebürtigen Neapolitaners Donnarumma steht laut Transfermarkt bei 25 Millionen Euro, der von Österreichs U21-Goalie Daniel Bachmann, der bei Stoke keinen neuen Vertrag bekam, bei 250.000. Bachmann ließ sich im Play-off von Saul nicht bezwingen.

Spaniens Finalgegner am Freitag heißt Deutschland, in den Gruppenspielen zweimal Sieger über Österreich. Deutschland schaffte es gegen England auf typisch deutsche Art: Mit einem Sieg im Elfmeterschießen. Wie das Nationalteam  im WM-Semifinale 1990 in Turin am Weg zum Titelgewinn oder sechs Jahre später beim EM-Semifinale im Londoner Wembley-Stadion. Damals war der jetzige U21-Teamchef Stefan Kuntz, der Sohn des Austria-Legionärs in Ernst Ocwirks Trainerära der  Sechzigerjahre, daran schwer beteiligt: Zuerst sorgte er in der regulären Spielzeit für den Ausgleich zum 1:1 und damit für die Elferentscheidung, in der Kuntz zum 5:5 traf. Danach folgte der Fehlschuss des nunmehrigen englischen Teamchefs Gareth Southgate. Deutschland siegte 6:5.

Dienstag in Tychy musste Deutschland als bessere Mannschaft ins Penaltyschießen. In der Keeper Julian Pollersbeck von Zweitligisten  Kaiserslautern, den der Hamburger SV schon um 3,5 Millionen Euro verpflichtete, dem viel teureren Jordan Pickford, für den Everton an Absteiger Sunderland 54 Millionen zahlte, ihn damit zum von der Ablöse her bisher drittteuersten Tormann der Welt machte, die Show stahl. Pollersbeck bekam von seinem Spezialtrainer Klaus Thomforde vor den Penaltys einen Spickzettel, auf dem stand, in welches Eck die Engländer bevorzugt schießen.  Erinnerte stark an Jens Lehmann und seinen Coach Andreas Köpke, als Deutschland im WM-Viertelfinale 2006 in Berlin Argentinien im Elferschießen ausschaltete. Pollersbeck sah nur einmal auf den Zettel, wurde danach von Leicester-Verteidiger Ben Chilwell ins falsche Eck geschickt. Zuvor hatte Pollersbeck schon den Elfmeter von Tommy Abraham, einer Chelsea-Leihgabe bei  Bristol gehalten, damit den „Ausgleich“ geschafft, da vorher Wolfsburg-Verteidiger Yannick Gerhart an Pickford gescheitert war. Als Southampton-Hoffnung Nathan Redmond beim fünften englischen Penalty gegen Pollersbeck nicht verwandelte, jubelte ganz Fußball-Deutschland, war ein neuer Held geboren.

„Einfach geil“,  freute sich Pollersbeck, „ich habe einfach nicht nachgedacht.“ Zuletzt stand der noch in seiner Jugendzeit bei einem Elferschießen im Tor – allerdings in der Halle. „Wir wollten, dass die Leute daheim auf uns stolz sein können“, freute sich Kuntz, „das haben wir weltklasse gemacht.“ Aber beim Finale am Freitag in Krakau ist Deutschland nur Aussenseiter. Spanien gewann bisher alle vier Spiele in der regulären Spielzeit, Deutschland nur zwei. Verlor gegen die Italiener, für die gegen Spanien die Endstation war.

Einen Elferhelden gab es auch im ersten Semifinale des Confed-Cups zwischen Portugal und Chile in Kasan nach 120 torlosen Minuten. Chiles Torhüter in Diensten von Manchester City, Claudio Bravo, hielt die ersten drei von Portugal, von Ricardo Quaremsa, Joao Moutinho und Nani.  Cristiano Ronaldo kam gar nichts mehr zum Schießen. Denn für die auch in den 120 Minuten besseren Chilenen verwandelten ihre Legionäre Arturo Vidal (Bayern), Charles Aranguiz (Leverkusen) und Alexis Sanchet (Arsenal). Chile damit im Final von St. Petersburg gegen Deutschland oder Mexiko.

 

 

 

 

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