Fußball

Über Klagenfurt zum Titel für Ewigkeit und Rekordprämie

Fussball-Highlights haben in Klagenfurt seit vielen Jahren einen Seltenheitswert. Das letzte war im Mai das dramatische Endspiel im Uniqa-Cup zwischen Red Bull Salzburg und Rapid. 2018 werden es zwei sein: Am 1. Mai wieder das Cupfinale, am 2, Juni ein Test von Weltmeister Deutschland auf die Mission Titelverteidigung in Russland. 15 Tage vor ihrem ersten WM-Spiel gegen Mexiko in Moskau stellt sich die Mannschaft von Jogi Löw im 30.000 Zuschauer fassenden Wörthersee-Stadion zum unter Garantie ausverkauften Prestigeduell gegen Nachbar Österreich, der dies zuletzt vor  31 Jahren bei der Eröffnung des überdachten Happel-Stadions im Wiener Prater gewann. 4:1 durch je zwei Tore von Toni Polster und Reinhard Kienast. Damals war Deutschland Vizeweltmeister, der Teamchef hieß Franz Beckenbauer.

Die Initiative zu ersten Spiel gegen Deutschland seit vier Jahren (0:3 bei der Qualifikation für die WM 2014 in München) ging vom ÖFB aus. Bereits vor zwei Jahren. So langen handelten die Geenralseketäre Thomas Hollerer und Friedrich Curtius die Details aus. Die deutsche Bedingung: Das Match muss in Klagenfurt stattfinden. Hat damit zu tun, dass Deutschland wie vor den WM-Titeln 1990 und 2014 wieder ein Trainingslager in Südtirol bezieht. 1990 war es unter Beckenbauer in Kaltern, 2014 das Hotel Weinegg  in der Gemeinde Eppan an der Weinstraße. Das Fünfsternehaus suchten Löw und Teammanager Oliver Bierhoff, der frühere Torjäger von Austria Salzburg, erneut aus.  Dort bezieht der Titelverteidiger ab Mitte Mai Quartier. Von Südtirol würde der deutsche Tross zwar nach Wien nicht viel länger als nach Klagenfurt fliegen, aber der ÖFB akzeptierte den deutschen Wunsch sofort. „Wir wollten dieses Spiel unbedingt“, meinte ÖFB-Generaldirektor Bernhard Neuhold. Und darum spielte es keine Rolle, dass die Einnahme in Wien höher gewesen wäre als in Kärnten. Den Weltmeister zu Gast zu haben, allein schon das kann sich sehen lassen.

Zu Klagenfurt hat Jogi Löw, nächstes Jahr dann seit 14 beim deutschen Team, seit zwölf als Nachfolger von seinem Chef Jürgen Klinsmann, eine besondere „Beziehung“. Nicht nur, weil dort Deutschland bei der Euro 2008 zwei der drei Gruppenspiele bestritt, gegen Polen 2:0 gewann, gegen Kroatien 1:2 verlor, bevor in Wien Österreich mit dem 1:0 aus dem Bewerb geworfen wurde. Sondern weil in Klagenfurt Jogi Löws Trainerkarriere  in Österreich zu Ende ging. Als er dort mit Tabellenführer Austria am 21. März 2004 gegen den von Peter Pacult trainierten Letzten FC Kärnten vor 5000 Zuschauern 0:2 verlor. Die damaligen Austria-Stars: Joey Didulica im Tor, Frank Verlaat als Abwehrchef, mit dem und Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt als Keeper Löw 1997 beim VfB Stuttgart Pokalsieger war, Österreichs damaliger Teamkapitän Thomas Flögel, der Franzose Jocelyn Blanchard, vorne Ivo Vastic und der Norweger Sigurd Rushfeldt. Die Niederlage hatte Folgen: Austria-Boss Frank Stronach forderte von Löw danach, dass künftig auch Sportdirektor Günther Kronsteiner auf der Betreuerbank sitzen muss. Das lehnte Löw ab, weshalb er gehen musste. Zehn Runden später jubelte der GAK unter Walter Schachner über den Meistertitel. Der war bei Löws Abschied Zweiter: „Heute muss ich Stronach dankbar sein, dass es damals so lief. Sonst wäre ich nicht zum DFB gekommen.“ Das sagte Löw bereits vor drei Jahren im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro nach dem Triumph im WM-Finale gegen Argentinien.

Jetzt soll  Klagenfurt eine Station am Weg zu einem Titel für die Ewigkeit  sein. Denn Deutschland war noch nie zweimal hintereinander Weltmeister. Dafür würde es für die Millionenstars eine neue Rekordprämie geben: 350.000 Euro, 50.000 mehr als vor vier Jahren, Das handelte Kapitän Manuel Neuer bereits mit der Chefetage aus. Vor Klagenfurt spielt Deutschland in der letzten Märzwoche gegen Spanien und Brasilien in Düsseldorf und Berlin. Aus dem  Highlight in Kärnten wird auch Franco Foda einen Nutzen ziehen. Nicht nur punkto Vorbereitung auf die neue  Nations League im September. So groß hätten seine Erfolge mit Sturm Graz nie sein können, dass sie in seinem Heimatland für so viel Publicity  um seine Person gesorgt hätten wie ein Match knapp vor der Weltmeisterschaft als österreichischer Teamchef gegen Deutschland.

Foto: Fifa.com.

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