Topleistungen werden nötig sein, um in der EM-Qualifikation am 17. Juni in Brüssel gegen Belgien und drei Tage später im Wiener Happel-Stadion gegen Schweden zu punkten. Das weiß Teamchef Ralf Rangnick. Aber das traut er seiner Mannschaft zu. 23 Feldspieler und vier Torhüter holte er in den Kader, in dem sechs Spieler aus Österreichs Bundesliga kommen, darunter die Neulinge von Cupsieger und Vizemeister Sturm Graz, Linksverteidiger David Schnegg und Stürmer Manprit Sarkaria. Sozusagen die „Vorzeigemodelle“, dass man es mit starken Leistungen in den Kader schaffen kann. Auch wenn man nicht Legionär ist.
Das Comeback von Marko Arnautovic kam wie erwartet, die Einberufung von Marcel Sabitzer hingegen nicht. Gegen Belgien kann es sich Rangnick noch nicht vorstellen, dass beide nebeneinander am Rasen die Bundeshymne hören (Bild), gegen Schweden hingegen schon. Völlig unerwartet, da Sabitzer Anfang Mai bei einer Arthoskopie ein Stück vom Meniskus wegschnitten wurde. Sabitzer meldete sich selbst bei Rangnick zu dessen Überraschung, berichtete, schon im Training zu stehen, auch der Ball sei bereits dabei. Sowohl die medizinische Abteilung von Manchester United, wo Sabitzer bis Ende Juni unter Vertrag steht, als auch die seines „Besitzers“ Bayern bestätigten, dass gegen ein 70. Länderspiel von Sabitzer nichts einzuwenden sei. Was Rangnick gerne hörte.
Unerwartet wie Sabitzers Einberufung kam die von Florian Grillitsch. Bei Ajax Amsterdam kam er wenig zum Einsatz, erhält daher keinen neuen Vertrag. Im Team ist er dabei. Kevin Stöger hingegen, der bei Bochums Rettung eine wichtige Rolle spielte, zu den Stützen gehörte, steht nur auf der Abrufliste Rangnick begründete dies mit der Position. Grillitsch sei eine zentrale Nummer sechs, habe Erfahrung. Für diese Rolle stehe hinter Sabitzer ein Fragezeichen, ebenso hinter Xaver Schlager, weil er nach seiner Syndesmosebandoperaton noch wenig spielte. Aber mit Konrad Laimer, Nicolas Seiwald und Dejan Ljubicic gibt´s noch drei andere Möglichkeiten. Rangnick sieht als eine offensive Nummer zehn. Da habe sich für ihn die Frage zwischen Florian Kainz und Stöger gestellt, die er für Kainz entschied: „Weil er es zuletzt bei Köln und auch bei uns richtig gut machte!“ Und wohl auch, weil Kainz nicht nur zentral,sondern auch an den Flanken spielen kann.
Von den vier Torhütern spielte zuletzt nur Rapids Niklas Hedl ständig, Watfords Daniel Bachmann wegen des Saisonendes in England seit 8.Mai nicht mehr, Alexander Schlager beim LASK in den letzten vier Partien nicht, Patrick Pentz seit dem 0:2 in der Nations League gegen Frankreich in Paris im letzten September nicht mehr. Wer wird statt des erkankten Heinz Lindner die Nummer eins? Der neue Tormanntrainer Michael Gspurning soll in der Trainingswoche das Leistungsvermögen des Quartetts beurteilen, dann die Entscheidung fällen. Das ist Rangnicks Marschroute. Alles offen.
Leider auch, ob Kevin Danso zur Verfügung steht. Er erlitt beim letzten Spiel mit Lens eine Adduktorenverletzung, wird ab Donnerstag in Wien behandelt. Weitere Innenverteidiger im Kader sind Kapitän David Alaba, Philipp Lienhart, Flavius Daniliuc von Salernitana, Max Wöber und Stefan Posch, den Bologna inzwischen fix verpflichtete, vier Millionen Euro an Hoffenheim überwies. Wöber und Posch sind von Rangnick für die Außenpositionen in der Viererabwehr geplant, die ohne Danso wie beim 2:0 gegen Europameister Italien im November beginnen würde. Mit Lienhart und Alaba im Zentrum. Bei Alaba, seit Montag in München, könnte es eine „Verspätung“ geben. Er möchte unbedingt bei der Geburt seines zweiten Kindes dabei sein, der errechnete Termin wäre der kommende Sonntag. Die Vorbereitung beginnt in Windischgarsten, zwei Tage früher als ursprünglich geplant, am kommenden Samstag. Am Abend wird gemeinsam das Champions League-Finale zwischen Manchester City und Inter Mailand angeschaut.
Von den 20 Legionären kommen elf aus Deutschland (Pentz, Lienhart, Christoph Baumgartner, Kainz, Laimer, Ljubicic, Xaver Schlager, Romano Schmid, Patrick Wimmer, Michael Gregoritsch, Karim Onisiwo), je drei aus England (Bachmann, Sabitzer, Wöber) und Italien (Arnautovic, Daniliuc, Posch), zwei aus Holland (Grillitsch, Philipp Mwene), je einer aus Frankreich (Danso) und Spanien (Alaba). Auf der Abrufliste diesmal nur Sturms Mittelfeldmotor Alexander Prass und Matthias Honsak vom deutschen Aufsteiger Darmstadt, anders als im März auch Ex-Rapid-Stürmer Ercan Kara, Legionär bei Orlando. Mönchengladbach-Verteidiger Stefan Lainer schaffte noch nicht die Rückkehr in den Kader.
Im 24 Mann-Kader von Belgiens Teamchef Domenico Tedesco stehen 19 Legionäre, darunter die großen Namen wie Thibault Courtois, für Rangnick derzeit der beste Tormann der Welt, Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku. Der älteste Spieler kommt vom Brüsseler Traditionsklub Anderlecht: Der 36 jährige Innenverteidiger Jan Vertonghen.
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