Fußball

Nur Verlierer um „Ich will weg-Gregoritsch“ in Augsburgs Pöbelkiste

Die deutsche Fußballszene hat brisantere Themen als die „Augsburger Pöbelkiste“, wie „Bild“ die Szenerie rund um die Beurlaubung von Österreichs Teamspieler Michael Gregoritsch nannte. Seit Freitag Abend, seit Borussia Dortmunds Rettung in der Nachspielzeit durch Kapitän Marco Reus vor 81.000 Zuschauern zum 3:3 gegen Aufsteiger Paderborn. Das in einem Heimspiel zur Kategorie peinlich gehörte, speziell wegen des 0:3 zur Pause nach einer desaströsen ersten Hälfte. Dortmunds Krisensitzung im Stadion dauerte danach bis 90 Minuten nach Mitternacht, der Schweizer Trainer Lucien Favre, seit Sommer 2018 Nachfolger von Peter Stöger, gilt als schwer angezählt. Soll noch ein „Endspiel“ bekommen, nämlich Mittwoch in der Champions League beim FC Barcelona in Nou Camp. Wenn das so sein sollte, ist das Vertrauen in Favre nicht mehr groß. Denn dieses „Endspil“ kann er normal nicht gewinnen.

Augsburg spielte erst Sonntag daheim gegen Hertha BSC Berlin. Aus den letzten drei Heimspielen holte Augsburg nur einen Punkt. Trotz Nähe zur Abstiegszone und des Ausfalls des an der Schulter verletzten isländischen Torjägers Alfred Finnbogason verzichten Manager Stefan Reuter und der Schweizer Trainer Roman Schmid auf den „Ich will weg“-Gregoritsch. Weil er vor eineinhalb Wochen bei Österreichs Team erklärte, dass er im Winter Augsburg unbedingt weg will, um die Möglichkeit zu haben, regelmäßig zu spielen und sich für Österreichs Aufgebot zur Europameisterschaft zu empfehlen.“ In Augsburgs Chefetage fasste man das als „motzen“ auf, suspendierte Gregoritsch nach  der Rückkehr vom Team. In elf Runden war er nur zu sechs Einsätzen und 303 Spielminuten gekommen. Viermal in der Startelf, zweimal als Joker. Letzte Saison gehörte der 25 jährige Grazer noch 28 mal zu den ersten elf.

Dienstag soll es zum Sechsaugengespräch zwischen Reuter, Schmid und Gregoritsch kommen. Der Schweizer will die Tür für den „Rebell“ offen halte, nicht nachtragend sein. Man könne eine Meinung haben, die Frage sei nur, wie man sie kommuniziere. Vielleicht  steckte hinter Reuters Durchgreifen auch die Erinnerung an Gregoritsch-Landsmann Marin Hinteregger, der im Jänner mit seinem „Motzen“ gegen den damaligen Trainer Manuel Baum seinen Abgang in Richtung Eintracht Frankfurt eingeleitet hatte. Gregoritsch versichert, Hinteregger nicht zum Vorbild genommen zu haben. Sah aber so ähnlich aus.

In Wahrheit gibt es bei der derzeitigen Lage nur Verlierer. Letzten Saison zeigte Werder Bremen großes Interesse an dem Steirer, Trainer Florian Kohfeldt wurde zweimal bei ihm in Augsburg vorstellig. Es gibt unterschiedliche Versionen zum Scheitern des Transfers: Die von Reuter hieß, dass Werder den Wechsel nicht stemmen konnte, konkrete Verhandlungen einen Tag vor dem festgelegten Termin absagte, Gregoritsch spricht von zu hohe Ablöseforderungen Augsburgs in  zweistelliger Millionenhöhe, die Werder zu hoch waren. Acht oder neun Millionen sollen Reuter zu wenig gewesen sein.

Mit der Suspendierung beschädigt Augsburg den Marktwert von Gregoritsch, der laut „Transfermarkt“ trotz seiner bisher keinesfalls guten dritten Saison  in Augsburg auf zwölf Millionen steht. Gregoritsch liegt falsch, wenn er glaubt, dass die Bewerber um ihn im Winter  Schlange stehen werden. Das kann man bei der aktuellen Lage ausschließen. Also ist es für beide Seiten das beste, wieder einen gemeinsam Weg zu finden. Das „Glück“ für Gregoritsch, dessen Vertrag  in Augsburg bis 2022 läuft, ist, dass es für Österreichs Teamchef Franco Foda mit Blickpunkt Europameisterschaft auf seiner Position nicht allzuviele Alternativen gibt.

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