Fußball

Unglaublich: Nur eine desolate Austria kann Rapid noch retten

Verrücktes Finish im Kampf um die Meisterrunde: In der vorletzten Runde des Grunddurchgangs schafften es fix Austria trotz einer peinlichen 1:3 (1:2)-Heimpleite gegen den Schlusslicht Altach und St. Pölten trotz eines 2:3 (1:1) in der Südstadt gegen Admira. Wahnsinn, dass Austria trotz der sportlichen Bankrotterklärung auf Platz drei hinter  Red Bull Salzburg und dem LASK blieb. Rapid hingegen ist nach dem 1:2 (1:) in Mattersburg, der ersten Niederlage gegen die Burgenländer seit August 2015, im Pappel-Stadion seit Mai 2013, praktisch gescheitert, hat zwei Punkte Rückstand auf Sturm, da die Grazer in Salzburg ein glückliches 0:0 schafften und drei auf Wolfsberg. Die Kärntner ließen beim 1:1 (0:1) in Hartberg als bessere Mannschaft zwei Punkte liegen.

Damit hat es Rapid auch mit einem Heimsieg über Hartberg nicht mehr selbst in der Hand. Braucht Hilfe durch die desolate Austria, die gegen Sturm in Graz nicht verlieren dürfte, damit es Rapid vielleicht dank der besseren Tordifferenz vor dem Vizemeister noch schafft. Oder Hilfe durch die Admira, die in Wolfsberg gewinnen müsste. Zu erwarten ist  beides nicht. Vor allem, wenn man weiß, wie extrem derzeit die Lokalrivalität in Wien zwischen Violett und Grün-Weiß ist. Mattersburg könnte mit einem Sieg in St.Pölten noch Sechster werden, wenn Sturm und Wolfsberg verlieren, Rapid Hartberg nicht schlägt. Wolfsberg müsste allerdings sehr hoch verlieren, Mattersburg sehr hoch gewinnen. Die Tordifferenz der Kärnter heißt plus eins, die der Burgenländer minus neun. Eigentlich nicht zu schaffen. Komplett aus dem Rennen ist Aufsteiger Hartberg.

Rapid ist aber an seinem Unglück schon selbst schuld. Einerseits durch die schlechten Ergebnisse in Herbst, anderseits durch die Niederlage am holprigen Rasen des Pappel-Stadions. Da fehlten in den roten Auswärtsdressen die Aggressivität und Kompaktheit der letzten zwei Wochen, wie auch Trainer Didi Kühbauer zugab. So konnte vor der Mattersburger Führung Andreas Gruber unbehelligt in Richtung Rapid-Strafraum laufen, ehe der Ball aufsprang und dem Steirer die Möglichkeit zu einer unhaltbaren Bogenlampe gab: „Normal schlagt so ein Schuss in Ödenburg auf“, ärgerte sich Kühbauer. Gruber half seinem Ex-Klub Sturm.

Allerdings gelang Philipp Schobesberger sein ersten Bundesligator seit 18 Monaten zum Ausgleich auch nur unter Mithilfe von Mattersburgs Spanier Jano und Tormann Martin Kuster. Der einzige von 26 Rapid-Schüssen, der ins Tor traf. In der zweiten Hälfte vergab Andrija Pavlovic nach Idealpass von Thomas Murg, der knapp vor ihm etwas aufsprang, die große Chance zur Führung, die danach Kuster verhinderte. Und dann kosteten Defensivschwächen einen Punkt: Oldie Mario Sonnleitner und Stephan Auer attackierten Martin Pusic schlecht, der konnte den Ball zwischen Sonnleitner und Manuel Martic hindurch in den Lauf des aufgerückten Innenverteidigers Thorsten Mahrer (Bild oben im Zweikampf mit Rapids Kapitän Stefan Schwab) spielen. Der erstmals seit April 2017 in der Bundesliga ein Tor erzielte.

Zu einer klaren Ausgleichschance kam Rapid nicht mehr, obwohl Kühbauer mit Aliou Badji, Andrij Ivan und Veton Berisha noch drei Legionäre einwechselte: „Wir geben nicht auf“, versicherte der merkbar enttäuschte Trainer. Aber es passt zu dem verrückten Finish, dass St.Pölten den Platz unter den ersten sechs vor allem den 20 Punkten verdankt, die unter Kühbauer in den ersten neun Runden geschafft wurden. Mit Nachfolger Ranko Popovic waren es nur zehn in zwölf Runden, in denen Kühbauer 17 mit Rapid gewann.  Wie er denken wird, sollte er mit Rapid scheitern?

Handlungsbedarf besteht bei Austria nach der schlimmen Darbietung. Violett kassierte Slapstick-Tore, für Altach trafen auch die Ex-Austrianer Marco Meilinger und Philipp Netzer. Wahnsinn, wie sich Austrias Innnverteidiger Christian Schoissengeyr und Florian Klein vor dem 0:1 auf der Touroutlinie von Mergim Berisha austanzen ließen. Bei einigen Spielern bekam man den Eindruck, dass sie gar nicht den Ball wollten. „Kastatrophal“ nannte auch Trainer Thomas Letsch den Auftritt vor nur noch 5000 Zuschauern, „wir müssen uns bei jedem Austria-Fan entschuldigen.“ Die Fantribüne reagierte in der zweiten Hälfte mit Pfiffen und „Letsch raus“-Rufen, die der Trainer als „völlig normal“ bezeichnete, weil er für diese leblose Mannschaft verantwortlich sei: „Bei Altach wirft sich immer einer in den Schuss, bei uns keiner“, wunderte er sich. Der konsternierte Max Sax gestand, dass sich außer Salzburg und LASK keine Mannschaft den Platz in der Meisterrunde verdiene. Sportchef Ralf Muhr gab zu, dass diese Leistung nach Konsequenzen schreie, er auch die Mannschaft in die Pflicht nehme, man jetzt Tacheles reden werde.  Ähnliche Worte hörte man von ihm auch vor drei Wochen nach der Cupblamage beim GAK. Aber was hat sich geändert? In Wahrheit nichts. Dabei redete sich die Austria eine Woche zuvor nach dem 4:2 gegen Hartberg eine Mentalität ein, die es nicht gibt. Trainerwechsel? Ein Austria-Urgestein wie Ernst Baumeister könnte, egal in welcher Funktion, vielleicht helfen. AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Muhr haben Letsch ausgesucht.

Sturm kassierte im siebenten Spiel unter Roman Mählich  zum fünften Mal kein Tor, verbesserte seine Position auch dank Munas Dabbur, weil Salzburgs Torjäger einen Elfmeter aufreizend lässig über das Tor hob. Der zweite vergebene Penalty des Israelis innerhalb  von zweieinhalb Wochen nach dem beim 4:0 gegen Brügge. „Natürlich fragt sich dann der Trainer, warum so“, gab Marco Rose zu. Salzburg, mit Albert Vallci statt Jerome Onguene im Abwehrzentrum, wirkte vom 0:3 bei Napoli noch etwas angeknackst: „Aber wir haben trotzdem viel investiert, nur ist nichts gelungen“, meint Rose. So konnte der LASK mit dem 2:0 gegen Wacker Innsbruck den Rückstand auf Salzburg auf neun Punkte reduzieren. Nach der Punkteteilung wären es „nur“ noch fünf für zehn Runden. Rose zeigte sich nicht überrascht: „Ich habe immer gesagt, dass es mit dem LASK noch eine enge Kiste wird.“

 

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