Fußball

Via Arbeitsgericht zum kommisarischen Sportchef: Ein Kärntner sorgt in Deutschland für Aufsehen

Normal liefern österreichische Trainer und Teamspieler im deutschen Fußball Schlagzeilen, Donnerstag sorgte dafür auch ein als Sportchef kalt gestellter  Kärntner: Gerhard Zuber, geboren in Wolfsberg, seit sieben Monaten bei Hannover 96 schwer gemobbt,  siegte Mittwoch am Arbeitsgericht gegen den Zweitligisten. Durch die Feststellung, sein Vertrag sei unbefristet gültig. 24 Stunden später bestellte ihn Martin  Kind, der Herrscher des Krisenklubs, zum kommissarischen Sportchef. Geschichten, die nur der Fußball schriebt. Oder nur der Zuber, dessen Fußballkarriere in der Marketingabteilung von Sturm Graz begonnen hatte. Von 2001 bis 2003 spielte der deutsche Ex-Internationale Horst Heldt bei Sturm. In der Zeit entstand eine Freundschaft zwischen beiden. Mit Folgen.

Als Heldt 2009 Sportchef beim VfB Stuttgart war, engagierte er  Zuber als Scout, Nahm ihn drei Jahre später zu Schalke mit. Dort war  Zuber schon Assistent von Sportvorstand Heldt. Als der nach dem Ende bei Schalke diesen Job 2017 bei Hannover 96 bekam, ernannte Heldt Zuber zum sportlichen Leiter. Anfangs stellten sich Erfolge ein: Aufstieg in die Bundesliga, dann der Klassenerhalt. Als sich im Frühjahr 2019 der Abstieg abzeichnete, feuerte Kind Heldt, aber nicht Zuber. Als der Fall in die Zweitklassigkeit perfekt war, wurde der 44 jährige Kärntner, dessen Vertrag 2018 bis 2021 verlängert wurde, scheibchenweise demontiert: Mit Jan Schlaudraff stellte der an seiner Stelle engagierte Sportchef rasch fest, dass Zuber (Bild oben) keine Rolle mehr spielen werde. Da sprach er sicher im Auftrag von Kind., Zuber durfte nicht mehr mit ins Trainingslager fliegen, nicht bei Geheimtrainings zuschauen, nicht mehr an Mannschaftsbesprechungen teilnehmen. Das war noch nicht alles. Sein Zugang zum Computer von Hannover 96 wurde gesperrt, seine Schlüsselkarte umkodiert, er musste sein Büro in der Geschäftsstelle räumen, bekam ein neues abgelegenes im Stadion. Zuber reagierte richtig, schwieg und betraute einen Anwalt mit der Wahrung seiner Interessen.

Mittwoch war Verhandlung vor dem Arbeitsgericht.Die Richterin sicherte Zuber via Urteil zwar nicht seinen alten Arbeitsbereich samt Befugnissen, entfristete aber seinen Vertrag mit Hannover, wie es im Amtsdeutsch heißt. Da heißt: Der Vertrag ist unbefristet gültig. Donnerstag Nachmittag folgte der Paukenschlag: Kind entließ Schlaudraff trotz Vertrag bis 2022, setzte Zuber kommissarisch als Sportchef wieder ein. Mit der lapidaren und ironischen Feststellung, dass ungeachtet der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung Zuber bei Hannover 96 von allen das volle Vertrauen genieße. Hätte „der Sollweg-Zuber“ der nicht nachvollziehbaren totalen Kehrtwendung nicht zugestimmt, wäre das ein Grund für eine fristlose Entlassung gewesen. Der Traditionsklub war nach dem Aufstieg mit dem klaren Ziel Aufstieg in die Saison gegangen, liegt aber nach 18 Runden unter 18 Klubs nur auf Rang 13, nur vier Punkt vor Wehen Wiesbaden, dem Klub von Österreichs Teamtorhüter Heinz Lindner, auf dem ersten Abstiegsplatz. Wie es weiter geht? Zubers Zukunft hängt sicher auch davon ab, wie es seinem Freund Heldt im neuen Job beim 1.FC Köln geht. Dort gilt sein Vertrag nur für die erste Liga. Gelingt es den Kölnern, oben zu bleiben, kann man fast Gift darauf nehmen, dass Heldt im Sommer seinen Freund Zuber in die Domstadt holen wird, sie wie in Hannover, bei Schalke und VfB Stuttgart wieder vereint sein werden,

 

 

Foto: Twitter.

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