Dienstag mittag im Haus der Bundesliga in Wien-Hietzing. Draußen schneit es. Um so verwunderter zeigt sich Ligavorstand Christian Ebenbauer, muss lachen, als er auf seinem Handy liest, dass es in Wien derzeitig sonnig ist. Geht etwas an der Realität vorbei. Wie Rapids Ärger über zu harte Urteil nach dem Eklat beim Derby gegen Austria. Das spricht Ebenbauer zur Vorsicht zwar nicht aus, aber in anderen Ländern greift man härter durch. Etwa in Griechenland. Weil der Schlager Paok Saloniki-Olympiakos gar nicht erst angepfiffen wurde, da Oscar Garcia, der Olympiakos-Trainer mit Salzburg-Vergangenheit, am Weg zur Bank von einem aus dem Publikum geschleuderten Gegenstand am Kopf getroffen wurde, gab es für Paok viel, viel härtere Konsequenzen: Strafverifizierung des Spiels mit 0:3, Abzug von drei Punkten, 30.000 Euro Geldsrafe und zwei Geisterspiele unter Ausschluss des Publikums. Das a führte dazu, dass Paok Platz zwei hinter AEK Athen an Olympiakos verlor.
Doch darüber redet Ebenbauer nicht. Sondern vom Hoffen auf den Einzug des Frühlings, damit die Zuschauerzahlen in die Höhe gehen. und der vielen Arbeit, die bis zum Saisonende wartet: die Reform weiter vorbereiten, die offenen Punkte im neuen TV-Vertrag klären, Verträge mit Sponsoren verlängern und weiter über den Kollektivertrag für die Spieler verhandeln. Mit den drei Vertretern der Spielergewerkschaft Gernot Zirngast, Rudolf Novotny und Oliver Prudlo ebenso wie mit den Vertretern von younion, sprich der Daseinsgewerkschaft. Bis zum Start der Zwölferliga in vier Monaten soll alles geklärt sein. Klar, das der Ligavorstand die Reform verteidigen muss. Aber es klingt wirklich nach Überzeugung, ,wenn er für sie argumentiert. Weil dadurch ein spannenderes Format entsteht,wenn auch auf künstliche Art und Weise. Wären in der laufenden Saison nach 22 Runden die Punk halbiert worden, hätte das für Salzburg nur zwei statt fünf Punkte Vorsprung auf Sturm Graz ergeben. Wären Rapid und Admira je sieben Punkte hinter Salzburg ins Play-off gestartet, der LASK acht und die Austria zehn. Gesamtöstereisch gesehen wünscht er sich, dass die Wiener Großklubs der Spitze näher kommen als derzeit: „Ansonst wird´s nicht entscheidend mehr Spannung geben können.“ Und auch das mittlere Play-off lässt er sich nicht abwerten: „Bei zwei von sechs Plätzen geht es doch um alles. Um die Chance auf das Europa League-Play off und gegen den Abstieg. Die Statistik hat uns gezeigt, dass Klubs wie Mattersburg und Ried eigentlich den meisten Publikumszuspruch hatten, wenn es um den Klassenerhalt ging.“
Also ist Ebenbauer überzeugt, dass die neue Zwölferliga samt Play-off den Zuschauerschnitt nach oben treibt. Einer von 10.000 pro Match bleibt weiter das ambitionierte, unerreichte Ziel. Aber die Entwicklung sehe er positiv, trotz des leichten „Knicks“, wie er sagt, in der Saison 2015/16: „Ansonst ging´s seit Jahren stets aufwärts.“ Und über die neue Zwölferliga will er erst wirklich reden, wenn klar ist, wie viele Klubs einen Antrag auf Lizenz stellten. Bis zum 15. März ist noch Zeit dazu. Dass der Verzicht von Anif, des Tabellenführers der Regionalliga West, auf einen möglichen Aufstieg automatisch dazu führte, dass es keine Relegation gegen den Letzten der aktuellen Ersten Liga geben wird, streitet Ebenbauer ab. Und zeigt Verständnis für das Anliegen der Landesverbände, dass aus jeder der drei Regionalligen nur je drei Klubs hinauf dürfen,
Kommenden Freitag, endet die Frist für die TV-Sender, um auf die ausgeschriebenen Rechtepakete der neuen zweiten Liga zu reagieren. Die Verhandlungen für die Bundesliga in Sachen Free-TV hätte Ebenbauer schon gerne abgeschlossen gesehen: „Das sind wir noch voll und schwer in Diskussionen.“ Für den Ligavorstand darf man den Begriff Free-TV nicht nur auf lineares Fernsehen beschränken: „Sobald ich am Computer ein Match sehen kann, ohne etwas zahlen zu müssen bedeutet das Free-TV.“ Darum geht es jetzt bei den Diskussionen um die Lösung für die vier Live-Spiele im Free-TV. Das A1-TV müsste die Spiele freischalten, dann gäbe es kein Argument dagegen. Kritik am eingeschlagenen Weg, alle Rechte in eine Hand zu geben, versteht Ebenbauer nicht: „Erstens war das auch bei den letzten vier Ausschreibungen praktisch schon so. Zweitens haben das die Vereine beschlossen,. Auch die, von denen es jetzt Einwände gibt. Es war immer klar, das aktuelle Modell mit einem Live-Spiel pro Runde im Free-TV nicht mehr fortführen zu können.“ Weil „Sky“ für mehr Geld mehr Exklusivität wünschte. Als Triebfeder, um die Abo-Zahlen steigern zu können: „Ständig Spiele im Free-TV gibt´s derzeit in Europa außer in Österreich nur noch in der Schweiz.“
Noch nicht in diesem Jahr, aber sicher ein Thema ist der Videobeweis: „Die mit dem ÖFB abgesprochene Entscheidung, die Testphase abwarten und zu beobachten, erwies sich als völlig richtig“, behauptet Ebenbauer. Die in der deutschen Bundesliga heftig diskutierten Anlaufprobleme kamen nicht unerwartet, jetzt beginnt sich alles zu normalisieren. Letztes Wochenende entschied die FIFA, den Videobeweis, offiziell „VAR“ (Video Assistant Referee) künftig ins Regelwerk aufzunehmen, ihn im Juni bei der Weltmeisterschaft in Russland einzusetzen. Die UEFA konnte sich noch nicht entschließen, ihn für die Champions League zu übernehmen. Spaniens La Liga wird es in der nächsten Saison der deutschen Bundesliga nachmachen. Und Österreich? Ebenbauer outet sich als Befürworter: „Das Spiel wird immer schneller, das sind alle Hilfen für die Schiedsrichter, damit alles korrekt verläuft, willkommen.“ Zuerst wird der genaue Regeltext abgewartet, ehe man sich Kopf zerbricht, wie man alles in die Tat umsetzt. Ebenbauer schwebt vor, ehemalige Spitzenreferees als eine Art Video-Manager, also Gesamtleiter, oder Video-Assistent heranzuziehen. Wie den Tiroler Konrad Plautz. Aber in so großem Stil wie das Weltmeisterland wird Österreich nicht einsteigen können.
Also keine Videozentrale wie in Deutschland in dem angemieteten Kölner TV-Studio. In Österreich sollen die Videoassistenten in den TV-Übertragungswagen vor dem Stadion sitzen. Auch 15 TV-Kameras wie in deutschen Stadien pro Match, um alles genau sehen zu können, sind nicht drinnen, sondern wie aktuell in der letzten Zehnerliga nur zwischen neun und zwölf. Alles eine Kostenfrage. Ebenbauer meint, dass der Videobeweis höchstens eine halbe Million Euro kosten sollte. Die deutsche Liga gab vor dieser Saison bekannt, 1,8 Millionen in die Premiere des Videobeweises zu investiert zu haben. Mittlerweile haben sich die Kosten auf rund drei Millionen erhöht. Italiens Serie A machte 2,5 Millionen für den Videobeweis locker, Portugals LIGA Nos hat für die laufende Saison 1,2 Millionen verplant. Aber vielleicht kommt Hilfe aus Nyon, von der Vereinigung der europäischen Profiligen, bei der Ebenbauers Vorgänger Georg Pangl Generalsekretär ist. Die überlegt derzeit den Plan, Videosysteme anzukaufen, die kleinere Verbände leasen könnten. Eine Art „rent a video assistant“.