Fußball

Viennas Meisterparty erinnerte an Kempes gegen Krankl

Wer Freitag Abend zur Hohen Warte kam, die langen Warteschlangen vor den Eingängen und später am Buffet sah, der fühlte sich, soferne er damals dabei war, an den 4. April 1986 erinnert. Als damals im mittleren Play-off der Bundesliga die Vienna und der Wiener Sportklub aufeinandertrafen. Damals ging es noch um den Aufstieg in die Bundesliga, Freitag war schon alles entschieden. Vienna Meister der Regionalliga Ost, in den Profifußball zurückgekehrt, nächste Saison in der zweiten Liga. Die Meisterparty lockte 7260 Zuschauer nach Döbling. Ungefähr halb so viel wie 36 Jahre zuvor das Duell zwischen zwei Topstars. Der von Vienna im Winter dank der Ispro-Agentur des verstorbenen Josef Schulz und Rainer Ellerich engagierte Mario Kempes, Argentiniens Held beim WM-Triumph 1978 im eigenen Land, beim Sportklub Hans Krankl, der acht Jahre zuvor auch Geschichte mit den zwei Toren zu Österreichs 3:2 gegen Deutschland in Cordoba geschrieben hatte.

Den Sportklub-Dress trugen damals mit Christian Keglevits noch ein Ex-Rapidler, mit Istvan Magyar und Ruben Plaza zwei Ex-Austraner, der spätere Teamchef Didi Constantini. Alle vom damaligen Avanti-Boss Hannes Nouza nach Dornbach gelockt. Offiziell waren 11.000 Zuschauer auf der Hohen Warte, in Wahrheit tausende mehr. Es gab welche, die sich Eintritt in die Naturarena verschafften, indem sie den Maschendrahtzaun am Weg von der Hohen Warte hinauf zur Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik durchschnitten. Damals gab sich Wiens Prominenz auf der VIP-Tribüne die Hand, Freitag saß dort Baumeister Richard Lugner, einer der vielen Werbepartner des Traditionsklubs.

Der Turm der Wetterwarte erstrahlte im Zeichen des Aufstieg in Viennas Klubfarben blau und gelb. Der Tower von Sponsor Uniqa bei der Wiener Urania ebenso. Sowohl Freitag als auch Samstag. Das Rundherum beim sogenannten „Derby of love“ mit den vollen Tribünen war beeindruckender als das Geschehen am grünen Rasen. Wo 1986 Kempes eine seiner besten Spiele in Blau-Gelb ablieferte, danach von den Fans auf Schultern getragen wurde. Passierte Freitag nach dem Schlusspfiff auch einigen Aufsteigern vor der Übergabe des Meistertellers. Das erinnerte an die Bundesliga. Nur stand am Meisterteller Regionalliga Ost.

Die Sportklub-Spieler standen vor Anpfiff aus Respekt Spalier für die Aufsteiger, danach aber nicht. Da sorgten die Spieler des Regionalliga-Dritten dafür, dass Viennas Leistung nur in kurzen Phasen meisterlich wirkte. Als der Sportklub in Führung ging, sangen seine Fans von der sogenannten Friedshofs-Tribüne „und ihr wollt ein Meister sein“. Die Vienna drehte das Spiel noch, ging in Führung, Partystimmung herrschte aber selten, so sehr sich die blau-gelbe Fantribüne mit Choreographie und Pyrotechnik auch darum bemühte. Das änderte sich nach dem Match. Emotionell wurde es im Finish beim Austausch des 37 jährigen Kapitäns Jiri Lenko, der mit dem Spiel seiner Karriere beendete. Da führte die Vienna noch, danach glich der Sportklub aus. Fast ein Partycrsaher.

In der zweiten Liga stabilisieren, heißt die Vorgabe von Vizepräsident Kurt Svodoba, der in der kommenden Woche Präsident wird.  Dazu muss Sportchef Markus Katzer sicher personell etwas einfallen, damit Trainer Alexander Zellhofer dies in seinem ersten Jahr in der Bundesliga in die Tat umsetzen kann. Und das mit erst 28. Drei Spieler aus der Startelf mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren sind älter Zellhofer. In der Regionalliga-Besetzung könnte die Vienna etwas ins Trudeln kommen. Weil in der zweiten Liga die Intensität doch eine andere, eine deutlich höhere ist.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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