Fußball

Vier Millionen für Murg sind schwerer als zwölf für Schlager

Rapids Geschäftsführer Sport amtiert derzeit aus dem Trainingslager im oberösterreichischen Bad Zell. Die bisherige Bilanz von Zoran Barisic: Deni Alar steht durch die Ausleihe zu Levski Sofia zumindest für eine Saison nicht mehr auf Rapids Gehaltsliste, mit Ivan Mocinic gelang die Vertragsauflösung, für das Abwehrtalent Patrick Obermüller fand er mit Hartberg einen Bundesligaklub, bei dem der 20jährige mehr Chancen auf Spielpraxis in der Bundesliga hat als in Hütteldorf. Jetzt geht´s noch darum, Käufer für Matteo Barac und  Andrija Pavlovic zu finden. Dann wäre der finanzielle Spielraum für einen „Königstransfer“ vorhanden. In Sachen Abgänge kann Barisic entspannt sein. Wenn Boli Bolingboli geht, muss das auch mit dem derzeitigen Kader zu verkraften sein. Bei Thomas Murg würde das  anders aussehen, Grün-Weiß sicher schwächen. Aber da hat Barisic einen Helfer oder Komplizen: Mit der in Murgs bis 2022 laufenden Vertrag festgelegten Ablöse von vier Millionen Euro. Die werden schwerer zu erzielen sein als die jeweils zwölf Millionen, die Meister Red Bull Salzburg von Mönchengladbach und Wolfsburg für Stefan Lainer und Xaver Schlager bekam, weil beide die Option auf den Wechsel in eine Topliga zogen.

Der Grund: Österreichs Bundesliga hat punkto Niveau international nicht den besten Ruf. So positiv Murgs Entwicklung in der letzten Saison auch war, kann der  24jährige Steirer nicht mit dem aufwarten, was auf der sportlichen Visitenkarte von Schlager und Lainer steht. Das sind Spiele in Österreichs Nationalmannschaft, aber vor allem zwei Jahre hintereinander internationale Erfolge mit Salzburg in der Europa  League. 2018 bis ins Semifinale, 2019 zwar „nur“ bis ins Achtelfinale,  aber mit eine  Leistung gegen Italiens Vizemeister Napoli, die sich sehen lassen konnte. Das zählt mehr als Rapids Aufstieg in der k.o.-Phase in einer Gruppe mit Villarreal, den Glasgow Rangers und ZSKA Moskau, Murg war im vergangenen Herbst schon in Köln zu Verhandlungen wegen eines Jänner-Wechsels, aber dann fiel die Entscheidung von Sportchef Armin Veh und seinen Assistenten Frank Aehling zu Gunsten von Ex-Rapidler Florian Kainz, der von Werder Bremen kam. Hin und wieder aufzeigen in der deutschen Bundesliga zählt offenbar mehr als ständig in der österreichischen aufzufallen. Darum überlegen Klubs lange, ob man für Spieler, die bisher eigentlich nur in Österreich herausstachen, vier Millionen auf den Tisch zu legen.

Da müssen die Berater der Spieler, im Fall von Murg Thomas Böhm, schon viel Überzeugungskraft und sehr Argumente im Köcher haben, um Interessenten zu überzeugen, dass  es kein Risiko bedeutet, so viel Geld  zu investieren. Louis Schaub beispielsweise war dank einer Klausel in seinem Vertrag mit Rapid im Frühjahr 2018  für den 1.FC Köln um eine Million billiger zu haben  Darauf zu wetten, dass bis Ende August Schlager und Lainer die teuersten Sommertransfers aus Österreichs Bundesliga ins Ausland bleiben werden, bedeutet nicht das geringste Risiko.

Foto: © red_ring_shots.

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