Fußball

Vier Tore sind zwölf Punkte wert: Wann geht es bei Rapids Legionären nach Leistung?

Hätte Christoph Knasmüllner zwei Minuten vor Schluss Admiras einzige Torchance genützt, wäre es nicht zum vierten 1:0 Rapids hintereinander gekommen, wäre der Frust in Grün-Weiß groß gewesen., hätte Trainer Goran Djuricin sein Gefühl, das Match könnte nicht kippen, in Stich gelassen. Selbst Verlierer Ernst Baumeister gab zu, ein 4:0 oder 5:0 für Rapid hätte eher dem Spielverlauf entsprochen als ein Unentschieden. Womit er Recht hatte. Obwohl viele meinten, das goldene  Tor von Louis Schaub sei nur durch ein Foul von Giorgi Kvilitaia an Admiras Innenverteidiger Fabio Strauss möglich geworden. Allerdings konnte man auch Rapids Trainer Goran Djuricin verstehen, wenn er meinte, man könne bei grün-weißen Siegen  nicht immer nur vom  Faktor Glück reden.

Beim ersten 1:0 hingegen schon. Weil das in Mattersburg durch ein Handtor von Kapitän Stefan Schwab fiel. Das zweite gegen St.Pölten hätte den Chancen nach höher ausfallen können, da traf Joelinton nach Assist von Schaub. Das 1:0 gegen Austria durch Philipp Schobesbergers Kopfball nach Flanke von Schaub ging in Ordnung wie das 1:0 gegen Admira. Wobei für den eine Stunde lang herausragenden Schaub (Bild oben rechts) sein dritter Saisontreffer eine besonderes Goldtor war: Weil erstmals sein neun Wochen alter Sohn Nino im Allianz-Stradion war und er mit seinem 23. Tor in der Bundesliga die Marke seines Vaters aus dessen Admira-Zeiten egalisierte. Er hätte ihn auch übertreffen können, doch er  ließ nach Knasmüllners Chance zum Ausgleich den Sitzer zum 2:0 aus: „Den muss ich machen“, gestand er. Ein Satz, der auch für andere galt.

In erster Linie für Kviliatia. Fahrlässig, wie er in der ersten Hälfte zwei Topchancen ungenützt ließ, bei der zweiten nicht einmal das Tor traf: „Er ist jung, er muss noch lernen“, meinte Djuricin. Wie bitte? Kvilitaia ist bereits 24 Jahre alt. Jung kann man für den 21jährigen Joelinton gelten lassen, der den Georgier ersetzte, auch zu den Chancenverneblern gehörte. Der Norweger Veton Berisha ebenfalls. Sein Laufpensum in allen Ehren aber das ist für einen Legionär, der für Rapid eigentlich eine Verstärkung sein, das eine oder andere Tor erzielten sollte, zu wenig. Auch Berisha wurde wie Kvilitaia ausgetauscht. Für Berisha kam  Philipp Schobesberger. Der Mann, der zuvor die zwei Derbys für Rapid entschied, nur auf der Bank,weil Djuricin ihn nach seiner langen Verletzungspause nicht drei Spiele in sieben Tagen zumuten wollte. Auch wenn möglicherweise die Ergebnisse der Creatinkinase auf eine Übermüdung  Schobesbergers hindeuteten, so etwas ist schwer zu verstehen. Einen Spieler, der mitten im Erfolgslauf  steht, nicht zu bringen. Schobersberger schien dafür kein Verständnis zu haben. Dafür sprach seine Körpersprache nach einer Einwechslung in den letzten 20 Minuten. Bemerkenswert, was Präsident Michael Krammer bei „Sky“ zum Vertragspoker um den „Pfitschipfeil“ sagte: „Wir können nicht über unsere Schmerzgrenze gehen. Aber unsere Schmerzgrenze ist sehr hoch.“

Die bei Djuricin in Sachen Offensiv-Legionäre auch. An Innenverteidiger Lucas Galvao gab es Samstag nichts auszusetzen, bei Linksverteidiger Boli Bolingboli kann man über den ein oder andere Patzer in der Defensive hinwegsehen. Aber wann gilt für Kvilitaia, Joelinton und Berisha das Leistungsprinzip? Würde ein Österreicher, im konkreten Fall Philipp Prosenik, solche Chancen nicht nur einmal vergeben, wäre er auf Wochen lang kein Thema. Kvilitaia oder Joelinton werden wohl auch Samstag in Graz gegen Sturm zum Einsatz kommen, Prosenik sicher nicht. Das wird auch wieder Steffen Hofmann treffen. Es tut jedes Mal weh, ihn nur auf der Tribüne zu sehen. Wenn man vor allem erkennt, dass er helfen könnte. Rapid hat nur das Glück, dass der Ehrenkapitän trotzdem ein hundertprozentiger Profi mit Supercharakter bleibt, der alles über sich ergehen lässt. Würde er einmal in aller Öffentlichkeit sagen, wie er sich behandelt fühlt, wäre die Aufregung in Grün-Weiß groß. Auch unter den Fans, die stolz zu Beginn das Transparent „die Nummer eins in Wien sind wir“ anbrachten. Überraschend, dass nach den zwei Derbysiegen „nur“ 16.800 kamen. Der schlechteste Besuch bei Heimspielen in dieser Saison.

Die Nummer eins in Wien ist Rapid nach sieben Runden ohne Niederlage,die mit dem Debüt von Dejan Ljubicic begannen, der somit weiter eine weiße Weste hat, mit sechs Punkten Vorsprung auf Austria. Denn der Erzrivale konnte einen Tag vor dem 50. Geburtstag von Trainer Thorsten Fink in Pasching eine 2:0-Pausenführung  gegen den LASK nicht zum ersten Sieg im Oktober verwandeln. Schon vor dem Anpfiff  stand der elfte Ausfall durch den Mittelfußbruch von Florian Klein fest. Als nach der Pause Routinier Heiko Westermann verletzt raus musste, kippte das Match, wobei es beim ersten Treffer der Linzer ein Foul an Tormann Patrick Pentz gab. Derzeit kommt alles zusammen,was Siege verhindert. Ein Fehler von Referee Alex Harkam. Ebenso wie in Salzburg von Manuel Schüttengruber, der beim 2:0 über Altach bei einer Notbremse von Salzburgs Tormann Cican Stankovic, dem Trainer Marco Rose eine Chance für vier Spiele gab, gegen Legionär Tekpetey nur Gelb statt Rot zeigte. Da stand es 1:0. Damit eroberte der Meister zumindest für 24 Stunden Platz eins, den Sturm Sonntag schon mit einem Remis in Wolfsberg zurückholen kann. Das erste Tor gelang Schlusslicht St. Pölten beim Kellerduell in Mattersburg zur Führung, aber es reichte nicht zum Sieg, Nur zu einem 1:1, das nicht weiter hilft.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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